Der erst 18-jährige Innenverteidiger Kerem Sari hat den SV Atlas Delmenhorst in der Fußball-Regionalliga Nord zum ersten Auswärtssieg der Saison geköpft. Das goldene Tor zum 2:1 (1:0)-Endstand beim BSV Rehden erzielte der Startelf-Debütant in der 74. Minute nach einem Eckball. "Das ist unfassbar, ich habe so etwas vor so vielen Fans noch nie erlebt. Wir haben heute als Team sehr gut gespielt", jubelte Sari, der neben Flodyn Baloki nicht nur wegen seines Tores ein ganz starkes Spiel in der Defensive absolvierte. Mit diesem Siegtreffer sorgte Sari außerdem für einen historischen Moment: Denn die Blau-Gelben mussten in der Regionalliga Nord ganze 24 Jahre auf den nächsten Auswärtssieg warten. Damals, im September 1997, siegte der SVA durch Tore von Björgvin Magnusson und Thorsten Seiffert unter der Leitung von Trainer Hartmut Konschal ebenfalls mit 2:1 beim VfL Herzlake.
Vom Anpfiff weg zeigten die Blau-Gelben in den Zweikämpfen deutlich mehr Biss und Entschlossenheit als der überrascht wirkende Gegner. Rehden hatte sich noch gar nicht wirklich sortiert, als das Leder nach nur wenigen Sekunden im Netz zappelte: Nach einer schönen Einzelleistung von Cerruti Siya, der durchs Mittelfeld spazierte, und einer weiteren guten Vorarbeit von Dimitrios Ferfelis musste Tobias Steffen – der den gesundheitlich angeschlagenen Mattia Trianni auf der linken Außenbahn vertrat – nur noch einschieben – 1:0 (1.). Ein Traumstart für die Blau-Gelben, die mit der Führung im Rücken die Hausherren weiter unter Druck setzten. "Wir waren viel bissiger und Rehden war gar nicht im Spiel, das ist gegen uns heute schiefgegangen", sagte Atlas-Coach Key Riebau.
Vor rund 300 Zuschauern hätte der SVA zur Pause durchaus höher führen können. Doch sowohl Siya (15.) als auch Marco Stefandl (32.) scheiterten freistehend vor BSV-Torwart Flemming Niemann. "Einen davon müssen wir einfach machen", betonte Riebau, dessen Team im ersten Durchgang defensiv so gut wie gar nichts zuließ. Rehden enttäuschte dagegen auf ganzer Linie. "Die Mannschaft hat den Plan von Key sehr gut umgesetzt", lobte SVA-Manager Bastian Fuhrken.
Atlas wackelt plötzlich
Nach dem Seitenwechsel veränderte sich das Spiel allerdings: Die Gastgeber legten nun eine komplett andere Körpersprache an den Tag und zogen ein wahres Powerplay auf. Der SVA war hingegen nur noch mit Defensivarbeit beschäftigt. In der 49. Minute knallte der eingewechselte Bocar Djumo das Leder über die Linie. Der BSV bejubelte den Ausgleich, doch Augenblicke später entschied Schiedsrichter Tim-Alexander Strampe zum Entsetzen der Gastgeber auf Handspiel des Torschützen und pfiff den Treffer zurück.
Vier Minuten später prüfte Rehdens Kapitän Kamer Krasniqi Atlas-Torwart Rico Sygo, der diesen Versuch aber souverän parierte und insgesamt einen sehr sicheren Eindruck hinterließ. "Er hat heute wirklich überragend gehalten", lobte Riebau. Kurz darauf konnte aber selbst Sygo nichts mehr ausrichten: Nach einem langen Ball zog Djumo aus zehn Metern knallhart ab und ließ dem SVA-Schlussmann keine Chance – 1:1. Die Gastgeber waren jetzt drauf und dran, das Spiel zu drehen. Zwei Minuten nach dem Ausgleich schoss erneut Djumo in aussichtsreicher Position die Kugel knapp am linken Pfosten vorbei (59.).

Nach dem Spiel feiern die Blau-Gelben mit den mitgereisten Atlas-Fans.
Atlas überstand schließlich die Druckphase mit nur einem Gegentor und brachte nach einer Stunde wieder Ordnung ins eigene Spiel. "Wir hatten in der zweiten Halbzeit nicht mehr die schnellen Umschaltmomente. Nach dem 1:1 sind wir aber wieder zu uns gekommen und haben uns dann auch fußballerisch befreit", analysierte Riebau. In der 73. Minute setzten die Gäste offensiv mal wieder ein Akzent, indem sie nach einem ordentlichen Angriff eine Ecke herausholten. Dies trat Olivér Schindler und fand den Kopf von Sari, der den Ball ins rechte Eck köpfte – 2:1 Atlas. Für Sari, der vor der Saison aus der Jugend von Rot-Weiß Essen an die Delme wechselte, war es das erste Tor im Atlas-Dress. "Kerem ist extrem ehrgeizig und ein kopfballstarker Spieler ist", sagte Riebau, während Fuhrken ergänzte: "Im Probetraining habe ich nach zehn Minuten gesehen, dass ich den haben will."
Rehden wirkte nach dem erneuten Rückstand demoralisiert und konnte sich in der Folge keine klaren Torchancen mehr herausspielen. Dennoch versuchten sie es am Ende noch einmal mit vielen langen Bällen. Doch Atlas stemmte sich erfolgreich gegen die verzweifelte Schlussoffensive der Gastgeber. Nach dem Abpfiff war der Jubel bei den Blau-Gelben über die drei Big Points grenzenlos. "Die Mannschaft hat hier heute ein klasse Spiel abgeliefert", lobte Marketing-Chef Stefan Keller.
Als Matchwinner Sari nach dem Schlusspfiff noch eine Humba mit den mitgereisten Atlas-Fans erfolgreich angestimmt hatte, war der Abend für den 18-Jährigen endgültig perfekt. Auf die Frage, ob er seinen Platz in der Innenverteidigung jetzt am besten nicht wieder hergeben würde, antwortete er bescheiden: "Ja, das wäre optimal." So darf man gespannt sein, wie die Abwehr beim kommenden Heimspiel gegen den HSC Hannover, am nächsten Sonnabend, aussehen wird. Eins ist dagegen sicher: Mit diesem Sieg hat der SV Atlas den BSV Rehden in der Tabelle überholt und steht nun auf dem dritten Tabellenplatz.