Landkreis Diepholz. Das Jakobskreuzkraut kann zwar in seinem strahlenden Gelb schön aussehen, allerdings auch lästig und gefährlich zugleich werden. Aus diesem Grund bitten die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) Bassum und der Landkreis Diepholz, das Jakobskreuzkraut nicht über die Biotonne zu entsorgen. Ob zu Hause oder angeliefert auf den Wertstoffhöfen im Landkreis, ist der Korbblütler als Restabfall zu behandeln, teilt AWG-Sprecher Dominik Albrecht mit.
"Auf Weideflächen kann Jakobskreuzkraut Vergiftungserscheinungen bei Weidetieren hervorrufen. Darüber hinaus breitet es sich mittlerweile auch in Gärten immer stärker und schneller aus und bereitet Hobbygärtnerinnen und -gärtnern Kopfzerbrechen", schildert AWG-Geschäftsführer Andreas Nieweler. Das Jakobskreuzkraut sei ein jährlich wiederkehrendes Thema. Jetzt im Juli steht das Kraut in seiner Blüte. Daher leitet sich auch der Name ab, denn der 25. Juli ist der Gedenktag des Apostels Jakobus.
Samenbildung verhindern
Als wichtigste Bekämpfungsvorkehrung muss die Samenbildung der Pflanze verhindert werden, heißt es von der AWG weiter. Das sei darüber hinaus nur durch eine Entsorgung über den Restabfall garantiert. Beim Auftreten von Einzelpflanzen ist die mechanische Bekämpfung durch Ausreißen oder Ausstechen die sicherste und wirksamste Methode. Die Restabfälle würden in der Restabfallbehandlungsanlage des Entsorgungszentrums in Klövenhausen mechanisch und biologisch behandelt. Das dabei entstehende Rottegut werde anschließend auf einer Deponie sicher abgelagert. "Dadurch können wir gewährleisten, dass die Samen nicht mehr in die Umwelt gelangen", sagt Nieweler. Im Kompostwerk der AWG könne dies nicht mit Sicherheit belegt werden, da die Samen den Kompostierungsprozess überstehen könnten. "Die Folge wäre, dass die Samen als Teil des Kompostes wieder über die Landwirtschaft auf die Felder oder auf heimische Beete ausgetragen wird", schildert Nieweler den unerwünschten Kreislauf über die Biotonne.
Erst recht nichts verloren hat das Kraut in der Umwelt: Unbekannte hatten kürzlich mehrfach große Mengen des Jakobskreuzkrauts illegal im Wald Schwarmer Fuhren entsorgt (wir berichteten). Besonders gefährlich ist die Pflanze für Nutztiere wie Pferde oder Rinder. Aber auch beim Menschen können bei einer Aufnahme der gelb blühenden Pflanze Vergiftungen auftreten.
In Weyhe gibt es mittlerweile einen öffentlichen Sammelcontainer zur Entsorgung des Jakobskreuzkrauts: "Die Gemeinde Weyhe hat der Ausbreitung des insbesondere für Nutztiere gefährlichen Jakobskreuzkrauts unvermindert den Kampf angesagt", teilt Weyhes Gemeindepressesprecher Sebastian Kelm mit. Um mehr Einwohner dafür zu gewinnen, gegen die Pflanze anzugehen, wurde mit der AWG eine neue und kostenlose Entsorgungsmöglichkeit für Privathaushalte geschaffen. Ab sofort steht ein Container speziell für das Jakobskreuzkraut auf dem Gelände der Grünabfall-Sammelstelle an der Straße Im Bruch 84. Diese ist von März bis November freitags von 14 bis 17 Uhr sowie sonnabends von 9 bis 14 Uhr geöffnet.
Das Angebot soll dazu animieren, die Pflanze bei sich auf dem Grundstück auszustechen oder herauszureißen, um frühzeitig zu verhindern, dass sie sich vermehrt und Schaden anrichtet. Die Firma MR Umweltservice werde als Platzaufsicht der Grünabfall-Sammelstelle darauf achten, dass wirklich nur Jakobskreuzkraut in den Container kommt. Die AWG wiederum werde dafür sorgen, dass die Anlieferungen fachgerecht entsorgt und vernichtet werden. Die Kosten trägt die Gemeinde Weyhe. Kostenlos angenommen werden nur private angefallene Kleinmengen von Einzelpflanzen, nicht aber Mähgut von größeren Flächen. Diese müssten weiterhin zahlungspflichtig beim AWG-Entsorgungszentrum in Bassum, Klövenhausen 20, abgegeben werden.
In der Gemeinde Stuhr besteht auf dem Baubetriebshof die Möglichkeit der Entsorgung größerer Mengen Jakobskreuzkraut zu den Öffnungszeiten montags bis donnerstags von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 15.30 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr. Die Gemeinde ist derzeit damit beschäftigt, der Pflanze auf öffentlichen Flächen Einhalt zu gebieten, sagt Stuhrs Umweltbeauftragter Marc Plitzko. "Dutzende Tonnen Material werden abgemäht und bei der AWG als Restabfall entsorgt", sagt er. Auf privaten und landwirtschaftlichen Flächen ist die Verwaltung aber auf Mithilfe der Bürger angewiesen. Auch sogenannte "Pionierpflanzen", die vereinzelt auf einem Feld stehen, sollten aufgrund der Vielzahl an Samen herausgerupft werden, sagt Plitzko.
Wenn sich die schwarz-gelbe Raupe des Blutbären an der Pflanze zu schaffen macht, sollten nur die Blütenköpfe abgeschnitten werden, rät er. "Die Raupe ist ein wichtiger Helfer bei der Eindämmung der Giftpflanze." Das Jakobskreuzkraut hat zwar eine auffällige Farbgebung, charakteristisch sind aber auch die Blütenkörbchen mit Zungen- und Röhrenblüten. Beim Herausreißen der Pflanzen sollten unbedingt Handschuhe getragen werden, weil sich im Körper anreichernde Giftstoffe der Pflanze durch die Haut dringen können. "Bei größeren Mengen sollte auch ein Mundschutz wegen der Pollen getragen werden."
An viel befahrenen Straßen und auf Brachflächen ist die invasive Pflanze besonders häufig anzutreffen. An der Diepholzer Straße in Brinkum-Süd ist die Gemeinde Stuhr bereits aktiv geworden, genau wie an der B 322 in Groß Mackenstedt. An der B 51 kurz vor Neukrug macht sich das Jakobskreuzkraut derzeit noch ausgiebig breit. Auch diese Fläche soll in Angriff genommen werden, sagt Plitzko.
Dass das Kraut in diesem Jahr besonders stark blüht, wundert seinen Weyher Kollegen Ulf Panten angesichts der Dürre nicht: "Die Konkurrenzvegetation fehlt", das Kraut habe sich vielfach auf Seitenräume ausgebreitet. Auch er appelliert an eine fachgerechte Entsorgung: "Es bringt uns nichts, wenn große Mengen herausgerissen und in der Natur entsorgt werden." Die Pflanze gehe zur Selbsterhaltung direkt in die Blüte.