Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Geschäftsbericht Frischeangebot in Bettys Hofladen

Ursprünglich wollte Betty Wienberg sich mit landwirtschaftlicher Arbeit in der Corona-Zeit nur sinnvoll beschäftigen. Doch daraus wurde mehr. Nun führt die 15-Jährige ihren eigenen kleinen Hofladen.
13.04.2023, 13:55 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Rita Behrens/rbe

Syke-Okel. Wie in weniger guten Zeiten eine nützliche Idee langfristig positiv wirken kann, das beweist Bettys Hofladen, Diekhus 14 in Okel. Im Frühjahr 2020 eröffnete Betty Wienberg während des ersten Corona-Lockdown mit Unterstützung ihrer Eltern ihr erstes Geschäft, das direkt an den landwirtschaftlichen Familienbetrieb angeschlossen ist. Sie wird bald 16 Jahre alt und strebt den Beruf der Landwirtin an. Freilich hat sie schon jetzt einen umfassenden Einblick in das, worauf sich ihre berufliche Orientierung ausrichtet.

Damals, vor drei Jahren, sei es ihre Mutter, Melanie Wienberg, gewesen, die nach einer „sinnvollen Beschäftigung“ für sie suchte. Aufgrund der Pandemie habe es nur wenige schulische Aufgaben gegeben. Aber: „Draußen war etwas möglich“, erinnert sich Betty Wienberg. Beim Gemüseanbau wurde der Blick zunächst auf die eigene Versorgung und die der Nachbarschaft ausgerichtet. Eigentlich ging es primär um Beschäftigung in der Corona-Zeit. Dann allerdings kam es anders, als gedacht. „Es läuft und macht mir unheimlich viel Spaß“, betont die 15-Jährige lachend.

Immer wieder lässt sie sich etwas für ihre Kunden einfallen. So können bei ihr zum Beispiel "Geburtstags- oder Ostertüten" bestellt werden. Je nach Jahreszeit, Anlass und Wünschen der Abnehmer stellt sie für einen individuell vereinbarten Betrag Inhalt aus ihrem Sortiment zusammen. Ihre Tage sind immer gut ausgefüllt. Vormittags ist Schulunterricht angesagt, aber die zweite Hälfte des Tages gehört vorwiegend ihrem Hofladen, und zwar mit allem, was dazu gehört.

Wunschberuf Landwirtin

Doch eine Veränderung ergibt sich bald. Nach ihrem Realschulabschluss beginnt sie ab August im Bereich Agrarwirtschaft ihr Berufsgrundbildungsjahr im Berufsschulzentrum Sulingen. Eine duale Ausbildung zur Landwirtin soll daran anschließen. Sie freut sich auf die neue Schule. Doch das bedeutet auch, dass sie künftig weniger Zeit für ihren Hofladen haben wird. Im ersten Jahr steht zwar noch an vier Tagen Schulunterricht und nur ein Praxistag auf dem Hof Kastens in Stuhr an, aber danach wird sie neben der Berufsschule überwiegend direkt in landwirtschaftlichen Betrieben ausgebildet werden. Bettys Herz schlägt für die Landwirtschaft. Doch sie weiß, dass sich die gesetzlich geregelten Vorgaben nicht so leicht umsetzen lassen. Deshalb nimmt sie inzwischen mit großem Interesse an Feldbegehungen teil, an denen sich Fachleute der Genossenschaft oder Landvolkberater beteiligen.

Angebot an saisonalem Gemüse

Jetzt im Frühjahr hat sie direkt neben dem wetterbeständigen Verkaufshäuschen einige Reihen mit Kopfsalat, Brokkoli und Kohlrabi angelegt. Die Jungpflanzen bezieht sie von Ortmann aus Riede. Wer also zu Hause das eigene Hochbeet bald bepflanzen möchte, kann bei ihr fündig werden. Demnächst wird es Porree und Eisbergsalat geben. Alle zwei Wochen werde eine neue Partie gepflanzt, zeigt Betty auf. Im Sommer, also im Juni, Juli und August, gebe es am meisten zu tun. Auch Zuckermais für die Grillsaison, verschiedene Kürbisarten, eine neue Sorte Rosenkohl und roter Kohlrabi stehen auf ihrem Plan. Rote Beete möchte sie diesjährig in größerem Stil anbauen. Obendrein dokumentiert sie ganzjährig den Ein- und Verkauf und führt ein Kassenbuch. Dazu gibt sie offen preis: Die Buchführung ist für sie definitiv weniger freudvoll.

Über dem Eingang des SB-Hofladens regt das Schild „Farmer's Market“ zur Kauflust an. Wer den Verkaufsraum betritt, findet ein ansprechendes Sortiment. Es ändert sich mit den Jahreszeiten. Nur frische Freiland-Eier gibt es immer. Hinzu kommen länger haltbare Produkte aus eigener landwirtschaftlicher Erzeugung des Familienbetriebs. Dazu gehören unter anderem Weizenmehl, Zwetschgen- und Rhabarber-Sirup, Heidelbeer- und Fruchtmix-Konfitüre, eingelegte Kürbisse und Rote Beete. Für Letztere verwendet Betty ein altes Familienrezept.

Vielfalt an Angeboten

Erzeugnisse ganz anderer Art sind links vom Eingang dekorativ ausgelegt: handgefertigte Topflappen, Körnerkissen und sogar fantasievolle Schnullerdrachen aus bunten Stoffen. Betty Wienberg kooperiert mit diversen Anbietern. So stellt auch Imker Lars Schwientek seine Bienenkörbe an den familieneigenen Rapsfeldern auf. Den geernteten Honig gibt es dann ebenfalls im Hofladen. Kartoffeln und Süßkartoffeln kommen ganzjährig vom Falldorfer Betrieb Winte. Der Blick durch die Glastür des Kühlschranks offenbart Produkte vom Hof Wienberg aus Hilgermissen, unter anderem Bratwurst, Knipp sowie Leberwurst, Sülze und gehacktes Mett in Gläsern. Frischfleisch ist bei Bedarf ebenso erhältlich.

„Pflanzen, Ernten und Verkaufen ist das Schönste“, findet die Jugendliche hervor und ergänzt: „Ich gucke nicht auf die Uhr.“ Dennoch sei ihre Freizeit nicht beeinträchtigt: „Trotzdem bleibt Zeit, um Freunde zu treffen“, erläutert Betty und freut sich gleichfalls über ihre beiden Ponys, die ihr eine Auswahl beim Reiten ermöglichen. Außerdem engagiert sie sich bei der Jugendfeuerwehr. Sie bekomme zudem viel Unterstützung von Gleichaltrigen, etwa wenn bei der Bepflanzung der Felder das Treckerfahren locke. Anderweitig ist sie froh, dass Kilian Block, ein Mitschüler aus ihrer Klasse, ihre Website im Blick behält und aktualisiert. Überdies entwarf er das Design für das Firmenschild und den Hofladen-Flyer.

"Direktmarketing hat Zukunft"

Die junge Okelerin handelt weitgehend in eigener Regie. Gleichwohl ist ihr Vater, Martin Büntemeyer, der Inhaber des Geschäftes. Sein Statement lautet: „Direktvermarktung hat Zukunft“. Ansonsten setzt er auf konventionelle Landwirtschaft. Er führt aus, im Winter standen Grünkohl, Wirsing und Rosenkohl aber auch wieder Steckrüben bei den Privatabnehmern hoch im Kurs. Jetzt sei gerade etwas „Saure-Gurken-Zeit“. Betty Wienberg relativiert diese Aussage. Sie versuche, die Zeit zu überbrücken. Mit dem Porree sei es nun zwar vorbei, dennoch gehe es jetzt zunächst mit Kresse und Pflanzen für die Hochbeete weiter.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)