Nach zuletzt teils erschreckend niedrigen Beteiligungen an Wahlen im Landkreis Diepholz gibt der Ausgang der Bundestagswahl am Sonntag ein wenig Grund zur Hoffnung. Im Wahlkreis Diepholz-Nienburg I, zu dem der gesamte Kreis Diepholz gehört, gaben 83,52 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Damit lag der Wert deutlich über den 75,6 Prozent bei der Wahl zum Bundestag im Jahr 2021, aber auch noch über dem diesjährigen Bundeswert von 82,5 Prozent. Auch der Wert der Wahl zum Europaparlament vergangenen Jahres (63,27 Prozent) wurde überschritten. Meilenweit entfernt lag dazu die Beteiligung bei der Landratswahl in 2024 mit 38,09 Prozent und 29,53 Prozent in der nötigen Stichwahl.
Klar können die Wahlen oftmals nur schwer miteinander verglichen werden. Stand die Bundestagswahl 2021 doch unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie, liegt die Wahlbeteiligung bei Europawahlen traditionell niedriger und bildeten die Landratswahlen eine isolierte Wahl. Trotzdem machen die Zahlen mit Blick auf die Beteiligung der Bevölkerung an der Demokratie Mut.
Ganz besonders hervorzuheben sind die Wahlbeteiligungen ganz im Norden des Landkreises. Landkreisweit auf Platz eins landete die Gemeinde Weyhe mit 86,66 Prozent, knapp dahinter folgt die Gemeinde Stuhr mit 86,12 Prozent. Auch in Syke (84,31 Prozent), in Bruchhausen-Vilsen (83,91 Prozent) und in Bassum (83,01 Prozent) lagen die Beteiligungen über dem Bundestrend.
Ganz egal, welche Themen oder Kandidatinnen und Kandidaten die Menschen an die Wahlurnen zogen: Die Hauptsache ist, dass sich eine große Mehrheit am politischen Prozess beteiligt hat. Das stärkt die gewählten Institutionen und kann für Verantwortlichkeit bei den Gewählten sorgen. Vielleicht wurden einige Menschen auch motiviert, sich dauerhaft einzubringen. Das wäre einer der Wege, um die tiefe Spaltung in unserer Gesellschaft vielleicht zu verringern.
Wichtig ist nun, dass die neuen Bundestagsabgeordneten das in sie gesetzte Vertrauen auch ernst nehmen, dass sie die Sorgen, Anliegen und Wünsche der Menschen aufnehmen und dass sie Politik wieder besser erklären und näher an ihrer Basis sind. Das gilt vor allem auch für die jeweilig direkt Gewählten. Dann hat die Demokratie auch wieder die Chance, zu etwas zu werden, was die Menschen wieder vereint und nicht trennt.