Ein Läuten lässt Frank Garmhausen wissen, dass eine neue Kundin sein Geschäft in Brinkum betreten hat. Suchend blickt sich die Dame in dem Fahrradladen um. Abgesehen hat sie es auf das Gefährt, das schon lange Trend ist: das E-Bike. Der Inhaber der Zweirad-Lounge in Stuhr empfiehlt ihr ein holländisches Modell, das für lange Strecken geeignet ist. Zum Start der Saison wollen sich nun wieder viele Menschen auf das Rad schwingen. Und auch die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Drahteseln ist groß: „Viele hatten ein E-Bike bereits länger im Blick, aber ihr Geld lieber für Urlaub und ähnliches ausgegeben“, sagt Garmhausen. „Jetzt, wo das nicht mehr möglich ist, investieren vor allem Pendler und Tourenfahrer in ein elektrisches Fahrrad.“
Für Menschen, die bereits in Besitz eines herkömmlichen Rades oder eines E-Bikes sind, sei es nun nach der langen Winterpause vor allem wichtig, ihr Gefährt auf seine Funktionstüchtigkeit zu überprüfen, empfiehlt Garmhausen. Kontrolliert werden sollten unter anderem Luft und Beleuchtung sowie die Bremsen. „Am besten geht man dafür kurz zum Fachmann“, rät Garmhausen. Zum Schutz vor Diebstahl sei es außerdem empfehlenswert, in ein vernünftiges Schloss zu investieren und sich dafür beraten lassen. Eine andere Möglichkeit seien außerdem Versicherungen gegen Fahrraddiebstahl.
Laut Ralf Schmidt, Inhaber der Fahrrad-Schmiede in Bruchhausen-Vilsen, ist es auch wichtig, bereits im Herbst darauf zu achten, dass der Akku eines elektrischen Fahrrades vor der monatelangen Nutzungspause weder ganz leer noch ganz voll ist. „Idealerweise ist er dreiviertel voll, hält dann lange und es kann im Frühjahr wieder losgefahren werden“, sagt Schmidt. Vorher sollten Radfahrer aber prüfen, ob die Kette angemessen geschmiert sei und sich vergewissern, dass sich über den Winter kein Salz in dem Gefährt festgesetzt habe.
Ein weiterer Tipp von Matthias Bark, Leiter der Velo-Fahrradwerkstatt der Delme-Werkstätten im Syker Bahnhof: „E-Bikes sollten möglichst über die aktuellste Software verfügen, da diese wie bei Handys regelmäßig aktualisiert werden.“ Das oberste Gebot in puncto Sicherheit sei außerdem, sich zum Beispiel mit einer Warnweste kenntlich zu machen und so Unfällen vorzubeugen. „Obwohl für normale Pedelecs keine Helmpflicht gilt, ist die Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde nicht zu unterschätzen“, sagt Bark. „Da lohnt es sich auch, seinen Kopf mit einem Helm zu schützen.“
Wer künftig mit einem neuen Zweirad fahren will, sollte sich laut Frank Garmhausen keine Zeit mehr lassen. „Kunden rate ich, mit ihren Bestellungen nicht zu warten, denn manche bestellten Fahrräder kommen wegen der Lieferengpässe jetzt schon erst im November an.“ Sofort verfügbar seien nur die Fahrräder, die in seinem Geschäft stünden. „Man kann zurzeit schneller an ein Auto als an ein Fahrrad kommen“, stimmt Ralf Schmidt zu.
E-Bikes seien derweil unter älteren Menschen zwar immer noch sehr beliebt, aber die Tendenz zu jüngeren Kunden steige. „Es gibt sogar schon E-Bikes für Kinder“, informiert Schmidt. Im Trend sind ihm zufolge neben klassischen elektrischen Fahrrädern auch Gravel-Bikes, „also sehr sportlich angehauchte E-Bikes“. Seit Mitte des vergangenen Jahres sei außerdem der Riemenantrieb im Gegensatz zur Kette beliebter geworden. „Der Zahnriemen hält länger und es gibt kein Geschmiere“, klärt er auf. „Er ist zwar ein wenig teurer, lohnt sich aber vor allem für Vielfahrer.“
Die Nachfrage nach Speed-Pedelecs, die eine Geschwindigkeit von bis zu 45 Kilometer pro Stunden erreichen, ist derweil eher gering: „Der Straßenverkehr ist nicht für solche Fahrzeuge ausgelegt und es kam in der Vergangenheit zu vielen Unfällen“, sagt der Fahrradverkäufer aus Bruchhausen-Vilsen. Einige Autofahrer würden die Fahrräder als langsamer einschätzen, als sie seien. „In den vergangenen zwei Jahren habe ich nur eine Nachfrage für ein S-Pedelec erhalten“, erzählt Schmidt. Darüber hinaus sei der kraftvolle Motor, der sich schnell entleere, nicht für Langstreckenfahrer geeignet.
Für Tourenliebhaber hat Schmidt diesen Rat: „Wer schöne Runden im Landkreis Diepholz fahren möchte, kann sich an das Tourismusbüro wenden und sich über geführte Touren informieren oder Straßenkarten mitnehmen.“ Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) sei ein möglicher Ansprechpartner. „Die sechs Ortsgruppen im Landkreis haben fleißig geplant und wir sind gerade dabei, die Tourenflyer zu verteilen“, sagt Margret Peters, Vorsitzende des Diepholzer Kreisverbandes des ADFC. „Unsere Touren machen wir gerne in Verden, Harpstedt oder beim Zwischenahner Meer.“ Bis Ende März fallen die Touren allerdings vorerst auf jeden Fall noch aus, danach werde das Infektionsgeschehen abgewartet.
Bei der Situation für Fahrradfahrer im Landkreis Diepholz selbst gibt es laut Matthias Bark auch noch Luft nach oben: „Wir brauchen mehr infrastrukturelle Flächen, Unterbringungsmöglichkeiten und Ladesäulen für E-Bikes.“ In Syke gebe es zum Beispiel kaum Möglichkeiten, statt auf der Straße auf eigenen Radwegen zu fahren. „Wir setzen uns stark dafür ein, dass die Radwege im Landkreis gepflegt werden“, sagt Margret Peters vom ADFC. Dafür stehe der Verein in engem Kontakt mit den Kommunen. Neben der Verkehrspolitik engagiere sich der Club nach wie vor außerdem dafür, dass mehr Fahrräder codiert werden, also Sicherheitscodes erhalten. Die Codierung soll somit den Weiterverkauf gestohlener Räder erschweren.
E-Bikes und Pedelecs
Während die Bezeichnungen E-Bike und Pedelec oft als Synonyme verwendet werden, gibt es Unterschiede zwischen den Rädern. Der Begriff Pedelec steht für Pedal Electric Cycle, also ein Fahrrad, das beim Treten in die Pedale mit einem Elektromotor unterstützt. „E-Bikes beschleunigen im Gegensatz dazu mit dem Motor, ohne das man treten muss“, informiert Fahrradverkäufer Ralf Schmidt. Das E-Bike werde mit einem Drehgriff oder Schaltknopf in Gang gesetzt. Das klassische Pedelec gilt im Gegensatz zum E-Bike im Sinne der Straßenverkehrszulassungsordnung außerdem als Fahrrad.
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Sicherheitstipps der Polizei
Das Präventionsteam der Polizeiinspektion Diepholz rät vor Fahrtantritt grundsätzlich, das Rad auf die Verkehrssicherheit zu überprüfen. „Ein verkehrssicheres Fahrrad sollte mit einer helltönenden Klingel, zwei voneinander unabhängigen, funktionsfähigen Bremsen und zwei rutschfesten und festverschraubten Pedalen versehen sein“, teilt Pressesprecher Thomas Gissing mit. Die Pedale sollten mit je zwei nach vorn und hinten wirkenden, gelben Rückstrahlern ausgestattet sein. Weiterhin sei ein Scheinwerfer mit zusätzlichem weißen Reflektor vorne und ein rotes Rücklicht mit ebenfalls zusätzlichem Reflektor vorgesehen. An den Rädern gehören laut Polizei vier gelbe Speichenreflektoren oder Reflexstreifen dazu.
Auch ein gut sitzender Helm sollte immer ein fester Bestandteil sein. Weiterhin rät die Polizei, stets wachsam und vorausschauend zu fahren. Abbiegende Autos sollten demnach im Blick behalten werden, damit Radler nicht in die Gefahr des toten Winkels gelangen. Empfehlenswert sei es außerdem, den Blickkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern zu suchen und auf die richtige Benutzung des Radwegs zu achten.
Der Fahrradrahmen ist laut Polizei-Präventionsteam stets mit einem stabilen Fahrradschloss, möglichst aus gehärtetem Spezialstahl und mit massivem Schließsystem, an fest verankerte Gegenstände anzuschließen. Auch innerhalb von Garagen oder anderen Unterständen sei dies sinnvoll. „Nehmen Sie nach dem Abstellen leicht abnehmbare Teile wie Akkus oder Klemmbeleuchtung mit“, rät die Polizei.
Wer den abgebildeten QR-Code scannt, gelangt zu dem digitalen Fahrradpass, in dem wichtige Angaben rund ums Rad gespeichert werden und im Fall eines Diebstahls genutzt werden können. Zudem gibt es dort weitere Informationen rund um das Thema Prävention. Über die Internetseite www.polizei-beratung.de gelangen Interessierte ebenfalls zum Fahrradpass.