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Weyher Fachteam Pädagogik Inklusion von klein auf

Wenn Kinder Hilfe über die tägliche Betreuung hinaus brauchen, stehen Eltern vor großen Aufgaben. In Weyhe gibt es Abhilfe aus dem Rathaus: Das Fachteam Pädagogik hilft Kita-Kindern mit Unterstützungsbedarf.
19.07.2022, 15:05 Uhr
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Inklusion von klein auf
Von Wolfgang Sembritzki

Weyhe. In der Gemeinde Weyhe gibt es ein breit gefächertes Angebot an pädagogischer Betreuung für Kinder mit Unterstützungsbedarf. Als Teil des Fachteams Pädagogik sind Kindheitspädagogin Janin Hoopmann und Diplom-Heilpädagoge Oliver Lampa in den Kindertagesstätten der Gemeinde unterwegs, um das erzieherische Personal zu unterstützen, "wenn Pädagogik unter erschwerten Bedingungen" gefragt ist, umreißt Lampa das Aufgabengebiet. Es besteht aus der Förderung der kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung der Kinder.

"Es geht darum, die Lebenssituation von Kindern im Alltag zu verbessern", sagt Janin Hoopmann. Sie ist als Kindheitspädagogin auf den Umgang mit Kindern im Alter von null bis zehn Jahren geschult, seit elf Jahren in ihrem Beruf tätig und seit 2019 Mitglied des Fachteams Pädagogik. Sie kümmert sich um die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigung, damit diese "von Anfang an dabei" sind.

Ziel ist die Regel-Grundschule

Laut Oliver Lampa geht es darum, Kita-Kinder mit Unterstützungsbedarf in den Alltag zu integrieren und sich "von überholter Therapie zu verabschieden". Das geschehe etwa über Spielrunden, bei denen alle Kinder dabei sind. Für den seit 2014 in Weyhe tätigen Heilpädagogen ist klar: "Für uns ist das Ziel die Einschulung in einer Regel-Grundschule." Das klappe zwar nicht immer, allerdings möchte er jederzeit "das Beste rausholen".

Die Betreuung laufe dann im Praxisbetrieb: Das Pädagogik-Team behält die Kinder und deren Fortschritte im Auge, um schrittweise deren Setting anzupassen. Einmal im Monat gebe es eine Teambesprechung, so Hoopmann, insgesamt sei es eine "sehr vielfältige Tätigkeit". Dabei setzt das Team auch auf den Spaßfaktor: "Wenn ein Kind nach Hause kommt und sagt, dass es schön gespielt hat, haben wir alles richtig gemacht", so Lampa. Inklusion bedeutet für ihn und seine Kollegen, dass die Kinder mit Unterstützungsbedarf im Kita-Betrieb nicht mehr auffallen. Es gehe darum, "Unterschiedlichkeit zu vermitteln", ergänzt Hoopmann.

Das Programm der Gemeinde gibt es seit 1992, sagt Beate Pilath vom Fachbereich Bildung und Freizeit. Dass die Kinder sich wohlfühlen, stehe an oberster Stelle: "Wir wollen Kinder mitnehmen, nicht verscheuchen." Und dass das auch gelingt, ergänzt Lampa: Alle zwei Wochen besuche das Team die Weyher Kitas und schaffe so Vorfreude unter den Kleinen. Der zeitliche Abstand sei nicht zu groß: "Manche fragen, welches Material wir wieder dabei haben." Auch wenn zwei Wochen für Kinder durchaus eine lange Zeit seien, bleibe das Team im Gedächtnis. Zu den Arbeitsgeräten gehört unter anderem die Handpuppe namens Gustav, die es in verschiedenen Ausführungen mit unterschiedlichen Emotionen gibt. Damit ließen sich diverse Szenarien durchspielen und Gemütszustände nachahmen oder abrufen, erklärt Hoopmann.

Sind die Pädagogen gerade nicht in einer der Weyher Kitas unterwegs, ist der weniger praktische Teil ihrer Aufgaben dran: Dann würden etwa Hilfsmittel und therapeutische Vorkehrungen überprüft, mit Kinderärzten gesprochen oder Berichte geschrieben, zählt Lampa auf. Zudem ist Elternarbeit ein zentraler Bestandteil: Ihre Wünsche gilt es zu berücksichtigen, mit ihnen Gespräche über die Entwicklung zu führen und sie bei Anträgen, etwa zur Einschulung, zu begleiten. Die Unterstützung sei auch vonnöten: Die Formulare seien immer schwieriger auszufüllen, mitunter müssten sich Eltern durch seitenlanges Amtsdeutsch kämpfen.

Hilfe bis zum Kita-Abschluss

Steuert ein Kind altersmäßig auf die Einschulung zu, lässt das Fachteam Eltern nicht allein. Der Gipfel bestehe aus dem sogenannten runden Tisch, bei dem das Fachteam sich die Zeit nimmt und mit der Familie in größerer Runde den Beschulungsbeginn des Kindes detailliert bespricht, so Lampa. Trotz aller Empfehlungen der Pädagogen stehe eines an vorderster Stelle: "Es zählt immer der Elternwille", sagt Pilath. Derzeit seien gemeindeweit 29 Kinder unter den Fittichen des Fachteams, ab diesem Sommer werden es voraussichtlich 33 sein.

An seinem Beruf schätzt Lampa die Abwechslung und "immer wieder neue Herausforderungen". Sehr berührt habe ihn der Fall eines Kindes, das "deutlich beeinträchtigt" gewesen sei und bei dem er vieles versucht habe. Letztlich habe es nur ein Therapiehund geschafft, zu dem Kind durchzudringen. "Manchmal kann man sich als Erwachsener zehnmal auf den Kopf stellen" und es gebe keinen Erfolg. Umso schöner sei es, dem Kind beim Aufblühen zuzusehen. Auch Janin Hoopmann schätzt die "unglaubliche Vielfalt des Jobs". Es sei eine "unbändige Freude, an Qualität arbeiten zu dürfen."

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