Weyhe/Stuhr. Besondere Gäste konnten die Beamten des Weyher Polizeikommissariats jetzt begrüßen. Kinder und Jugendliche der Brinkumer Ahmadiyya-Gemeinde besuchten im Zuge des Ferienangebots an zwei Tagen die Dienststelle, um hautnah einen Eindruck der polizeilichen Arbeit zu gewinnen.
Erst waren die Kinder an der Reihe, dann die Jugendlichen. Und "die Kinder waren sehr begeistert", konnte Gemeindevorsitzender Mujib Ata berichten. Es sei ein echtes Event für sie gewesen, von dem die Sieben- bis Elfjährigen viel Positives zu Hause zu berichten hatten. Das sei mit ein Grund gewesen, warum die Gruppe der Jugendlichen einen Tag später quasi über Nacht noch einmal angewachsen sei, freut Ata sich. Durch ihre begeisterten Berichte seien die Älteren nämlich auch noch mal neugierig geworden.
Auf Einladung von Domenico Corbo, Leiter des Weyher Polizeikommissariats, lernten die Kinder und Jugendlichen die Räumlichkeiten der Wache kennen, erhielten Einblicke in polizeiliche Verfahrensweisen und die dafür verwendeten technischen Hilfsmittel. Alles, was die Polizei macht, "von A bis Z, wurde vorgestellt", sagt Ata. So zeigte eine Kriminaltechnikerin unter anderem, welche Spuren die Polizei an einem Tatort finden kann und wie diese gesichert werden. Gebannt verfolgten die jungen Gäste die Sicherung von Fingerabdrücken an einer Glasscheibe und stellten interessiert viele Fragen. Und wer wollte nicht schon mal in einem Streifenwagen hinter dem Lenkrad Platz nehmen und die Sirene einschalten? "Ich denke, jetzt haben sie ein ganz anderes Bild von der Polizei", resümierte Ata und wurde von den Jugendlichen prompt in dieser Einschätzung bestätigt. "Das ist gar nicht wie im Film oder Fernsehen", fasste einer der Jugendlichen die Erkenntnisse vom Besuch zusammen.
Eingeladen hatte Domenico Corbo den Nachwuchs der Ahmadiyya-Gemeinde. Vorausgegangen war ein Besuch von Weyher Polizisten in der Nasir-Moschee, zum "gegenseitigen Kennenlernen und Kontakte knüpfen", berichtet der Polizeioberrat. Ein Anliegen, das ihm am Herzen liegt. Zum einen, um die rund 64.500 Bürgerinnen und Bürger, die im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Weyhe leben, besser kennenzulernen; zum anderen, um das gegenseitige Verständnis zu verbessern.
Denn: "Unsere Gesellschaft wird vielfältiger", sagt Ata. Ein Fakt, dem auch bei der Polizei Rechnung getragen wird. So ist interkulturelle Kompetenz längst ein Bestandteil der Ausbildung und es gibt Kontaktbeamte, häufig selbst mit Migrationshintergrund, die sprachlich und in kulturellen Fragen bewandert sind. Dennoch gebe es bei polizeilichen Einsätzen immer ein gewisses Spannungsfeld zwischen dem, was die Polizei tun muss, um ihre Aufgabe zu erfüllen und dem, was kulturell vielleicht vorgesehen wird, führt Corbo aus. Als Beispiel nennt er die Sitte, dass in muslimischen Haushalten häufig die Schuhe vor der Wohnungstür ausgezogen werden. "Das können wir als Polizei aber natürlich nicht in jeder Situation machen", sagt er. Allerdings könne man dies ansprechen und kurz erklären, warum das in diesem Moment vielleicht nicht geht. Das könne dazu beitragen, Spannungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
Auf der anderen Seite haben sie viele Sachverhalte aus Sicht der Polizei vermittelt bekommen, berichtet Ata. In ihre Vorgehensweise und welche Gründe dahinter stecken. "Das fördert das Verständnis", ist er überzeugt. Es gebe viele Vorurteile, falsche Annahmen und Vorstellungen. "Da helfen nur Gespräche und Kontakte", ist er überzeugt. "Dazu können wir als Polizei einen Beitrag leisten", unterstützt Corbo. Und gemeinsam sind sie sich einig, dass dieser Austausch und Dialog beiden Seiten nützt. "Wir sollten uns nicht zu sehr auf die Unterschiede fokussieren, sondern mehr auf die Gemeinsamkeiten", sagt Corbo und hofft, dass diese Tage dazu beigetragen haben.