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Camp Bärenmarder Neue Wildnisschule in Weyhe: Den Menschen die Natur näherbringen

In Weyhe gibt es eine neue Wildnisschule Bärenmarder. Wildnispädagoge Alexander Rogmann will damit anderen Menschen zeigen, wie man im Wald überlebt und wie heilsam die Natur sein kann.
02.05.2024, 16:52 Uhr
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Neue Wildnisschule in Weyhe: Den Menschen die Natur näherbringen
Von Esther Nöggerath

Auf den ersten Blick ist das Camp in dem dichten Waldstück im Jeebel kaum zu erkennen. Das an mehreren Baumstämmen befestigte, dunkelgrüne Tarp fügt sich farblich nahtlos in die Umgebung ein. Alexander Rogmann kniet vor der Feuerstelle unter der Plane und entzündet ein Stück Birkenrinde, ehe er mit routinierten Griffen kleinere Holzstücke darauf drapiert und das Feuer auflodert. "Hier gibt es sehr harziges Holz, das brennt super", sagt der Wildnispädagoge, der in seiner Outdoor-Kleidung in dem Wald kaum mehr auffällt als das Camp selbst. Ende vergangenen Jahres hat Rogmann die neue Wildnisschule Bärenmarder in Weyhe gegründet.

"Ich war richtig froh darüber, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, das hier zu machen", erzählt Rogmann. Das Camp Bärenmarder liegt in einem 2500 Quadratmeter großen Waldstück, das Landwirt Christian Becker gehört und Rogmann für seine Wildnisschule nutzen darf. "Wir machen auch gemeinsame Projekte, zum Beispiel für Kinder oder Schulklassen", sagt Rogmann. Dabei arbeite er mit dem Landwirt Hand in Hand zusammen. "Wir wollen zeigen, dass sich Natur und ökologische Landwirtschaft nicht widersprechen."

Die Materialien im Wald nutzen

Vor allem aber will der Wildnispädagoge mit seiner Wildnisschule Kindern und auch Erwachsenen die Wildnis vor der eigenen Haustür und den Wald wieder näher bringen. Deswegen gibt es bei seinen Angeboten auch keinen großen Luxus wie beim Glamping und auch ganz bewusst keine feste Unterkunft. "Der Survival-Gedanke ist für mich wichtig. Ich nutze gern die Dinge, die ich im Wald finde", sagt Rogmann, der auch weiß, wie man sich im Wald ernähren kann: "Zur Not von Maden – das habe ich auch schon ausprobiert." Die Königsdisziplin beim Survival: Feuer entfachen nur durch Reibung mittels selbstgeschnitztem Bowdrill. Auch das gehört mit zu den Dingen, die Rogmann Interessierten in seiner Wildnisschule zeigt.

Wichtig ist dem 48-Jährigen auch, den Menschen vor Augen zu führen, was für eine reinigende Wirkung der Aufenthalt im Wald und das Leben im Einklang mit der Natur haben kann. "Jede Wildnisschule hat ihren eigenen Ansatz. Ich will den Leuten gerne zeigen, wie gesund man hier werden kann. Der Geist kann hier zur Ruhe kommen", sagt Rogmann, der hauptberuflich als Fitnesscoach und Ernährungsberater tätig ist.

Ihm selbst habe die Wildnis auch sehr geholfen, als er vor einigen Jahren eine schwierige Zeit durchmachte, so Rogmann. Seine Leidenschaft für die Natur entdeckte er erst 2019 wieder, obwohl er in seiner Kindheit eigentlich ständig im Wald unterwegs war. "Ich bin in Brandenburg aufgewachsen und der Wald ist bei uns direkt vor der Haustür gewesen", erzählt der Wildnispädagoge. "Pilze zu sammeln ist für mich das Normalste der Welt." Auch gezeltet habe er damals oft in der Wildnis. "Ich habe mich im Wald eigentlich immer am wohlsten gefühlt", erklärt der 48-Jährige. Doch dann kam irgendwann der Alltag im Erwachsenenleben dazwischen. 2004 zog er nach Bremen, mit seiner Familie dann später nach Weyhe. "Wir haben mit den Kindern lieber etwas außerhalb gesucht", so Rogmann.

Ausbildung zum Wildnispädagogen

Als dann die Corona-Pandemie ausbrach, zog es Alexander Rogmann wieder mehr in die Natur. Er machte Survivalkurse und Bushcraft-Seminare mit, ehe er sich letztlich dazu entschloss, 2022 die Ausbildung zum Wildnispädagogen anzufangen, die bis Mitte 2023 dauerte.

In dieser Zeit entdeckte Rogmann auch sein Krafttier, nach dem er seine Wildnisschule und das Camp im Wald benannt hat. "Ich habe einen Bärenmarder gesehen, als wir in Schweden waren", erzählt der 48-Jährige. Der Bärenmarder, auch unter dem Namen Vielfraß bekannt, ist unter anderem in Skandinavien beheimatet. "Wir mussten damals 24 Stunden alleine draußen sein. Ich war unter meinem Tarp, als ein Reh an mir vorbei lief, gefolgt von dem Geräusch trommelnder Pfoten." Alarmiert verharrte Rogmann in dem Moment, als der Bärenmarder wenige Meter entfernt den Hang hinauf gelaufen kam.

"Die Sekunden haben sich da wie Minuten angefühlt", erinnert sich Rogmann an den Moment, als das Raubtier ihn erspähte. Denn Bärenmarder sind nicht ungefährlich und greifen durchaus auch größere Tiere wie junge Elche an. "Dann habe ich eine kleine Bewegung gemacht und er sprang direkt wieder weg und lief davon", sagt der Wildnispädagoge. "Das war ein einzigartiges Erlebnis."

Während seiner Ausbildung konnte Rogmann die Natur auch persönlich noch mal intensiver erfahren. So ging es einmal etwa darum, einfach nur stundenlang immer wieder an derselben Stelle im Wald zu sitzen und für sich zu sein. "Zuerst habe ich mich gefragt, was das soll", erzählt der 48-Jährige. Doch irgendwann kam der Frühling und er habe das Moos unter sich gespürt, den Waldduft wahrgenommen und den Wind auf der Haut gefühlt. "Sogar Tiere haben mich besucht", sagt er. So sei eine Gruppe Rehe nah an ihn herangekommen und hätte ihn nicht gesehen. "Da habe ich gedacht: Jetzt bist du wirklich mit der Natur verbunden und fühlst dich nicht wie ein Fremdkörper", so Rogmann.

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Diese Verbundenheit mit der Natur und Sinneswahrnehmung möchte Alexander Rogmann gern auch anderen Menschen mit seiner Wildnisschule näher bringen. Eine Übersicht über die Erfahrungen und Abenteuer, die Interessierte zusammen mit dem Wildnispädagogen erleben können, gibt es online unter www.wildnisschule-baerenmarder.de.

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