Kiana Frede, Ahmad Faour, Mohamed Ibrahim, Argjend Leonard Klimenta und Leon Jamal Zeid haben am Montagabend in Twistringen den Zivilcourage-Preis des Landkreises Diepholz erhalten. Die Freundesgruppe hatte am 13. September vergangenen Jahres in Sulingen einer Frau geholfen, die von dem inzwischen des Mordes angeklagten Kirchdorfer angegriffen worden war. "Unsere Helden sorgten dafür, dass es nicht noch schlimmer geworden ist", sagte Landrat Cord Bockhop, der den mit 1000 Euro dotierten Preis samt Urkunden und Blumensträußen überreichte.
Die Freunde hatten gegen Mitternacht auf der Außenterrasse eines Schnellrestaurants in Sulingen gesessen und gehört, wie eine Frau laut um Hilfe rief. "Zuerst haben wir uns noch nichts dabei gedacht", sagte Zeid. Als die Schreie aber nicht aufhörten, seien sie alle losgelaufen. Etwa 30 Meter entfernt sahen sie, wie eine Frau von einem Mann bedroht wurde. Als dieser erkannte, dass die Gruppe zu Hilfe eilte, flüchtete er zu seinem Auto, das er neben dem des Opfers geparkt hatte. Die Gruppe der Helfer teilte sich auf: Während sich Mohamed Ibrahim und Kiana Frede um die verletzte Frau kümmerten und versuchten, die durch Messerstiche verursachten Blutungen zu stoppen, riefen sie zeitgleich die Polizei. Unterdessen verfolgten Leon Jamal Zeid, Ahmad Faour und Argjend Leonard Klimenta den Angreifer. Sie merkten sich auch sein Autokennzeichen. Durch ihre guten Zeugenaussagen konnte der mutmaßliche Täter schnell gefasst werden (wir berichteten).
Das Opfer war durch Messerstiche erheblich verletzt worden
Das Opfer, eine 30-jährige Mitarbeiterin des Restaurants, war erheblich durch Schnittwunden verletzt worden. "Ihr mutiges Handeln hat Leben gerettet und verdient Anerkennung", sagte Kreistagsvorsitzende Susanne Cohrs. Bis Polizei und Rettungsdienst eintrafen, versorgten die Freunde das Opfer. Die Frau war zur feierlichen Verleihung des Zivilcourage-Preises ebenfalls eingeladen, konnte aber nicht dabei sein. Ihr galten "die besten Wünsche" des Landrates, der es als "eine große Ehre" bezeichnete, mit dem Preis "ein Symbol der Anerkennung für herausragenden Mut" zu überreichen: "Wichtig ist, im entscheidenden Moment nicht wegzusehen."
Die jungen Leute hätten nicht nur "ein großes Herz", sondern "als Gruppe auch Besonnenheit gezeigt", sagte Bockhop. Über 20 Vorschläge, dieses Beispiel von Zivilcourage und Nächstenliebe zu ehren, waren aus der Bevölkerung beim Landkreis eingegangen. Allein 16 von ihnen schlugen zur Ehrung die fünf Freunde vor. Eine Resonanz, die in der Geschichte des Preises, der seit 2019 vergeben wird, beispiellos sei, hieß es.
Die alle um die 20 Jahre alten jungen Männer kennen sich aus der gemeinsam verbrachten Schulzeit in Sulingen. Mittlerweile leben einige von ihnen woanders: Der 21-jährige Ahmad Faour studiert Maschinenbau und wohnt in Garbsen; der 19-jährige Leon Jamal Zeid wohnt in Ehrenburg und arbeitet an einer Tankstelle. Befreundet sind sie immer noch. "Wir würden immer helfen", sagt Faour, und Zeid ergänzt: "Nächstes Mal würden wir gleich loslaufen."