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Ölkäfer in Ganderkesee Keine Panik vor dem "Killerkäfer"

Auch in der Gemeinde Ganderkesee wurde der Schwarzblaue Ölkäfer unlängst gesichtet. Obwohl das Tier hochgiftig ist, besteht nach Ansicht des Nabu aber kein Grund zur Panik.
10.05.2023, 17:00 Uhr
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Keine Panik vor dem
Von Jochen Brünner

"Das Gift eines einzigen Tieres reicht aus, um einen Menschen umzubringen", heißt es in einem Medienbericht über die Ausbreitung des Schwarzblauen Ölkäfers, in einem anderen "Giftig wie fünf Kreuzottern". Nun ist das Insekt offenbar auch in der Gemeinde Ganderkesee angekommen. "Den Nabu Ganderkesee erreichten Meldungen einer Spaziergängerin, die mit ihrer Familie auf dem Segelflugplatz auf der Großen Höhe den Käfer entdeckt haben. Die Unsicherheit ist erst mal groß", berichtet Nabu-Sprecher Heiko Ackermann. Angesichts der wenig sachlichen Berichterstattung rät er allerdings zur Gelassenheit.

"Insekten und andere Tiere, die ihre Beute mit Gift jagen, sich mit Gift vor Fressfeinden schützen oder die aufgrund der steigenden Temperaturen nach Deutschland einwandern, eignen sich offenbar gut, um einen gewissen Gruselfaktor zu erzeugen", kommentiert Mario Göwert, Geschäftsführer des Nabu Oldenburg. Ölkäfer und andere Insekten seien aber keinesfalls angriffslustige Killer, die es auf Menschen abgesehen hätten. "Wenn man diese Tiere in Ruhe lässt, entstehen auch keine gefährlichen Situationen – weder für den Menschen noch für die Tiere selbst", sagt Göwert. Ähnlich unaufgeregt sollte man aus Sicht des örtlichen Nabu-Vorsitzenden Hans Fingerhut auch Kinder aufklären.

Insekt auf der Roten Liste

Der Schwarzblaue Ölkäfer, vor dem aktuell gewarnt wird, gehöre dabei zu den Tieren, die schon immer die Wiesen und Waldränder der Region bevölkert haben. "Er ist weder neu noch breitet er sich stark aus, wie oft behauptet wird. Im Gegenteil: Der Ölkäfer ist in seinem Bestand gefährdet und steht auf der Roten Liste", klärt Göwert auf. Zwar habe der Käfer ein für Menschen tödliches Gift, das an seinen Gelenken austreten könne. Damit schütze er sich vor Fressfeinden. Tödliche Vergiftungen von Menschen oder Haustieren seien aber bisher nicht bekannt.

Ebenso unbegründet sei die Panikmache bei neu eingewanderten Arten, wie etwa der Nosferatu-Spinne. Denn auch diese lebe in ihrem angestammten Verbreitungsgebiet, dem Mittelmeerraum, schließlich auch in der Umgebung von Menschen, ohne dass es dort zu nennenswerten Problemen komme, meint Göwert. Die Nosferatu-Spinne sei zwar auch giftig und könne beißen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühle. Bei Menschen verursache das Gift aber lediglich Verletzungen wie bei einem Mücken- oder einem leichten Bienenstich. 

Nicht jeder schwarze Käfer ist giftig

Im Hasbruch und anderen Wäldern der Region ist Wibeke Schmidt, Sprecherin der Niedersächsischen Landesforsten, dem Ölkäfer bislang noch nicht begegnet, wobei sie nicht ausschließen will, dass er dort anzutreffen ist. Allerdings handele es sich nicht bei jedem schwarzen Käfer, der dort über die Wege krabbele, um einen Ölkäfer. Die meisten seien gewöhnliche Mistkäfer. Zu erkennen seien sie an ihrer rundlichen Form und der Tatsache, dass sie im Gegensatz zum Ölkäfer keine Ansätze von Flügeln hätten. "Außerdem sind Käfer friedliche Tiere, die weder stechen noch beißen", betont sie.

Und ganz egal, ob eine Spinne, ein Insekt oder ein anderes Tier giftig, ob Neuzugang oder alter Bekannter – für den Umgang mit der Natur gelte ohnehin immer das Gleiche, erklärt Göwert: "Nicht anfassen, schon gar nicht nach dem Tier schlagen, sondern nur beobachten." Und sollte einmal ein Tier ins Haus oder in die Wohnung gekommen sein, rät der Nabu-Geschäftsführer, es schonend, beispielsweise mit einem Wasserglas und einem festen Stück Papier, einzufangen und es draußen freizulassen. Denn auch die vermeintlichen Killer hätten letztlich nur einen Wunsch: zu leben.

Zur Sache

Der Schwarzblaue Ölkäfer

Der Schwarzblauer Ölkäfer, der übrigens 2020 zum "Insekt des Jahres" gekürt wurde, wird rund einen bis drei Zentimeter lang und hat trotz seiner Länge einen gedrungenen Körperbau. Anzutreffen ist er vor allem im Frühjahr auf sandigen und offenen Stellen, auf Wiesen und an Waldrändern. Die Dynamik seiner Fortpflanzung ist durchaus beeindruckend: Ein Weibchen kann im Abstand von ein bis zwei Wochen fünf- bis sechsmal zwischen 3000 und 9500 Eier in geeignete Böden ablegen. Es empfiehlt sich zwar generell, Körperkontakt mit Ölkäfern zu vermeiden, bislang seien laut Nabu aber keine gefährlichen Vergiftungen von Menschen oder Haustieren bekannt.

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