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Geschichtswerkstatt Heimatforschung: Siedlungen im Landkreis Diepholz im Fokus

Von Moorsiedlungen bis zu Barackensiedlungen: Ein aktuelles Projekt des Kreisheimatbundes und des Kreismuseums Syke nimmt die Entwicklung von Siedlungen und Siedlungsbauten im Landkreis Diepholz unter die Lupe.
14.05.2024, 16:16 Uhr
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Von Dagmar Voss

Das aktuelle Geschichtsprojekt vom Diepholzer Kreisheimatbund (DHB) und dem Kreismuseum in Syke nimmt langsam Formen an. Heimatforscher, Historiker und interessierte Laien widmen sich dem Thema „Siedlungen und Siedlungsbauten im Landkreis Diepholz vom 18. Jahrhundert bis 1970“. Bei früheren Vorhaben mit einem historischen Hintergrund, bei dem die Geschichtswerkstatt entscheidend mitwirkte, gab es als vorzeigbare Ergebnisse schließlich eine große Ausstellung im Museum, ein Buch sowie einen Dokumentarfilm. Das soll auch in diesem Fall so werden.

Die bisherigen Ergebnisse und Details der Arbeit stellte Historiker Ralf Weber aus dem Kreismuseum jüngst vor. Das Thema bewege sich um solche Inhalte wie die Einführung und Beschreibung des Projektthemas; also das Siedlungsgeschehen vor Mitte des 18. Jahrhunderts. Es ging um Häuslings-, Anbauer- und Soldatensiedlungen in der zweiten Hälfte des 18. und im 19. Jahrhundert, um Kolonien aus dieser Zeit sowie Moorsiedlungen vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Des Weiteren um Siedlungsprojekte während des Nationalsozialismus, Arbeiter- und Handwerker-, Beamtensiedlungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Barackensiedlungen vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Nicht zu vergessen die Siedlungen bis 1970.

Filmemacher nimmt Arbeit auf

Nunmehr hat der Filmemacher Wolfgang Wortmann, dem die Region schon viele Filme zu verdanken hat, mit seiner Arbeit begonnen. Dafür stand unter anderem auch ein Interview mit Heinz Riepshoff im Bereich der Kolonie Syke an. Riepshoff hat sich im Lauf seines Engagements für das Bauernhaus-Archiv ausführlich mit diesen Häusern befasst. Und so kommt er nicht nur im Film zu Wort, sondern auch in der entsprechenden Publikation. In der "Kolonie", einer der ältesten Siedlungsbereiche Sykes, wurden schon im späten 18. Jahrhundert die ersten Häuser gebaut, zumeist im selben Baustil, "Kreuzhaus-Bau" genannt. Die soll es laut Riepshoff in dieser Form dort eher häufig gegeben haben.

Er konnte für den Film, in dem er von Ralf Weber, dem Verantwortlichen für dieses Projekt, interviewt wurde, einiges genauer aufschlüsseln. So im Besonderen bei Haus Siebenhäuser 26, in dem sogar noch Nachfahren von früheren Besitzern wohnen. Es handelt sich dabei um das letzte erhaltene von wesentlich mehr Gebäuden, die seinerzeit erbaut worden sind. „Alle Häuser der Kolonisten waren niederdeutsche Hallenhäuser, die Außen- und Innenwände, sowie das Innengerüst, auf dem das Dach stand, waren aus Holz. Als Bauholz wurde überwiegend Eichenholz verwendet, Deckenbalken gelegentlich schon aus Weichholz wie Fichte oder Tanne. Die Fächer im Fachwerk wurden mit Lehmgeflecht geschlossen, das Dach mit Stroh gedeckt.“ Von diesen Häusern steht heute nur noch das Haus Nummer 26 an der Straße „Sieben Häuser“, das 1789 entstand.

Vermögen bestimmt die Häusergröße

Der Fachmann der Interessengemeinschaft Bauernhaus weiß zu berichten, dass der Erbauer, einer der ersten vor Ort, Johann Heinrich Stütelberg und seine Frau Anna Catharina waren, was auch noch in einem alten Balken – der mittlerweile dank verschiedener Umbauten innen im Haus liegt – zu erkennen ist: „Hinrich Stutelberg und Anna Catrina Stutelbergs gebohrne Gercken – Anno 1789“. Stütelberg wurde als Hollandgänger bezeichnet, bis zum Bau dieses Hauses lebte und arbeitete er als Häusling in Gödestorf und Wachendorf. „Sein Geld scheint sehr knapp gewesen zu sein, denn das Haus, das er 1789 baute, hatte zwar eine Breite von 9,70 Metern, war aber nur 9,35 Meter lang. Dem Haus fehlte schlicht das später hinzugefügte Kammerfach. Bauzeitlich bestand es wohl nur aus der Diele und dem kurzen Flett. Wo man schlief, kann nicht gesagt werden“, sagt Riepshoff.

An diesem Beispiel werde deutlich, was man bei älteren Siedlungen öfter beobachtet habe: „Die wirtschaftliche Not der ersten Jahre führte nicht selten zu Notbauten oder Übergangsbauten. Wir kennen die kleinen Moorkaten der Moorkolonien, die nur aus einem Dach bestanden.“ Es zählte also zu vielen ähnlichen Häusern, die in einer bestimmten Zeit schnell hintereinander gebaut wurden und, weil die Siedler aus ähnlichen wirtschaftlichen Verhältnissen kamen, ein sehr ähnliches Aussehen haben.

Für das Geschichtswerkstatt-Projekt wird Wolfgang Wortmann noch eine Reihe von weiteren Interviews führen, die veranschaulichen können, welch unterschiedliche Ausprägungen Siedlungen hatten. Laut Ralf Weber kann man davon ausgehen, dass die Ergebnisse zum Ende dieses Jahres präsentiert werden. In der Datenbank des Museums sind schon gut 100 Datensätze zu Siedlungen und Siedlungsbauten vorhanden.

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