Weyhe-Dreye. Im Hintergrund liegt das Hermes-Verteilzentrum, angrenzend rauschen andauernd Autos auf der Rieder Straße vorbei. Dass auf dieser gut 4100 Quadratmeter großen Fläche an dem Feldweg Seewendung ein Naturidyll entstehen soll, scheint noch nicht wirklich greifbar. Aber genau dafür will die Weyher Initiative B-Native schon bald sorgen. Und für ihr geplantes Insekten-Habitat suchen die Akteure noch weitere Unterstützung.
Wie berichtet, hatte sich die Initiative um den Weyher Ralf Gutjahr und den Bremer Uwe Klüngler Ende Januar 2020 offiziell gegründet. Per Zufall war Siegfried Renz, der sich B-Native bald darauf anschloss, mit dem Eigentümer der Fläche in Dreye ins Gespräch gekommen, als er zu Hause in Ahausen Frühblüher in die Erde setzte. „Wir haben immer wieder gesprochen, wenn er mit seinem Hund spazieren ging. Dann sagte er, er hätte was für uns“, schildert Renz. Zuletzt sei die Wiese zur Gewinnung von Heu genutzt worden, einst war sie eine Pferdekoppel, wovon noch eine Tränke zeugt.
„Circa 50 Prozent des Kaufpreises haben wir bereits zusammen“, sagt Ralf Gutjahr. Der Kauf soll planmäßig Ende Mai erfolgen, weshalb die Initiative auf weitere Unterstützung angewiesen ist. Das könne in Form von Spenden, privaten Sponsoren oder einer Mitgliedschaft sein, aber auch helfende Hände werden gebraucht. 13 Mitglieder zählt der Verein, der als Ziel die Aufforstung der Wälder und die Schaffung von Biotopen verfolgt. Auf 600 Quadratmetern soll eine Insektenblühwiese entstehen, ein Bereich soll zur Streuobstwiese mit 15 alten Sorten werden. Eine Blühhecke soll auf ganzer Länge parallel zur Straße verlaufen, um einen geschützten Raum zu schaffen. Etwa 180 Laubbäume und Sträucher wie zum Beispiel Pfaffenhütchen, Weißdorn und Schlehdorn sollen dort blühen und mit ihren Früchten auch Nahrung für Vögel bieten, „sodass letztendlich nicht nur Insekten Nutznießer sind“, erklärt Renz. Ungefähr 3500 bis 5000 Arten sollen in dem Habitat einen Lebens- und Futterraum finden, sagt Ralf Gutjahr. Im Herbst solle es losgehen mit den Arbeiten.
Das Insekten-Habitat ist das zweite Projekt der Initiative B-Native. Sie ist bereits in Kooperation mit der Gemeinde Weyhe auf einer Wiese am Böttchers Moor in Leeste Richtung Melchiorshausen tätig. Die Gemeinde stellt das Grundstück bereit, B-Native bepflanzt dieses. Für das Anlegen einer Streuobstwiese haben die Naturschützer bereits einen Förderantrag bei einer Stiftung eingereicht. Noch warten sie auf einen Bescheid. „Im April werden wir auf der Fläche eine Benjeshecke anlegen. Den Grünschnitt dafür bekommen wir von der Gemeinde“, berichtet Ralf Gutjahr. Sobald Gelder verfügbar sind, solle das Grundstück auch mit einem Wildschutzzaun umschlossen werden.
Die Gründungsmitglieder Ralf Gutjahr und Uwe Klüngler sowie Siegfried Renz sehen dringenden Handlungsbedarf beim Erhalt der Artenvielfalt. „Etwa 79 Fußballfelder gehen in Deutschland jeden Tag durch Bebauung verloren“, gibt Gutjahr eine Vorstellung davon, mit welchem Tempo der Lebensraum für Tiere und Pflanzen schwindet. Daher bedürfe es dringend solcher Initiativen wie B-Native.
Ein Grillabend im Herbst 2019 hatte zur Gründung des Vereins geführt, als die Arbeitskollegen Gutjahr und Klüngler zusammensaßen und über Umweltschutz sprachen. Klüngler lebt in Hastedt, ist seit 32 Jahren leidenschaftlicher Kleingärtner, setzt sich aber in Weyhe für den Umweltschutz ein. „Für mich ist das ein gewisser Ausgleich zum Stadtleben“, erklärt er. Die Strecke nach Dreye fährt er stets mit dem E-Bike. Klüngler nimmt beim Umweltschutz ein starkes Aufeinandertreffen von Pro- und Contra-Positionen wahr. Dabei gehe er nun einmal jeden etwas an. „Jeder von uns muss etwas tun. Sonst sind wir verloren, wenn es so weitergeht“, sagt auch Renz, der sich an Zeiten erinnert, in denen lauter Insekten an der Windschutzscheibe klebten, als er mit dem Auto über die Landstraße fuhr.
Mit örtlichen Umweltinitiativen steht B-Native ebenfalls in Kontakt, so könne einem Anliegen mehr Ausdruck verliehen werden, betont Renz, der Gespräche mit dem Asendorfer Verein Climproact als Beispiel nennt. Nicht zuletzt möchte B-Native eine Kooperation mit Schulen eingehen, um auch Kinder an das Thema heranzuführen. „Das Verständnis für die Natur geht ja heute immer mehr verloren, da fehlt der Bezug“, sagt Renz. Der Grundstein für die Sensibilisierung werde früh gelegt. Und die Wiese in Dreye könnte in naher Zukunft einen Beitrag dazu leisten.
Die Kontaktaufnahme zu B-Native ist über die Internetseite des Vereins unter www.b-native.de möglich. Dort gewinnen Interessierte auch mittels Video einen Eindruck von der Wiese in Dreye. Für Fragen steht Ralf Gutjahr zudem telefonisch unter der Rufnummer 0151/23979070 zur Verfügung.