Das Kreisarchiv des Landkreises Diepholz hat jetzt den schriftlichen Nachlass von Hans O. E. Gronau übernommen. Gronau war Lehrer, Künstler, plattdeutscher Autor und Gründer des Vereins Kunst in der Provinz, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod im Jahr 2021 war.
"Das Kreisarchiv freut sich, eine bedeutende Ergänzung seines kulturellen Erbes bekannt zu geben", teilt der Landkreis in einer Pressemitteilung mit: Ende Dezember wurde der schriftliche Nachlass des renommierten Künstlers übernommen. Gronaus gesamter Nachlass war dem Kreismuseum Syke von seiner Witwe Helga Scherler-Gronau überlassen worden. Im Rahmen der Kooperation wurden Kreisarchivar Stephan Kathe zahlreiche persönliche Dokumente, Briefe, Skizzen und Aufzeichnungen, die das künstlerische Schaffen und das Leben Gronaus dokumentieren, vom Kreismuseum an das Kreisarchiv übergeben.
Das künstlerische Werk verbleibt im Kreismuseum

Im Kreismuseum Syke hatte der frühere Leiter Ralf Vogeding zuletzt 2018 im Rahmen des plattdeutschen Schrieverkring Hans O.E. Gronau gedacht.
Hans Otto Eduard Gronau, so sein kompletter Name, war 1925 in Bremen geboren und starb im Jahr 2001 in Siedenburg, wo er zuletzt wohnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Lehrer und arbeitete ab 1970 als Kunst- und Werklehrer in Syke. Als vielseitiger Maler und Karikaturist wurde er zu einer "herausragenden Persönlichkeit der deutschen Kunstszene", so heißt es in der Pressemitteilung des Landkreises.
Gronau schrieb auch plattdeutsche Lyrik und Prosa, er fotografierte und entwickelte eine Technik, die er Fotografik nannte. Er war aber nicht nur künstlerisch tätig, sondern engagierte sich auch für die Förderung von Kunst in der Region. 1980 war er Mitgründer des Vereins Kunst in der Provinz, der sich seitdem zum Ziel gesetzt hat, der hiesigen Kunstszene abseits der großen Metropolen eine Plattform zu bieten. Dem Vorgänger des Vereins, dem Künstlerstammtisch, hatte Gronau 1976 den Prosatext für die "Niedersächsische Schlachteplatte" genannte Langspielplatte geliefert: Musikalisch hatte daran unter anderem die Showmaster-Legende Rudi Carrell mitgewirkt, der damals in Wachendorf lebte. Die LP sollte mithelfen, die drohende Kreisreform und damit die Zerstückelung des bis dahin bestehenden Landkreises Grafschaft Hoya zu verhindern. Die Fusion mit dem Landkreis Grafschaft Diepholz erfolgte 1977 dennoch; die LP kam zu spät.
"Seine Werke spiegeln sowohl Humor als auch Tiefgang wider und dokumentieren die Entwicklungen der Gesellschaft aus einer besonderen Perspektive", schreibt der Landkreis dazu. Während Gronaus schriftlicher Nachlass im Kreisarchiv wissenschaftlich aufgearbeitet und zugänglich gemacht werden soll, werde der künstlerische Nachlass nach aktuellen Museumsstandards in der Sammlung des Kreismuseums verwahrt, inventarisiert und in der Museumsdatenbank erfasst.
„Die Übernahme dieses bedeutenden Nachlasses ist ein Gewinn für die Region und die kunsthistorische Forschung. Gronaus Vermächtnis wird nicht nur die künstlerische Landschaft, sondern auch das kulturelle Gedächtnis des Landkreises Diepholz bereichern“, lässt Landrat Volker Meyer dazu mitteilen.