Syke. "Das Lied 'Niemals geht man so ganz' passt ganz gut", sagt Volker Hinte. Nach 27 Jahren bei der Lebenshilfe Syke geht der Geschäftsführer des Vereins, der sich nach eigener Aussage für die Verwirklichung von Chancengleichheit und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung einsetzt, in den Ruhestand. Sein Nachfolger steht schon bereit. Hinte arbeitet ihn derzeit noch ein, ehe er sich verabschiedet und sich einen Traum erfüllt: "Aufs Motorrad setzen und einmal rund um die Ostsee fahren."
Abschied zu nehmen, fällt ihm trotz dieser Aussichten schwer, gesteht der 63-Jährige. Die Lebenshilfe war ein großer Teil seines Berufslebens, die er entscheidend mitgeprägt hat, wie auch Detlef Kayser, erster Vorsitzender der Lebenshilfe, erinnert. "Ich bin froh und glücklich, dass wir ihn so lange halten konnten", sagt er. 1996 begann Hinte bei einer noch vergleichsweisen kleinen Lebenshilfe als Personalleiter. In zehn Einrichtungen arbeiteten damals 200 Menschen. Heute sind es 21 Einrichtungen – von Kindertagesstätten über Tagesbildungsstätten und betreutes Wohnen bis hin zu Schulbegleitungen und Wohneinrichtungen – mit über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sein Wechsel auf den Geschäftsführersessel kam etwas überraschend. Ein leerer Stuhl musste besetzt werden, nachdem sein Vorgänger entlassen wurde, wie Kayser anmerkt. "Ich wurde ins kalte Wasser geworfen", erinnert Hinte sich mit einem Schmunzeln. Weniger angenehm ist ihm der Wechsel von der Kollegen- in die Chefperspektive in Erinnerung geblieben. "Da habe ich einige Zeit gebraucht, mich daran zu gewöhnen."
Doch auch das gelang, sodass er in den kommenden 17 Jahren daran arbeiten konnte, die Lebenshilfe kontinuierlich auszubauen. Einzelne Projekte will er eigentlich gar nicht herausheben. Schließlich stehe die Lebenshilfe als Ganzes für etwas, womit nicht nur er, sondern auch die Mitarbeitenden sich identifizieren. Sie wird er vermissen, gesteht Hinte: die Menschen – Mitarbeiter ebenso wie diejenigen in den Einrichtungen. "Da gab es unglaubliche Situationen, die ich erlebt habe."
Einige Projekte muss er dennoch nennen, denn sie stehen exemplarisch für die "enorme Entwicklung" der Lebenshilfe in den vergangenen 17 Jahren. Dazu gehören unter anderem die Gründung der gemeinnützigen GmbH, für die viel Überzeugungsarbeit zu leisten war, und 2011 die Gründung der Stiftung. Erst unter diesen Voraussetzungen konnten viele Projekte überhaupt erst angegangen und verwirklicht werden, wie das Delcasy oder das Projekt "Wohnen nach Maß", eine inklusive Wohnanlage und "wunderbare Hausgemeinschaft", wie Hunte findet. "Und ich hatte das Privileg, diese Zeit mitzuerleben und mitgestalten zu können", unterstreicht er.
Nun arbeitet er noch seinen Nachfolger ein, ehe es aufs Motorrad geht. Polen, Baltikum, Finnland, hoch bis zum Nordkap: Die grobe Route für seine Ruhestandstour rund um die Ostsee hat er schon im Kopf. "Und da, wo es mir besonders gut gefällt, bleibe ich länger", sagt er voller Vorfreude darauf, dass er dann das Privileg hat, nicht mehr auf Termine zu achten. Einige stehen aber auch in seinem Ruhestand bereits fest. Wie die nächste Reise: Im Herbst geht es mit den Freunden aus dem Rotary-Club Bruchhausen-Vilsen nach Namibia, wo der Club ein soziales Projekt unterstützt, verrät er. Zudem hat er bereits die Einladung zum nächsten Mitarbeiterfest der Lebenshilfe. Mitglied im Verein bleibe er sowieso – niemals geht man eben so ganz.