Landkreis Diepholz. Freude und Trauer lagen am Wahlabend auch im Landkreis Diepholz dicht beieinander. Die Grünen konnten sich über Zugewinne freuen, ebenso die AfD. Die FDP und die Linken hingegen waren alles andere als zufrieden.
Mit einem Ergebnis von fast 14 Prozent bei ihrem ersten Antreten ist Tugba Biyikli-Wiesemann mehr als zufrieden. Es sei zwar viel Arbeit gewesen, hätte aber auch viel Spaß gemacht. "Als Newcomerin so viele Stimmen zu bekommen, ist ein gutes Gefühl", bekennt die Weyherin. Diese Wahl sieht sie daher auch als "einen Startschuss" für weiteres Engagement. "Ich habe da Lust zu, ich möchte mitgestalten", lautet ihr persönliches Fazit. Das gute Abschneiden der Grünen insgesamt sei ein Spitzenergebnis und kann sich sehen lassen, freut sie sich zudem über das niedersachsenweite Ergebnis. So sieht das auch Thomas Heidemann, Grünen-Kandidat für den Wahlkreis Diepholz und Vorstandssprecher der Grünen im Kreisverband Diepholz. Er selbst war auch das erste Mal angetreten und freut sich über knapp zehn Prozent der Stimmen, "knapp unter dem Zweitstimmenergebnis", wie er sagt. Mit 14,5 Prozent der Wählerstimmen habe man sich deutlich verbessert. Für dieses entgegengebrachte Vertrauen danken der Kreisverband und die Kandidaten den Wählerinnen und Wählern, betont er. Zudem sei mit diesem Ergebnis das wesentliche Wahlziel erreicht: als Koalitionspartner, die Regierung Niedersachsen mitbilden zu können. Und mit diesem Ergebnis "können wir selbstbewusst in die Verhandlungen gehen", ist er überzeugt.
Als "absolutes Desaster" bezeichnete FDP-Direktkandidat Marco Genthe das Abschneiden der Liberalen. Die FDP verpasste mit 4,7 Prozent den Wiedereinzug in den Landtag. Genthe konnte im Wahlkreis 6,27 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Wäre die FDP nicht an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, wäre ihm aufgrund seines Listenplatzes vier das Landtagsmandat dennoch sicher gewesen. "Man muss das jetzt erst mal sortieren." Wenn die FDP auf Landesebene "jetzt den großen Bock geschossen" hätte, könnte er das Ergebnis besser nachvollziehen. "Aber so fällt es einem schwer, das zu akzeptieren", so der Weyher, der seit 2013 dem Landtag angehört und dessen Ursachenforschung nun auch in Richtung Bundespolitik geht. "Unsere Rolle innerhalb der Ampel ist schwierig", sagt er. Die Landes-FDP müsse nun schauen, wie sie sich die nächsten fünf Jahre aufstellt. "Wir müssen deutlich machen, dass man uns im Landtag ganz gut gebrauchen kann", betont Genthe, dem es auch für seine Mitarbeiter "wahnsinnig leidtut". "Fassungslos" mache ihn hingegen das Wahlergebnis der AfD.
"Hoch zufrieden" zeigte sich dagegen Andreas Iloff, Direktkandidat der AfD, über das Ergebnis von 9,87 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis 40. "Wir konnten unsere Stimmen im Landkreis fast verdoppeln." Auch landesweit hatte die AfD um 4,7 Prozent im Vergleich zu 2017 zugelegt. Das kritisierte der Direktkandidat der Linken, Jürgen Abelmann: "Was mich am meisten ärgert, ist, dass die AfD so stark geworden ist." Die Linke erhielt im Wahlkreis 2,30 Prozent der Stimmen, Abelmann 2,76 der Erststimmen. "Begeistert bin ich nicht", sagte er, allzu große Erwartungen habe er aber auch nicht gehabt. Abelmann wolle dennoch weitermachen: "Wir haben viel zu tun."