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Kreismuseum in Syke Archäologische Schätze in Syke: Neue Ausstellung im Kreismuseum

Die Ausstellung "Auf Sand gebaut" im Kreismuseum Syke öffnet ihre Türen. Die Besucher können in die faszinierende Welt der Archäologie eintauchen und die Geheimnisse des Gräberfeldes in Stühren entdecken.
24.05.2024, 17:57 Uhr
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Archäologische Schätze in Syke: Neue Ausstellung im Kreismuseum
Von Sarah Essing

Im Kreismuseum in Syke eröffnet am Sonntag, 26. Mai, eine neue Sonderausstellung. Unter dem Titel "Auf Sand gebaut" steht dabei das Gräberfeld in Stühren im Mittelpunkt. Die Ausstellung ist bis zum 20. Oktober zu sehen.

In der Jungsteinzeit in Nordwestniedersachsen, also circa 2800 Jahre vor Christus, wurde das Gräberfeld angelegt. Parallel zum Klosterbach, auf der Hohen Geest. Damit waren die Hügelgräber, die damals entstanden, weithin sichtbar. Vor allem vom Fluss aus, der den Menschen der Jungsteinzeit als einer der wichtigsten Verkehrswege diente, "auch, um schwere Güter zu transportieren", wie Archäologin Nele Miethig, Kuratorin des Forums Gesseler Goldhort, erklärt. Sie waren so lange und so gut sichtbar, dass sich im Volksmund der Name "Sieben Berge" für diesen Bereich bildete. Unter diesem Namen ist der Flecken auch heute noch, Jahrhunderte später bekannt, obwohl heute nur noch eins der Hügelgräber erhalten ist. Doch in der Erde schlummerten noch mehr Erkenntnisse.

Mindestens 46 Hügelgräber

"Das Gräberfeld ist 2000 Jahre lang durchgängig genutzt worden", kann Nele Miethig berichten. "Wir wissen von mindestens 46 Hügelgräbern." Es sei aber durchaus wahrscheinlich, dass es deutlich mehr waren. Weitere Funde förderten Brandgräber zutage, Stellen, an denen vermutlich Scheiterhaufen für das Verbrennen der Toten gestanden haben und Grabbeigaben. Letztere sind für die Archäologen besonders wertvoll. Lässt sich anhand der Töpfe, Werkzeuge oder auch Schmuck doch Rückschlüsse auf das Alltagsleben der Menschen damals ziehen und damit ihres Wissenstands. Damit hat die Archäologie gerade in den letzten Jahrzehnten das falsche, aber immer noch weit verbreitete Bild vom tumben Steinzeitmenschen revidieren können. Mit ihren Steinbeilen und Feuersteinklingen, so scharf, dass sie sogar Leder schneiden, waren die Menschen damals schon gut gerüstet.

"Anhand der Funde lässt sich zudem die überregionale Mobilität feststellen", führt Nele Miethig weiter aus. Bestes Beispiel dafür sind ein Dolch und Spiralen aus Bronze, die bei Grabungen von 2020 bis 2022 gefunden wurden. Diese Metalllegierung, die so bedeutsam für die Menschen war, dass ein ganzes Zeitalter ihren Namen erhielt, wird aus Kupfer und Zinn gefertigt. Beides gab und gibt es in der Region nicht. "Die nächsten Vorkommnisse von Zinn sind Cornwall und das Erzgebirge", sagt Nele Miethig. Kupfer kommt im Harz, in England und im Erzgebirge vor. Von dort mussten entweder die Rohstoffe oder die fertigen Erzeugnisse importiert und damit weite Wege zurückgelegt werden.

Einblicke in das Alltagsleben

Bis in die vorrömische Eisenzeit, 700 bis 500 Jahre vor Christus, begruben die Menschen der Region auf dem Gräberfeld in Stühren ihre Toten. In der späten Bronzezeit, also zu der Zeit, in der auch der Gesseler Goldhort in nur etwa zehn Kilometern Entfernung vergraben wurde, war es wahrscheinlich sogar das größte in der Gegend, fügt Nils Meyer, Leiter des Kreismuseums, hinzu.

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Was dann in der Region nach 500 vor Christus passierte, ist ein Rätsel – zumindest noch. Die Archäologen hoffen auf weitere Grabungen und damit weitere Erkenntnisse. Und dass sie weiter graben müssen, steht bereits fest. Denn das Areal ist für den Sandabbau freigegeben. Bisher wurde erst die Hälfte des Gebiets beansprucht und damit auch erst in dieser Hälfte archäologische Grabungen vorgenommen. Gefunden wurden dabei nicht nur neue Grabbeigaben, sondern in unmittelbarer Nachbarschaft des Gräberfeldes auch ein Haus und ein Speicher aus der Bronzezeit. "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dort auch eine Siedlung war", sagt Nele Miethig. Zumal auch Anzeichen von Feldern gefunden wurden. "Es bleibt also spannend", findet Nils Meyer.

Zur Sache

"Uns war es wichtig, auch den Alltag der Menschen zu zeigen", sagt Nele Miethig zur neuen Ausstellung im Kreismuseum. Dafür ist man dort auch noch einmal neue Wege gegangen. "Wir verlassen dafür den Rahmen des Sonderausstellungsraums", kündigt die Kuratorin an. Dort hat ein Ausstellungsdesigner für eine multimediale und interaktive Gestaltung gesorgt, bei der die Besucherinnen und Besucher sowohl in die Zeit der Jungstein- als auch der Bronzezeit eintauchen können. Repliken zum Anfassen gibt es beispielsweise vom jungsteinzeitlichen Feuersteinmesser und vom Bronzedolch, ebenso wie von einem Steinbeil und einem Pfeil. Zudem können sich die Besucher mit der Nachbildung einer Handspindel selbst beim Verspinnen von Fasern zu Garn versuchen. Filme und Hörbeiträge vervollständigen das Angebot. Und draußen im Garten des Kreismuseums wurden Nutzpflanzen aus der Jungstein- und Bronzezeit angepflanzt. Der Hafer sprießt bereits.

Zudem gibt es für Kinder wie für Erwachsene ein umfangreiches Begleitprogramm. In den Sommer- und den Herbstferien gibt es zum Beispiel Workshops zum Pfeilbau sowie bronzezeitliche Spaziergänge für Groß und Klein. Und immer am ersten Sonntag im Monat lädt das Museum zu einer öffentlichen Führung durch die Sonderausstellung ein. Erster Termin ist Sonntag, 2. Juni. Los geht es immer um 15 Uhr. Als Highlight warten dann am 17. und 18. August die Bronzezeit-Tage. Dabei zeigen Archäotechniker verschiedene Handwerkskünste wie Bernsteinschleifen, Bronzeguss und Textilherstellung. Bronzezeitliches Bier und Brot locken und mit der Lure wird die vergangene Zeit auch zum Klingen gebracht.

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