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Bis zu 180 Teilnehmer in Dreye Landwirte blockieren Aldi-Zentrallager

Für bessere Erzeugerpreise demonstrierten in Dreye am Montagabend und Dienstagmorgen hunderte Landwirte. Sie blockierten die Zufahrt zum Aldi-Zentrallager.
08.12.2020, 12:00 Uhr
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Landwirte blockieren Aldi-Zentrallager
Von Alexandra Penth

Landwirte aus der Region haben am Montagabend und Dienstagmorgen erneut die Zufahrt zum Aldi-Zentrallager in Dreye (Industriestraße) blockiert. Nach Angaben der Polizei waren am Montag bis zu 180 Landwirte mit ihren Traktoren vorgefahren, am Dienstag seien es circa 60 gewesen. Unter den Teilnehmern habe ein stetiger Wechsel stattgefunden, hieß es. Im Bereich der Dreyer Straße war es zu Verkehrsbehinderungen gekommen, die Demonstrationen waren friedlich verlaufen, so die Polizei weiter. Nachdem die Geschäftsleitung der Supermarktkette am Dienstagmorgen schriftlich ihre Gesprächsbereitschaft zum Ende der Woche zugesichert hatte, lösten die Landwirte in Dreye und auch in Beverstedt (Kreis Cuxhaven) die Blockade der Zufahrtsstraßen am Dienstagmorgen mit ihren Traktoren auf, sodass der Lieferverkehr wieder stattfinden konnte.

Der Protest, der an neun Orten in Niedersachsen stattfand, hatte sich laut Cornelius Traupe vom Aktionsbündnis „Land schafft Verbindung“ spontan über soziale Netzwerke formiert. Zuletzt gab es Ende Oktober eine Blockade vor dem Dreyer Aldi-Zentrallager. Traupe zufolge sollte mit der Aktion in Weyhe der Druck auf die für Ende der Woche angesetzten Gespräche zwischen Landwirten und der Aldi-Geschäftsführung erhöht werden. Die Landwirte reagierten auch auf eine am Montag ergebnislos verlaufene Videokonferenz des Agrarministeriums zur wirtschaftlichen Situation der Landwirte, die gegen zu niedrige Erzeugerpreise protestieren. In vier Wochen will Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) erneut zu einem Gespräch einladen. Dann solle es konkrete Lösungskonzepte geben, so das Landwirtschaftsministerium.

Unter anderem in Harpstedt im Landkreis Oldenburg sammelten sich am Montag Trecker-Konvois in Richtung Dreye. Auch Landwirt Jan-Bernd Stolle aus Großenkneten hatte sich am Montag auf den Weg gemacht. Er sieht sich als „Basis-Bauer“, gehört keinem Interessenverband an. Als solcher wird er Ende der Woche auch an dem zugesicherten Gespräch mit der Aldi-Geschäftsleitung teilnehmen. Der 52-Jährige, der seit 32 Jahren seinen Landwirtschaftsbetrieb führt, betont: „Die Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand. Noch eine Kaffeerunde hilft uns nicht weiter.“ Bereits 2019 hatte es vermehrt große Trecker-Demos gegeben, auch in Bremen. Doch da sei es im Kern um die Zukunft der Landwirtschaft in Sachen Reglementierung gegangen. Doch die Zeit drängt nun mehr denn je, sagt Stolle, der selbst auf Hähnchen- und Schweinemast, Biogas, Milchkühe sowie Acker- und Grünland baut. Die Preise für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte übersteigen in manchen Bereichen seit einigen Monaten die Einnahmen, sagt er. Im Schnitt zahle der Landwirt pro Schwein derzeit sogar 20 bis 25 Euro drauf. „Für uns Landwirte bleibt einfach nichts übrig.“

In Cuxhaven war die Demonstration laut Polizei früher als in Weyhe beendet worden. Ein von den Beamten initiiertes Gespräch zwischen der Filialleitung und den Versammlungsteilnehmern habe schließlich auch dort dazu geführt, dass die Landwirte die Blockade beendeten. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich im Laufe des Dienstags weitere Spontanversammlungen von Landwirten ereignen, hatte die Polizeidirektion Oldenburg mit einem Führungsstab die Einsatzleitung übernommen.

Sein Berufsstand muss sich zwischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Politik und Vermarkter behaupten, sagt Stolle. Genug Beachtung sei der Landwirtschaft bisher nicht geschenkt worden, nun gebe es immer mehr Kollegen, die demonstrieren. Dem Gespräch und somit dem Ende des Protestes hätten die Landwirte nur unter der Bedingung zugestimmt, dass schriftliche Zusagen gemacht werden, sagt Stolle. Dazu gehöre auch ein Bekenntnis zur deutschen Landwirtschaft durch den LEH. Aber es müsse vor allem kurzfristig Geld auf die Höfe kommen, die Produktion sich rechnen. Die Landwirte wollen weiter Druck machen: „Wenn uns nicht gefällt, was bei dem Gespräch rumkommt, dann kann man sich vorstellen, was am Wochenende wieder passiert.“ Die meisten Landwirte hätten keinen Plan B. Stolles Hof besteht seit 250 Jahren. Zu schmerzlich wäre es für ihn, sollten zu geringe Erzeugerpreise diese Tradition gefährden.

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