"Alles ist vorbereitet", hatte Gerd Logemann, Initiator des Bergedorfer Freilichttheaterspektakels "Der Brudermord", noch bei der Vorstellung des neuen Gästeführerprogramms in der vergangenen Woche verkündet. Doch inzwischen hat die Realität die Vorbereitungen einmal mehr eingeholt. Wie Regisseur Markus Weise mitteilt, haben sich die Verantwortlichen nun entschlossen, die Inszenierung um ein weiteres Jahr auf Sommer 2023 zu verschieben. Ursprünglich sollte die Premiere bereits 2020 über die Bühne gehen.
„Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber emotionale Gründe müssen hierbei leider hintangestellt werden", erklärt Weise. Eine Absage tue ihm als Regisseur und Theatermacher besonders weh. Auch die Kulissen, die der Oldenburger Bühnenbildner Georgios Kolios geschaffen hat, seien längst fertig. "Als Berater war es aber auch meine Empfehlung", stellt der Regisseur klar. Zurzeit erlebe er, wie Theater aktuell im Profibereich funktioniere oder eben gerade nicht funktioniere: So müssten Vorstellungen aufgrund von Krankheit komplett ausfallen oder verschoben werden. "Diese Probleme sind für einen neuen Verein einfach zu groß. Wir können lieber ein weiteres Jahr warten und dann hoffentlich ohne weitere Einschränkungen ein tolles Sommertheatererlebnis schaffen“, bilanziert Weise.
Darüber hinaus gebe es auch ganz praktische Gründe, die für eine abermalige Verschiebung sprechen würden: So sind aktuell noch fünf große Sprechrollen unbesetzt, unter anderem auch die Hauptrolle des Grafen Christian. "Wir hatten zwar viele Bewerber, aber leider war das passende Alter nicht dabei", präzisiert Weise. Konkret sucht der Regisseur gegenwärtig zwei männliche Darsteller Mitte 20, zwei weitere männliche Darsteller Mitte bis Ende 40 sowie eine weibliche Darstellerin Mitte bis Ende 20. "Die erste Besetzung hat sich zum größten Teil durch direkte Ansprache auf Treffen oder Veranstaltungen zusammengefunden, aber durch die Pandemie ist über die Hälfte des Ensembles weggebrochen", erklärt Weise. Und weil in der Vergangenheit so viele Veranstaltungen und Treffen ausgefallen seien, sei es so gut wie unmöglich gewesen, neue Mitwirkende zu gewinnen.
Die Sache mit den Bühnenküssen
Zwar seien ab 20. März 2022 auch in Niedersachsen weitere Corona-Lockerungen geplant. "Danach können wir zwar unter Auflagen proben. Dennoch wissen wir nicht, wie welche Hygienevorschriften im Sommer für die Vorführungen gelten", verweist Weise auf die weiterhin bestehende Planungsunsicherheit. Gerd Logemann treibt in diesem Zusammenhang unter anderem die Frage um, ob etwa Bühnenküsse erlaubt sein würden.
Obwohl viele Schauspieler schon geimpft oder geboostert seien, gelte es, alle Beteiligten zu schützen. "Wir proben zum Teil mit 20 bis 30 Leuten. Wenn aber jemand während der Proben an Corona erkrankt, gelten plötzlich alle als Kontaktpersonen, und wir müssten uns dann an alle geltenden Regeln halten“, beschreibt der Regisseur das Risiko. Allein durch die Gefahr, dass gegebenenfalls Darsteller für eine gewisse Zeit ausfallen, werde der Probenbetrieb beeinflusst. Im schlimmsten Fall sei dann sogar die Premiere oder eine Aufführung gefährdet.
"Viele Privattheater haben ihre Vorstellungen aktuell um 50 Prozent reduziert oder den Spielbetrieb komplett eingestellt, da sie fast keine Karten verkaufen", erklärt Weise. Die Zuschauer seien nach wie vor verunsichert und hätten weiterhin Angst, sich bei Kulturveranstaltungen mit größerem Publikum zu infizieren. Vor diesem Hintergrund sei es besonders schwer, als „neuer“ Verein einen Vorverkauf zu starten.
So haben die Verantwortlichen zurzeit folgende Termine angedacht: Die Premiere soll nun am Donnerstag, 6. Juli 2023, über die Bühne gehen. Weitere Aufführungen sind vom 7. bis 9. Juli, vom 11. bis 13. August, vom 18. bis 20. August sowie vom 24. bis 26. August geplant. Interessierte, die Lust haben, an der Aufführung mitzuwirken, können sich weiterhin unter Telefon 0 42 22 / 82 73 mit Gerd Logemann in Verbindung setzen.