Mit zehn Ja- und drei Nein-Stimmen haben die Mitglieder des Ausschusses für Gemeindeentwicklung am Donnerstagabend das Planverfahren für den Windpark Hengsterholz 2 (wir berichteten) auf den Weg gebracht. Für Vorbehalte in Teilen der Politik und der Bürger sorgte vor allem die Tatsache, dass auch dieses Plangebiet (ähnlich wie beim geplanten Windpark Hohenböken) zum Teil als Landschaftsschutzgebiet (LSG) ausgewiesen ist.
Für die Investoren, die Windpark Hengsterholz 2 GmbH & Co. KG, erläuterte Thorsten Köhler das Vorhaben. So will die Eigentümergemeinschaft östlich der bestehenden Windparks Haidhäuser und Hengsterholz auf einer Fläche von 62 Hektar bis zu sechs weitere rund 250 Meter große Windräder errichten. Mit dem erwarteten Energieertrag könnten bis zu 30.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Auch die Erschließung solle so schonend wie möglich umgesetzt werden: Am Ende würden lediglich vier Prozent der LSG-Fläche versiegelt. Insgesamt könnten laut Köhler 24 Grundeigentümer an dem Projekt partizipieren. 15 seien erforderlich, zehn Gründer gebe es aktuell. "Wir haben eine gute Truppe beisammen, aber am Ende wollen wir alle Grundeigentümer mitnehmen", zeigte sich der Sprecher der Investoren zuversichtlich. Und auch der Ortsverein Havekost-Hengsterholz stehe hinter dem Vorhaben.
Keine Mehrheit für Beratungsbedarf
"Ich bin überzeugt, dass es Potenziale für Windenergie in Hengsterholz gibt, aber von dieser Planung bin ich nicht überzeugt", monierte FDP-Wortführer Eike Brakmann. Er wusste von "großen Zweifeln innerhalb der Bevölkerung" zu berichten und beantragte Beratungsbedarf, dem die Mehrheit der Fraktionen aber nicht folgen wollte. "Wir sehen keinen Grund für einen Beratungsbedarf, weil es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts zu beraten gibt", argumentierte etwa SPD-Fraktionsvorsitzender Marcel Dönike. Schließlich handele es sich bei der Diskussion nur um einen Aufstellungsbeschluss, und viele offene Fragen seien ohne die entsprechenden Gutachten überhaupt nicht zu beantworten.
Auch CDU-Ratsherr Christian Stamerjohanns bewertete das Vorhaben grundsätzlich positiv und sah keinen Anlass, die Entscheidung zu vertagen. "Wir brauchen die Anlagen ja", kommentierte er. Die CDU sei auch offen für eine Vor-Ort-Begehung, diese könne aber auch noch nach dem Aufstellungsbeschluss stattfinden: "Jetzt soll das Verfahren erst mal ins Rollen kommen." Dem schloss sich auch Carsten Jesußek von den Freien Wählern an: "Wir begrüßen, dass es noch Investoren gibt, die auf die Erneuerbaren Energien setzen", brachte er die Position seiner Fraktion auf den Punkt.
Grüne: Unnötiger Eingriff
Kritik kam erwartungsgemäß von den Grünen: "Das ist wieder ein Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet, der selbst bei schonender Umsetzung nicht erforderlich wäre", erklärte Fraktionsvorsitzende Annegret von Essen. Sie befürchtete, dass die dort vorhandenen fünf Schlatts austrocknen könnten, und berichtete von Klagen der Anwohner: "Man muss nur dahin fahren, um zu hören, wie laut das ist."
CDU-Ratsherr Günter Westermann lebt nach eigenen Aussagen seit 1996 mit Windrädern in diesem Gebiet. Er stört sich vor allem an der nächtlichen Beleuchtung: "Das ist das reinste Feuerwerk." Darüber hinaus hat aber auch er keine Vorbehalte gegen die Planung: So sei nach seinen Worten nicht zu befürchten, dass die Schlatts austrocknen, weil die Entfernung zu den Windrädern groß genug sei. Und auch der immer wieder zitierte Rotmilan leide nicht über Gebühr: "Der Rotmilan hat ein riesiges Brutgebiet, und die Bestände wachsen eher", so Westermann. Er wolle keine Verhältnisse wie in der Klein Henstedter Heide, wo die Planungen für den dortigen Windpark 15 Jahre gedauert hätten.
Fingerhut fürchtet um Nabu-Schlatt
Bereits in der Einwohnerfragestunde hatten einige Bürger kritisiert, dass die nicht naturverträglich genug sei. Der örtliche Nabu-Vorsitzende Hans Fingerhut fürchtete vor allem, dass das in dem Gebiet befindliche Nabu-Schlatt Schaden nehmen könne: "Wenn dieser Windpark kommt, würden Flora und Fauna komplett verloren gehen." Und auch weitere Bürger prognostizierten negative Folgen für die Biodiversität.
Weil sich abzeichnete, dass der Ausschuss seinem Wunsch nach Beratungsbedarf nicht folgen würde, zog Eike Brakmann den entsprechenden Antrag zurück. Gegen den Einstieg ins Planverfahren stimmte außer ihm und Annegret von Essen übrigens auch die Ausschussvorsitzende Christel Zießler (SPD).