An 365 Tagen Erdbeeren konsumieren? „Frisches Obst und Gemüse das ganze Jahr über sind selbstverständlich geworden“, sagt Ulrich Tatje, Mitglied in der Attac-Regionalgruppe Diepholz-Nord. „Weit weniger bekannt ist, wer das Obst und Gemüse erntet.“ Zusammen mit Bernd Ehrich stellten die beiden Anfang September die dreiteilige Herbst-Filmreihe „Lokal-Global“ vor.
Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung des globalisierungs-kritischen Netzwerks Attac und der Initiative Energie in Bürgerhand Syke/Bassum in Zusammenarbeit mit dem Hansa-Kino Syke. Unter den drei Filmen eben ist auch der Film „The Pickers“, in dem es um die eingangs erwähnten „weltweiten, fragwürdigen Erntemethoden geht“, sagt Bernd Ehrich. Doch dazu später mehr.
September: "Urgewald"
Los geht es am Mittwoch, 17. September, um 19 Uhr: „Urgewald – auf den Spuren des Geldes“ heißt der Dokumentarfilm der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "Urgewalt", die seit mehr als 30 Jahren aktiv ist. Naturzerstörung und Missachtung von Menschenrechten – dahinter stecken oft Großkonzerne und Banken, die auch das Geld der Bürger nutzen, heißt es in der Ankündigung dieses Filmes.
Die Organisation "Urgewalt" deckt solche Finanzierungsströme auf und leistet Widerstand gegen Zerstörung und Vertreibung. So hat die Organisation Zwangsumsiedlungen verhindert, Streumunitionskredite blockiert und den Bau eines Atomkraftwerks gestoppt. In dem von Peter und Karin Wejdling gedrehten Dokumentarfilm kommen auch Finanzinsider, Aktivisten und Politiker wie Luisa Neubauer und Jürgen Trittin zu Wort, heißt es.
Oktober: "The Pickers"
Es folgt am Mittwoch, 15. Oktober, ab 19 Uhr, der Film „The Pickers“. Dieses Werk verfolgt die Spuren unserer Orangen, Oliven, Erdbeeren oder Blaubeeren bis hin zu den Menschen, die sie ernten. So regelt das Pflücktempo des aus Mali stammenden Seydou seine Entlohnung. Im Süden Italiens pflückt er Orangen. Er hat keinen Vertrag und wird nach Kisten bezahlt.
„So geht es einer Million Migranten auf europäischen Feldern, meistens ohne Vertrag oder Mindestlohn, manche ohne Papiere oder mit hohen Schulden bei ihren Agenten“, weiß Ulrich Tatje aus diesem Film zu erzählen. Der Film zeigt auch Lösungen auf, schildert, wie im EU-Parlament um ein neues europaweites Lieferkettengesetz gerungen wurde, das die Supermärkte stärker in die Verantwortung nimmt.
November: "Holy Shit"
Den Schluss der dreiteiligen Filmreihe, bildet am Mittwoch, 12. November, ab 19 Uhr, der Film „Holy Shit“. Darin geht es um eine unterhaltsame und investigative Suche des Autors Rubén Abruña, auf die Frage: Was geschieht mit der Nahrung, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Der Film zeigt die Geschichte einer Verwandlung von dem, was wir alle täglich achtlos das Klo herunterspülen in etwas Wunderbares und Wertvolles: Dünger. Die Geschichte des Films führt um den halben Erdball. Jede Station beleuchtet eine neue Facette des Themas und verfolgt die Spur der menschlichen Fäkalien von den Pariser Abwasserkanälen bis zu einer der größten Kläranlagen in Chicago.
Seit nunmehr acht Jahren organisiert die Attac-Regionalgruppe Diepholz-Nord diese Filmreihe, die jeweils im Frühjahr und im Herbst stattfindet. „Wir wollen nicht bevormunden“, sagt Bernd Ehrich, „aber vielleicht können wir die Menschen mit diesen Themen etwas zum Umdenken bewegen.“ Dort setzt auch Ulrich Tatje an: „Würde der Verbraucher unter der Berücksichtigung von Menschenwürde, sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit konsumieren, bedeutet das Verzicht, und mit Verzicht lassen sich keine Wahlen gewinnen“, macht Tatje deutlich, dass die Politik um diese Dinge wisse, aber zum Schutz der Lobbyisten nicht handle.