Herr Ramke, Sie haben als Trainer in dieser Saison mit den Frauen des TSV Ganderkesee den Kreisligaaufstieg mit 45 von 48 möglichen Punkten und einem Torverhältnis von 111:4 geschafft. Zudem hat das Team den Kreispokal gewonnen. Wie ordnen Sie die Erfolge ein?
Robin Ramke: Was die Mädels in der Konstanz in der Liga geleistet haben, war schon sehr gut. Sie haben sich auch in der Art, Fußball zu spielen, von den anderen Mannschaften abgehoben und gezeigt, dass sie in eine höhere Liga gehören. Sie haben viele Schritte nach vorne gemacht in dieser Saison. Das Aushängeschild war aber der Pokal. Wir haben da mehrere Kreisligisten ausgeschaltet und im Finale vor 350 Zuschauer gegen den Bezirksligaaufsteiger souverän 4:0 gewonnen. Das war ein absolutes Highlight für die Mädels, den Verein und auch für mich. Das habe ich als Trainer noch nie erlebt und werde das auch in vielen Jahren noch in Erinnerung haben.
Wie sind Sie Trainer der Frauen geworden?
Ich hab jetzt mein 15-jähriges Trainerjubiläum beim TSV Ganderkesee gefeiert. Angefangen habe ich mit 13 als Co-Trainer in der Jugend. Günter Stolle – eine Vereinslegende, die quasi ihr ganzes Leben dem TSV gewidmet hat – hat mich damals gefragt, ob ich ihm helfen kann. Das war ein schöner Anfang, ich habe als Co-Trainer viel von Günter gelernt und Erfahrung gesammelt. Eine Schulkameradin, die die C-Mädels trainiert hat, fragte mich dann, ob ich ihr Co-Trainer werden möchte und das habe ich gerne gemacht. Sie ist dann nicht viel später ausgestiegen und ich habe die Mannschaft übernommen und die dann bis zu den Damen durchtrainiert. In der aktuellen Frauenmannschaft sind noch fünf, sechs von den C-Mädels von damals dabei.
Wollen Sie das Amt behalten oder künftig wieder in der Jugend trainieren oder sich im Herrenbereich engagieren?
Ich bin aktuell als Trainer der Frauen sehr glücklich. Was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, ist schon gut. Der Verein unterstützt uns sehr, Frauenfußball hat einen tollen Stand beim TSV. In dem Projekt steckt viel Potenzial. Ich möchte das gerne weitermachen und richte meinen Fokus darauf.
Was gefällt Ihnen am Frauenfußball?
Er ist sehr interessant und ein Stück weit ehrlicher als Männerfußball. Die Frauen sind wissbegieriger, wollen mehr lernen. Frauen stehen Männern technisch nicht viel nach. Ich bin der Meinung, dass man technisch anspruchsvolle Themen im Training genauso umsetzen kann wie mit den Männern. Wir haben einige Spielerinnen in der Mannschaft, da können sich die Herren warm anziehen.
Worin liegt der große Unterschied zum Männerfußball?
In erster Linie ist das die Physis. Das Spiel bei den Frauen ist etwas langsamer. Und man muss Frauen davon überzeugen, was sie auf dem Platz machen. Sie hinterfragen mehr, Männer spielen intuitiver und wissen eher, was zu tun ist. Sie müssen weniger über die nächste Aktion nachdenken. Man sollte Frauen- und Männerfußball aber nicht direkt vergleichen, sondern jeweils für sich sehen.
Was kommt in der Kreisliga auf den TSV zu?
Auch wenn es im Pokal andere Vorzeichen sind: Wir haben den Kreisligameister im Finale 4:0 geschlagen. Dann hat man schon den Anspruch, auch als Aufsteiger, oben mitzuspielen. Das muss das Ziel sein und wir haben auch das Potenzial. Wir haben vor der Saison viele B-Mädels dazubekommen, die zu den Frauen hochgerückt sind. Dass sich die Mannschaft so schnell gefunden hat und eine Einheit geworden ist, ist beeindruckend.
Sie haben die Unterstützung des Vereins angesprochen. Wie zeigt die sich?
Erstmal haben wir mit dem Kunstrasenplatz die Möglichkeit, den Winter durchzutrainieren. Dann bekommen wir bei Entscheidungen des Vereins regelmäßig Vorrang. Beim Pokalfinale war fast der ganze Verein auf den Beinen und vor Ort. Das zeigt den Stellenwert. Alle, die hier spielen, können sich glücklich schätzen.
Gibt es Veränderungen zur kommenden Saison?
Mit Jan-Philipp Güthler geht mein Co-Trainer nach sechs Jahren. Das tut mir sehr weh, weil ich gerne und gut mit ihm zusammengearbeitet habe. Er will nun seinen eigenen Weg gehen und das verstehe ich. Es ist trotzdem schade. Sein Nachfolger wird Byron Garcia. Das ist ein Supertyp. Ich freue mich sehr drauf und die Mannschaft sich auch. Olaf Schwanewede bleibt im Trainerteam.
Sie haben selbst lange in Ganderkesee gespielt und sind nun für den VfL Wildeshausen aktiv.
Ich habe meine ganze Jugend als Spieler in Ganderkesee verbracht und hier auch vier Herrenjahren absolviert. Wir sind vor dem SV Atlas Delmenhorst in die Bezirksliga aufgestiegen. Das waren schöne Zeiten, aber das Projekt ging zu Ende und ich bin zum VfL gewechselt. Das war die richtige Entscheidung.
Das Team hat in der abgelaufenen Spielzeit den Landesliga-Klassenerhalt frühzeitig mit dem Erreichen der Meisterrunde gesichert. Was ist kommende Saison das Ziel?
Wenn man mit Wildeshausen in der Landesliga spielt, ist das Ziel, die Klasse zu halten. Wir haben dieses Jahr, und hatten eigentlich auch letztes, einen sehr guten Kader. Der Klassenerhalt sollte machbar sein und dann mal schauen. Wir hatten dieses Jahr enormes Verletzungspech, das habe ich so noch nie erlebt.
Was sind ihre persönliche Ziele als Spieler?
Ich gehöre mit 28 nicht mehr zu den jungen Leuten, auch wenn es sich für mich noch so anfühlt. Riesenschritte in der Entwicklung sind da aber nicht mehr zu erwarten. Ich freue mich einfach, Landesliga zu spielen. Die ist superinteressant. Ich möchte einen möglichst großen Anteil am Mannschaftserfolg haben und nicht wieder die Hälfte der Saison verletzungsbedingt ausfallen. Dann kommt man schwer in den Spielfluss. Topform hatte ich wohl nur in den beiden entscheidenden Spielen zur Qualifikation zur Meisterrunde. Jetzt habe ich mich aber von allen Wehwehchen gut erholt und bin optimistisch, dass ich die Vorbereitung gut durchziehen kann.
Die ist, so sagt man, unter Coach Marcel Bragula durchaus anstrengend.
Ich würde schon behaupten, dass die Vorbereitung in Wildeshausen recht hart ist. Gerade im Sommer, wenn die Sonne knallt, dann ist das schon ordentlich. Aber die letzten Jahre hat das auch geklappt. Ich würde mich eher als jemand beschreiben, der ausdauermäßig recht gut ist. Keiner macht das Konditionstraining in der Vorbereitung gerne, aber es geht schon. Fußballspielen macht dann doch mehr Spaß. Wir haben aber viele Testspiele, das ist nicht schlecht.
Wie viel Zeit verbringen Sie auf dem Fußballplatz?
Ich bin da jeden Tag. Ich kenne es gar nicht anders. Seitdem ich 13 bin, mache ich das. Das ist fest in meinen Tagesablauf eingeplant und bisher ging es immer gut unter einen Hut – auch wenn man gut planen muss. Ich bin Marcel Bragula da sehr dankbar, dass er respektiert, dass ich eine Doppelbelastung habe, falls es dann doch mal nicht klappt. Ich trainiere montags und mittwochs die Damen, dienstags, donnerstags und freitags trainiere ich selbst in Wildeshausen. Am Sonnabend und Sonntag sind dann die Spiele mit dem TSV und dem VfL.