Der Beschluss, wer im Jahr 2024 Bürger oder Bürgerin des Jahres werden sollte, war bereits am Jahresanfang getroffen worden. Die Verleihung dieser hohen Syker Auszeichnung fand allerdings erst Ende November statt. „Von diesem Beschluss im Rat habe ich erst ganz kurz vor dem Neujahrsempfang erfahren, als wir unseren Urlaub schon längst geplant hatten“, erklärt die Auserkorene Marita Thiel-Wolf dazu.
So kam es, dass diese Ehrung erst im Zuge der Sportlerehrung erfolgte und der Titel für Thiel-Wolf nur noch kurz, nämlich bis Ende Dezember, aktuell ist. Die Vorschläge für die Bürgerin oder Bürger des Jahres 2025 sollten schon vor Wochen abgegeben werden, damit zum Neujahrsempfang 2025 wieder jemand Neues ernannt werden kann.
Engagement für Migranten und Zugewanderte
„Das war schon mal vor ein paar Jahren an mich herangetragen worden. Das wollte ich nicht allein annehmen, sondern lieber im Team mit denjenigen, die immer mitgeholfen haben“, so die Wahl-Gesselerin. Im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen, sei nicht so ihr Ding. Marita Thiel-Wolf wurde geehrt für ihr langes ehrenamtliches Engagement für Migranten und Zugewanderte, für ihre hilfreiche Arbeit mit Flüchtlingen und „Schutzsuchenden, die Schwierigkeiten mit der deutschen Bürokratie haben“, formulierte es der stellvertretende Bürgermeister Florian Kastner in der Laudatio.
Angefangen hatte sie mit dieser Tätigkeit 1984 über einen Volkshochschulkurs mit dem Titel „Mama lernt Deutsch“. Ein Jahr zuvor war die Familie in den Landkreis gezogen, da Marita Thiel-Wolfs Mann Gerhard dort eine Arbeitsstelle bekommen hatte. Dann kamen sehr schnell weitere Aktivitäten hinzu, die inhaltlich jedoch eines immer gemeinsam hatten: das Miteinander-Deutsch-reden.
Sprachkurse, Sommerfeste und gemeinsame Mittagstische
Viele weitere Kurse folgten, darunter vor allem Sprachlernkurse, aber auch eine Vielzahl von Integrationsangeboten und Projekten, die unter anderem vom Integrationsbeirat organisiert wurden. Dazu gehörten beispielsweise Alphabetisierungskurse oder Hilfe bei Hausaufgaben. „Da war Hilfe für Frauen mit Kindern in schwierigen Situationen gefragt – manche kommen heute noch zu mir.“
Sommerfeste waren allerdings auch dabei oder internationale Mittagstische. „Immer wieder neue Gerichte konnten wir alle als Gäste kennenlernen, ich musste das alles vorher und nachher und auch manche Fahrten organisieren.“ Da habe sie viel gelernt von den unterschiedlichen Menschen. Zudem hat sie auch mal mehrtägige Seminare gegeben: „Menschen aus rund 25 verschiedenen Ländern kamen zu uns", sagt die 75-Jährige. "Ich bin gut vernetzt dank meines Mannes, der als VHS-Leiter hilfreich war.“
Aktuell gibt die gebürtige Hessin noch zwei Sprachkurse für ukrainische Flüchtlinge ehrenamtlich, derzeit in den Räumen des Vereins Intakt an der Bahnhofstraße. „Dort bin ich leicht erreichbar und kann außerhalb von festgelegten Zeiten Beratungsgespräche anbieten, da ich den Schlüssel für die Räume habe", erklärt sie.
Nun hängt also auch das Porträtfoto von Marita Thiel-Wolf neben rund 16 ihrer Vorgänger im Flur auf der Erdgeschoss-Ebene des Syker Rathauses.