Erst waren es 20 Meldungen, eine Woche später 30, und täglich kommen in Weyhe weitere Sichtungen des Eichenprozessionsspinners an öffentlichen Bäumen hinzu. Die Raupe ist auf dem Vormarsch. In ganz Weyhe wurden im ganzen Jahr 2024 lediglich 15 Nester entdeckt. Grünplaner Florian Mategka vom Fachbereich Umwelt der Gemeinde Weyhe rechnet in diesem Jahr mit einem erheblich größeren Anteil an Sichtungen des angehenden Schmetterlings.
Zwar sei die Raupe kein Grund zur Panik, dennoch wird ihr Aufkommen zunehmend zum Problem: Von den 25 Fundstellen mit Gespinsten des Eichenprozessionsspinners auf öffentlichen Grund im Weyher Gemeindegebiet waren 20 Fälle umgehend fachgerecht entfernt worden. Die einzelnen gemeldeten Sichtungen auf Privatgrundstücken mit entsprechender Reaktion der Eigentümer waren dabei noch gar nicht mitgerechnet. Denn Privatleute seien selbst dafür verantwortlich, die Nester entfernen zu lassen. Das könne durchaus eine drei- bis vierstellige Summe kosten, so Mategka.

So wie der Eichenprozessionsspinner vergangenes Jahr in Stuhr bekämpft wurde, so wird ihm auch in Weyhe in diesem Sommer wieder zu Leibe gerückt.
Ein Eingreifen sei aber unbedingt erforderlich, wenn eine Ausbreitung an einer Eiche festgestellt wird. Denn die Brennhaare der Raupen können sich über den Wind verteilen. Für Menschen und auch Haustiere sind die mit Widerhaken versehenen Härchen durch das enthaltene Nesselgift Thaumetopoein, benannt nach dem wissenschaftlichen Namen des Eichenprozessionsspinners, gesundheitsgefährdend. Kontakt damit verursacht Juckreiz, Hautentzündungen und vereinzelt Nesselsucht. "Ungefähr drei- oder viermal so schlimm wie bei einer Brennnessel", beschreibt Mategka das Gefühl nach Kontakt mit den Härchen. Wenn die Haare in Augen und Atemwege gelangen, könne das aber nicht nur äußerst unangenehm werden, sondern auch gefährlich.
Im Freibad und am Tennisplatz Nester abgesaugt
Zu den Standorten, an denen jüngst der Eichenprozessionsspinner entdeckt wurde, zählten auch sensible, öffentlich stark frequentierte Bereiche wie das Freibadgelände, die Zentralsportanlage (ZSA), die Leester Marsch oder die Straße Im Bruch. Dort sei rasch gehandelt worden, sagt Mategka: "Abhängig von der Gefahrensituation greifen die Fachfirmen, mit denen wir zusammenarbeiten, zügig durch. Beim Freibad zum Beispiel war nach der Meldung innerhalb eines Tages alles weg. Das funktioniert eigentlich immer gut."
Die Gemeinde Weyhe hat keinen eigenen Hubsteiger, um damit Nester, die auch bis zu 20 Meter hoch in den Eichen vorhanden sein können, zu entsorgen. Daher würden die Nester von Mitarbeitern in spezieller Schutzkleidung eingesaugt und anschließend entsorgt. Vorher wird der getroffene Bereich abgesperrt, teilweise werden auch Hinweisschilder aufgestellt. Mehr Schilder seien bestellt, sagt Bürgermeister Frank Seidel. An der Sportanlage etwa musste kurzzeitig im Bereich des Tennisplatzes der Trainingsbetrieb eingestellt werden.
Allerdings werde man in Zukunft bei dieser Vielzahl an Sichtungen nicht mehr überall Fachfirmen hinzuziehen, um die Nester zu entfernen, sagt Mategka: "Tendenziell wird es seit 2022 immer mehr." An weniger belebten Wegen werde man dazu übergehen, lediglich Warnschilder an die betroffenen Bäume zu stellen oder diese mit einem großen "E" zu kennzeichnen.
Folge des Klimawandels
Erst 2019 sind die Raupen im Landkreis Diepholz nachgewiesen worden. Mittlerweile sei der gesamte südliche Teil des Landkreises befallen, sagt Mategka – nach Ansicht des Naturschutzbundes (Nabu) eine Folge des Klimawandels. Der Eichenprozessionsspinner bevorzugt Stieleichen, so Mategka, und hat auch ein paar wenige natürliche Feinde wie Meise und Kuckuck oder einen Käfer namens Puppenräuber. Bei einer Vielzahl an Sichtungen komme es aber auch zu Verwechslungen mit harmlosen Gespinstmotten. Besteht jedoch der Verdacht, tatsächlich Eichenprozessionsspinner an einem öffentlichen Baum entdeckt zu haben, sollte das zeitnah der Gemeindeverwaltung mitgeteilt werden – idealerweise gleich mit einem Foto samt Standortdaten zur besseren Einordnung.
Die Ansprechpartner beim Weyher Team Grünplanung und Umweltschutz sind Grünplaner Florian Mategka (Telefon 0 42 03 / 7 11 89 oder E-Mail an mategka@weyhe.de) und Baumkontrolleur Michael Röhrs (Telefon 0 42 03 / 7 11 79 oder E-Mail an roehrs@weyhe.de). Alternativ könne auch eine E-Mail an rathaus@weyhe.de geschrieben werden. Privatpersonen sollten aber unter keinen Umständen versuchen, die Raupen eigenmächtig zu beseitigen, so Mategka.
Die Tage der gefährlichen Raupenzeit des Eichenprozessionsspinners sind in Stuhr derweil schon absehbar und dürften nur noch rund drei Wochen anhalten, denn die Verpuppung hat bereits stattgefunden. Die schlechte Nachricht: "Wir werden lernen müssen, mit dem Eichenprozessionsspinner zu leben", erklärt Guido Stuck vom Baubetriebshof Stuhr. "Die Fälle der gemeldeten Fälle häufen sich", so der Gemeindemitarbeiter, "aber positiv ist, dass sich nach der Vernichtung die Menge der Nester an den behandelten Bäumen reduziert." Auch für Stuhr ist das Problem mit den Schädlingen, die sich auf Eichenbäumen einnisten, nicht neu. Deshalb reagiere die Gemeinde schnell, es würden alle gemeldeten Bäume zeitnah markiert und anschließend von einer Fachfirma aus Syke abgesaugt.
Insgesamt gab es in diesem Jahr bereits 180 gemeldete Fälle, um die sich drei Mitarbeiter des Baubetriebshofes kümmern. "Das bedeutet für die Gemeinde natürlich einen riesigen Aufwand und bindet Arbeitskräfte", weiß Bürgermeister Stephan Korte. Besondere Priorität bei der Vernichtung des Schädlings haben neben Schulen und Kindergärten stark frequentierte Wege und Plätze. Bürger, die befallene Eichen im öffentlichen Raum entdecken, können sich unter der Telefonnummer 04 21 / 3 36 23 20 an den Baubetriebshof wenden.