Dass das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen Prominente in einer Kampagne versammelt, die auf die Not von Flüchtlingen aufmerksam machen und zu Spenden aufrufen, ist soweit nicht außergewöhnlich. Mit dem in Ganderkesee aufgewachsenen Moderator und Entertainer Yared Dibaba ist unter den 17 Unterstützern der Kampagne "#hilftsicher" aber nur ein einziger, der Flucht und Vertreibung am eigenen Leib erlebt hat.
"Als Kind habe ich den Bürgerkrieg in meiner Heimat Oromia in Äthiopien miterlebt. Ich habe miterlebt, wie das Militär Menschen getötet hat, und ich habe auch miterlebt, wie Familienmitglieder inhaftiert wurden. Diese Erlebnisse werde ich niemals aus meinem Kopf kriegen", heißt es in dem Beitrag, den Dibaba sowohl auf Plattdeutsch als auch auf Hochdeutsch aufgenommen hat.
Und diese prägenden Erinnerungen seien es, die auch jetzt noch etwas mit ihm machen würden, wenn er die Berichterstattung über aktuelle Flüchtlingsströme verfolgt. "Es schockiert und empört mich, und ich kann nicht einfach zuschauen, wie namenlose Menschen im Mittelmeer ertrinken. Das sind alles Menschen, die eine Seele haben, und ich denke mir oft: Das hätte mir auch passieren können. Auch wenn ich das Glück habe, in Deutschland zu leben, kann ich da nicht kalt und unempathisch sein", erklärt Dibaba im persönlichen Gespräch.
Oromo werden weggeschwiegen
Und die Situation in seiner Heimat Äthiopien habe sich in all den Jahren ebenfalls nicht wirklich verbessert, selbst wenn die Volksgruppe der Oromo in den Schlagzeilen so gut wie gar nicht präsent sei. "Es ist erschütternd zu sehen, wie 60 Millionen Menschen einfach weggeschwiegen werden", kommentiert der 55-Jährige. "Die Oromo verfügen über eine eigene Sprache und eine eigene kulturelle Identität, aber noch immer erfahren sie in Äthiopien großes Leid. Es wird dort sehr viel Blut vergossen, aber niemand schaut dort hin. Es geschieht alles abseits der Weltöffentlichkeit." Er selbst versuche, die Lage des Volkes über Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Kanäle ins Bewusstsein zu rücken.
Die Kooperation mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk habe sich unter anderem aus seiner Tätigkeit im Beirat der Gesellschaft für bedrohte Völker ergeben. Seinen Spendenappell für die UN-Flüchtlingshilfe habe er ganz bewusst auf Hoch- und Plattdeutsch eingesprochen. "Plattdeutsch bringt meine Verbundenheit mit dem Norden zum Ausdruck und gibt emotional noch einmal einen speziellen Kick", sagt Dibaba. "Und ich würde mit Sicherheit nicht Plattdeutsch sprechen, wenn ich nicht aus meiner Heimat geflohen wäre."
So richtet der Moderator und Entertainer in dem Beitrag seine Gedanken an all jene Menschen, denen es nur darum gehe, irgendwie diesen Winter zu überleben: "Sie brauchen warme Klamotten, warme Sachen zum Anziehen. Sie brauchen warme Decken, sie brauchen Medikamente und sie brauchen auch ein Dach über dem Kopf." Und sein Spendenappell mündet in die knappe Formel "Maak dat!"
Auch Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, betont, dass mit dem Winter für viele Geflüchtete die härteste Zeit des Jahres beginne. "Sie leben in notdürftigen Unterkünften, oft ohne ausreichend Heizmaterial, Essen oder Medizin. Ob in der Ukraine, Syrien, Afghanistan oder im Libanon – gerade jetzt ist unsere Hilfe nötiger denn je“, kommentiert er. Auch seiner Meinung nach gerate die öffentliche Debatte über Flucht häufig in eine Schieflage. Daher sei die Unterstützung durch bekannte Persönlichkeiten wie Yared Dibaba unglaublich wertvoll. "Dieses Engagement bietet eine enorme Chance, unsere Arbeit und die des UNHCR stärker ins Bewusstsein zu rücken“, so Ruhenstroth-Bauer.