Ein 32-jähriger Mann hat am Sonnabendmittag, 8. Juni, eine Gruppe am Kirchweyher Bahnhof angegriffen und einen Mann dabei mit einer Holzlatte verletzt (wir berichteten). Nun melden sich zwei Weyher zu Wort, die bei dem Angriff dabei waren. Einer von ihnen, ein 37-Jähriger, ist der Lebensgefährte des Opfers. Beide möchten ihre Namen nicht in der Zeitung lesen. Die Gruppe wollte an dem Tag zu einer Spargeltour aufbrechen.
Zunächst hatte sich eine Handvoll Menschen auf der Leester Seite des Bahnhofes in einer Nische an der Straße Am Busbahnhof getroffen, die als Parkfläche genutzt wird. Eine Kiste Bier und der Proviant standen dort in der Mitte, die Gruppe wartete noch auf den Bollerwagen, schildert ein 38-jähriger Weyher aus der Gruppe. "Wir waren nicht wie für den CSD angezogen und maximal unscheinbar", sagt der Lebensgefährte des Opfers in Bezug auf mögliche homophobe Tendenzen bei dem Angreifer. Andererseits habe dieser der Gruppe empört zugerufen: "Ihr seid ja nur mit Männern."
Derjenige fühlte sich offenbar durch die Gruppe gestört und es seien Beleidigungen gefallen. Der Mann habe einen Kieselstein aufgehoben und in Richtung der Gruppe geworfen, sagt der 38-Jährige. Dabei blieb es jedoch nicht. Ein Ziegelstein flog durch die Luft und landete gut zwei Meter vor den Männern.
Polizei schnell vor Ort
"Da haben wir gesagt, Leute, wir müssen hier weg", sagt der Lebensgefährte des Opfers. Die Gruppe setzte sich Richtung Bahnhof in Bewegung und wählte den Notruf. Der Verdächtige kam offenbar hinterher, schlängelte sich zwischen parkenden Autos entlang und schlich sich an die Gruppe an. Im Bereich zwischen Kirchweyher Hof und den Fahrradständern wählte der 38-Jährige erneut den Notruf. Als der Verdächtige bei der Gruppe ankam, war diese bereits auf rund zehn Leute angewachsen. Zunächst warf der Mann "ein kleines Holzstück nach uns". Dann hatte er dem Opfer, das in dem Moment allein in einer Ecke stand, mit einer Holzlatte erst gegen die Beine und dann gegen den Kopf geschlagen. Der Lebensgefährte des Opfers, das eine Platzwunde am Kopf erlitt, ging daraufhin in die Richtung des Angreifers, der einen Schraubendreher aus seiner Tasche hervorgeholt hatte. Dann kamen weitere Mitglieder der Spargeltour-Gruppe mit dem Bollerwagen und einem Sonnenschirm an. Der Mann sei zunächst auf sie zugegangen, habe aber nicht angegriffen und alsbald die Flucht ergriffen.
Insgesamt viermal hatte der 38-Jährige bei der Polizei angerufen. Zwischen dem ersten Telefonat und dem Eintreffen seien nur vier Minuten vergangen, es habe sich jedoch viel länger angefühlt. Auch ein Rettungswagen war vor Ort. Eine Polizistin zeigte der Gruppe ein Bild eines Mannes und wollte wissen, ob es der Angreifer sei, was die Männer bestätigen konnten. "Die Polizisten waren superaufgeschlossen und superfrustriert, weil sie ihn haben schon öfter laufen lassen müssen", sagt der 38-Jährige.
"Derjenige ist uns bekannt und fiel schon öfter auf", bestätigt Thomas Gissing, Sprecher der Polizeiinspektion Diepholz. Im Bahnhofsumfeld wohnen offenbar auch die Eltern des Mannes, der in dem Bereich zum Teil ein Aufenthaltsverbot hat. Der 32-Jährige gelte als "psychisch labil" und soll bereits an Himmelfahrt eine Gruppe vor der Gaststätte Kirchweyher Hof körperlich angegangen haben. Nach dem Angriff auf die Spargeltour-Gruppe war der Mann in der Nähe aufgegriffen worden und per richterlicher Anordnung in eine psychiatrische Klinik gekommen. Die Polizei hatte den Vorfall angezeigt und auch die Gruppe möchte Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstatten.
Schlussendlich hatte die Gruppe ihre Tour doch noch fortgesetzt. Für das Opfer und dessen Partner sei es gut gewesen, nicht alleine mit den Gedanken zu sein. Dem Opfer gehe es "den Umständen entsprechend ziemlich gut", sagt der 37-jährige Lebensgefährte. Dennoch war der Schock bei der Gruppe groß: "Wir haben alle gezittert."