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Wasserverband Die Konkurrenz ums Wasser wächst

Am 23. Juni ist der Tag der Daseinsvorsorge. Dazu gehört auch die Wasserversorgung. OOWV-Regionalleiter Stefan Fauerbach (39) äußert sich zum Spagat zwischen Förderung, Verbrauch und Ressourcenschonung.
23.06.2022, 08:00 Uhr
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Von Hergen Schelling

Was ist der Tag der Daseinsvorsorge und wofür brauchen wir ihn?

Fauerbach: Dieser Tag wird vom Verband der kommunalen Unternehmen koordiniert. Wir wollen damit unsere Leistung in das Bewusstsein rufen, die wir für die Öffentlichkeit erbringen.

Seit 65 Jahren stellt der OOWV die Wasserversorgung im Landkreis Oldenburg sicher. Die meisten Bürger begreifen diese Tatsache als Selbstverständlichkeit – das ist sie aber nicht, oder?

Für viele von uns ist es gar nicht vorstellbar, dass in unserer Region Wasser für den täglichen Bedarf aus Hausbrunnen geschöpft oder über weite Strecken von Flüssen und Gräben nach Hause getragen wurde. Dort wurde es in Fässern gefiltert, die mit Kies und Sand gefüllt waren. Das klingt mittelalterlich, ist aber erst 70, 80 Jahre her. Mit dem Bau von Wasserwerken und Leitungen haben wir den Grundstein für gleiche Lebensbedingungen in Stadt und Land gelegt. Durch die leitungsgebundene Wasserversorgung wurden außerdem viele Krankheiten verdrängt, die ihren Ursprung in verunreinigten Wasserquellen hatten.

Der Landkreis nimmt aber nicht nur, er gibt auch: Warum ist diese Region so wichtig für die Trinkwassergewinnung?

Die Eiszeiten haben in dieser Region sandige Böden hinterlassen, in denen Regen besonders gut versickern und Grundwasser bilden kann. Die Bedingungen für die Wasserförderung sind hier hervorragend.

Es gibt zunehmend Kritik an der Grundwasserentnahme: Ist eine Wasserförderung wie zurzeit dauerhaft zu vertreten?

Niemand hat ein größeres Interesse als wir, die Grundwasserressourcen zu erhalten. Aber wir befinden uns in einer Zwickmühle: Wir dürfen nur eine begrenzte Menge Wasser fördern. Gleichzeitig wächst der Bedarf durch immer neue Bau- und Gewerbegebiete, die ausgewiesen werden. Und auch die Wasserstofftechnik wird Mengen benötigen. Wie viel Wasser benötigt wird, entscheiden also zuallererst jene, die Ansiedelungspolitik betreiben und Wasser verbrauchen.

Wie viel Wasser fördert der OOWV im Landkreis Oldenburg?

Wir besitzen im Landkreis Oldenburg Förderrechte in Höhe von insgesamt 33,1 Millionen Kubikmetern jährlich. Wir suchen nach Möglichkeiten, einerseits Wasser zu sparen und andererseits neue Quellen zu erschließen.

Auch andere Versorger fördern im Landkreis Trinkwasser und weitere Anträge liegen vor: Kommen sich die Unternehmen gegenseitig ins Gehege? Verträgt der Landkreis diese Menge an Förderung?

Die Bewertung, wie viel Wasserförderung ein Landkreis verträgt, nimmt die Untere Wasserbehörde vor. Richtig ist: Die Konkurrenz wächst. Wir brauchen Wasser, um die Menschen zu versorgen. Die Landwirtschaft wird mehr Mengen für Bewässerung von Feldern benötigen und die Industrie braucht auch mehr Wasser. Die Politik muss entscheiden, was wichtig ist. Sonst drohen Verteilungskämpfe.

Wie gut ist der OOWV auf alternativen Wegen zur Trinkwassergewinnung unterwegs? Ist es möglich, mehr Brauchwasser aufzubereiten?

Wir denken in alle Richtungen und haben schon wichtige Meilensteine erreicht. Aktuell sind wir an vier Projekten beteiligt, in denen wir speziell aufbereitetes Abwasser für industrielle Zwecke nutzbar machen. Wenn alles klappt, könnten wir auf diesem Weg mehr als drei Millionen Kubikmeter Trinkwasser jährlich sparen. Wichtig ist, dass wir Unternehmen finden, die mitziehen.

Zur Person

An diesem Donnerstag war der Tag der Daseinsvorsorge. Dazu gehört auch die Wasserversorgung. OOWV-Regionalleiter Stefan Fauerbach (39) äußert sich zum schwierigen Spagat zwischen Förderung, Verbrauch und Ressourcenschonung.

Zur Sache

Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserband

Drei Wasserwerkebetreibt der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) im Landkreis Oldenburg. Das größte steht in Großenkneten, die anderen beiden sind in Wildeshausen und Harpstedt. Hinzu kommen das Speicherpumpwerk in Havekost sowie die beiden Betriebsstellen in Wildeshausen und Hude. Das Rohrnetz des OOWV allein für den Trinkwasserbereich im Landkreis Oldenburg ist 1865 Kilometer lang. Diese Leitungen beinhalten ein Rohrvolumen von rund 58?000 Kubikmeter Trinkwasser.

Ende der 90er-Jahre hat der OOWV in seinem Verbandsgebiet auch Kläranlagen übernommen. Der Verband betreibt die Kläranlagen in Hatten-Sandkrug und Hude sowie die Schmutzwasserentsorgung in Ganderkesee zum Klärwerk Delmenhorst.

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