Bruchhausen-Vilsen. Manchmal wollen junge Mädchen einfach unter sich sein, Zeit miteinander verbringen und auch mal Neues ausprobieren – ganz ohne Jungs oder Eltern. Diese Möglichkeit bietet nun das Jugendhaus Broksen in Bruchhausen-Vilsen: Immer mittwochs können sich hier Mädchen im Alter ab zehn Jahren treffen, unter Begleitung der Jugendpflegerin Lena von Rönn.
"Früher gab es in der Samtgemeinde mehr Mädchenarbeit", sagt von Rönn, "das kam dann aber nicht mehr zustande, weil es lange keine Kollegin gab, die das hätte übernehmen können." Erst als die 24-Jährige, die eigentlich das Jugendhaus in Scholen betreut, im Jahr 2020 dem Kreis der Jugendpfleger beitrat, änderte sich das. Auf Anregung ihrer Kollegen wollte sie die Idee einer reinen Mädchengruppe wieder aufleben lassen. Der Mädelstreff hat sich schon im November 2021 das erste Mal getroffen. Doch die Corona-Situation hat in den vergangenen Wochen und Monaten nicht unbedingt dazu beigetragen, dass sich die Jugendlichen regelmäßig treffen können.
Lena von Rönn ist es wichtig, dass sich die Mädchen bei der Gestaltung der wöchentlichen Treffen selbst mit einbringen können. "Ich gucke dann halt, worauf sie Lust haben", sagt die Jugendpflegerin: Von Billard über Tischhockey und -kicker bis hin zu Malen und Backen stehen alle möglichen Aktivitäten auf der Wunschliste der Jugendlichen. "Manchmal quatschen wir auch einfach nur", berichtet von Rönn. "Jedes Treffen ist individuell." Dabei können die Mädchen auch selbst entscheiden, inwieweit sie eigenständig etwas unternehmen wollen während der Treffen, oder sich doch lieber an ihrer Gruppenleiterin orientieren. "Ich bin immer dabei. Entweder gucke ich nur zu und beobachte alles, oder ich spiele oder rede mit den Mädchen", sagt die Jugendpflegerin.
Dass sich die Jugendlichen einen Rat bei der 24-Jährigen holen, ist dabei gar nicht so selten. "Ich glaube, es ist ein großer Vorteil, dass ich nicht zur Familie oder so gehöre und den Mädels daher auch zu Themen, die für sie wichtig sind, eine neutrale Meinung geben kann", findet von Rönn. Die Themen, über die die Mädchen dann reden, unterscheiden sich nicht allzu sehr von dem, was die Jugendleiterin in ihrer Teenager-Zeit bewegt hat. "Parallelen sind irgendwie da."
Die meisten Mädchen kommen aus dem Flecken Bruchhausen-Vilsen, manche auch aus Asendorf oder Scholen. Grundsätzlich stehe das mittwöchliche Treffen allen jungen Mädchen aus der Samtgemeinde offen. "Das Problem ist nur die Erreichbarkeit aus den anderen Ortschaften", bedauert Lena von Rönn. Da müsse dann auf die öffentlichen Verkehrsmittel oder auf den Fahrdienst der Eltern zurückgegriffen werden, und das sei nicht immer möglich. Aus ihrer Arbeit mit den Mädchen weiß die Jugendpflegerin, dass die Teilnahme an der Gruppe eine erste Abnabelung vom Zuhause sei.
Seit sich die Gruppe wieder regelmäßiger treffen kann, merkt Lena von Rönn besonders eins: "Die Mädels" haben Lust und Spaß an dem Angebot. Das hätten die Jugendlichen ihr gesagt. "Es ist ja auch ganz schön für die Mädchen, wenn sie mal nur unter sich sind, ohne Jungs", findet von Rönn, "Sie verhalten sich dann auch anders." Manche seien offener und kontaktfreudiger in der Runde. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Mädchen hier auch neue Freundschaften knüpfen. Diese Begeisterung, sich mit Gleichaltrigen zu treffen, ist zum einen der Natur der Jugendlichen geschuldet. Zum anderen haben die vergangenen zwei Jahre ihre Spuren hinterlassen, die Corona-Zeit das Sozialleben der Jugendlichen doch stark eingeschränkt.
"Vieles war einfach nicht machbar", sagt Lena von Rönn. "Wir haben versucht, einiges anzubieten – wie es halt im Rahmen der Regelungen ging." Ausflüge waren beispielsweise ein seltenes Abenteuer, ebenso wie gemeinsame Feste. Im Frühling und Sommer hofft die Jugendpflegerin daher, einige solcher Aktivitäten nachholen zu können.