Weyhe. Am vergangenen Wochenende gab es bereits einen kleinen Ausblick auf den bevorstehenden Frühling. Für viele Anlass, um im heimischen Garten tätig zu werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Insektenwelt gelegt werden, findet Weyhes Naturgarten- und Insektenbeauftragter Heiko Janßen. "Hummeln, Wespen, Bienen und der Zitronenfalter sind wieder da", hat er beobachtet. Das warme Wetter habe sie aufgeweckt und animiert, den Stock zu verlassen. Komme es allerdings zu einem erneuten Wintereinbruch, erfrieren viele Insekten, die jetzt durch die warmen Temperaturen aus ihren Unterschlüpfen gekommen sind.
Ein weiteres Problem komme in diesem Jahr hinzu, erläutert der Experte: "Tiere, die im wassergesättigten oder überschwemmten Boden überwintern, dürften wohl ertrunken sein." Das gelte insbesondere für viele bedrohte Wildbienenarten, denn nur ein geringer Teil überwintere überirdisch und nur ein winziger Teil in sogenannten Insektenhotels, von denen der Experte ohnehin abrät. "Die meisten Insektenhotels sind nicht tief genug", mahnt er. Besseren Unterschlupf bieten liegengelassene Blätter oder Holz.
Wer unliebsame Wespen auf der Terrasse im Sommer vermeiden möchte, sollte bereits jetzt tätig werden, so Janßen. "Die ersten Wespenköniginnen fliegen umher und suchen nach einem geeigneten Nistplatz", erklärt er. "Wenn man sieht, dass sie im Rollladenkasten oder in einem Mauerloch verschwinden, sollte man sie verscheuchen." Das sei möglich, indem die Rollläden bewegt, die Löcher verschlossen oder die Tiere mit Wasser bespritzt werden.
Wichtige Bestäuber
Aber: "Nur zwei Prozent der Insektenarten sind für den Menschen lästig oder gefährlich", betont Heiko Janßen. So seien etwa Zecken aufgrund des Klimawandels auf dem Vormarsch. "Insekten sind wichtig, wir stehen vor einem Artensterben, das es so noch nicht gegeben hat", mahnt der Experte. Verursacht werde das durch den Menschen. "Für uns wird das mindestens so schlimm wie der Klimawandel", so Janßen weiter. Denn: "80 Prozent der Pflanzen werden von Insekten bestäubt." Zu diesen Insekten gehören auch Wespen, erklärt der Naturgartenbeauftragte. Schwebfliegen seien ebenfalls wichtige Bestäuber.
Getreide werde zwar vom Wind bestäubt und bei Äpfeln sei dies auch möglich. Allerdings leide bei Äpfeln die Qualität, wenn sie nicht von Insekten bestäubt werden. "Viele Sachen, die für uns selbstverständlich sind, wie Obst und Gewürze aus dem Supermarkt, sind von Insekten abhängig", gibt Janßen zu bedenken.
"Um dem etwas vorzubeugen, kann man im Garten eine Menge tun", betont er. So sollten für den heimischen Garten Pflanzen ausgewählt werden, die Nahrung und Unterschlupf für Insekten bieten. Das fange jetzt im Frühjahr mit Zwiebelpflanzen wie Narzissen, Schneeglöckchen oder Gelbstern an. Außerdem rät Heiko Janßen zu Stauden. "Das fängt langsam mit Veilchen und Lungenkraut an", sagt er. "Es sollte darauf geachtet werden, dass immer etwas blüht." Außerdem seien die meisten Stauden mehrjährig. Bei der Auswahl der Pflanzen sollte stets beachtet werden, dass die Blüten gefüllt sind – der Blütenstaub also zu sehen ist. Von Stiefmütterchen rät Janßen ab. "Ökologisch gesehen sind sie absolut wertlos", sagt er und schlägt Primeln als Alternative vor. Die seien mehrjährig und können stehengelassen werden, wenn sie ausgeblüht haben.
Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man sich von einem Experten beraten lassen, was für den heimischen Garten am besten passt. Das sind neben dem Fachpersonal im Gartenmarkt auch die Naturgartenbeauftragten der Gemeinde Weyhe, die bei Bedarf zu den Weyhern nach Hause kommen.