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Eichenprozessionsspinner Giftige Raupen im Stadion in Ganderkesee: "Wir leiden sehr"

In Ganderkesee und Hude gibt es fast doppelt so viele Meldungen über Eichenprozessionsspinner wie im Vorjahr. Auch eine Grundschule ist akut betroffen.
18.06.2025, 08:54 Uhr
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Giftige Raupen im Stadion in Ganderkesee:
Von Jochen Brünner

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist in der Gemeinde Ganderkesee weiter auf dem Vormarsch und sorgt inzwischen bereits für Einschränkungen des öffentlichen und schulischen Lebens. So haben die giftigen Raupen inzwischen etwa das Stadion am Habbrügger Weg befallen. "Wir leiden sehr", sagt Insa Nessen, Schulleiterin der unmittelbar angrenzenden Grundschule Dürerstraße. Sie berichtet von mehreren Kindern, die mit den Brennhaaren der Tiefe in Berührung gekommen seien und über starken Juckreiz geklagt hätten. "Wir lassen sie dann abholen, schicken sie zum Kinderarzt und empfehlen, sofort zu duschen und die Kleidung zu waschen", schildert Nessen das Prozedere.

Überdies habe man in den vergangenen Tagen den Schulhof teilweise gesperrt, sodass die Kinder in den Pausen nur in kleinen Gruppen an die frische Luft konnten. "Die Absprachen mit der Gemeindeverwaltung funktionieren zwar gut, und wir genießen dort oberste Priorität. Bei 300 Kindern ist das an heißen Tagen aber trotzdem ein großes Problem", erklärt Nessen. Auch das Gymnasium Ganderkesee konnte die Bundesjugendspiele des siebten und achten Jahrgangs am Montag und Dienstag nicht wie geplant im Stadion ausrichten. Stattdessen gab es für die Schülerinnen und Schüler normalen Unterricht nach Stundenplan.

Verschärfte Lage

"Der Eichenprozessionsspinner hält uns gerade ordentlich auf Trab", bestätigt auch Uwe Nordhausen, Geschäftsführer des Kommunalservice Nordwest (KSNW). Im Stadion am Habbrügger Weg seien bereits am 3. und 4. Juni die ersten EPS-Vorkommen entdeckt worden. Betroffen gewesen seien damals vier Bäume mit je zwei Nestern. Diese seien allesamt entfernt worden. Doch nur zehn Tage später habe sich die Lage extrem verschärft: Am vergangenen Freitag wurden dem KNSW 18 betroffene Bäume mit 36 Nestern gemeldet. "Das ist schon ein ganz erheblicher Befall", kommentiert Nordhausen.

Besonders schlimm sei es, wenn auf sehr warme Tage ergiebiger Regen folge. "Dann sind mitunter auch an bereits gereinigten Stellen neue Vorkommen zu beobachten", schildert Nordhausen die Situation. Eichenprozessionsspinner lieben Wärme und bevorzugen frei stehende und von der Sonne beschienene Einzelbäume. Im Mai schlüpfen die Raupen, die sich tagsüber in den Nestern verstecken. Abends wandern sie vom Nest in die Baumkrone und fressen die Blätter -– bei Massenvorkommen, bis die Krone kahl ist. Die Verpuppung findet ebenfalls in den Nestern statt. Im Spätsommer schlüpfen aus den Puppen die fertigen Nachtfalter, die im Umkreis von zwei Kilometern erneut an Eichenzweigen Ihre Eier ablegen.

Zahl der Sichtungen verdoppelt

In den Anfangsjahren sei es noch das Ziel gewesen, alle Nester zu entfernen, die man überhaupt entdeckt habe. Doch das sei inzwischen kaum noch leistbar. So habe es allein in der Gemeinde Ganderkesee bis zum Stichtag 16. Juni rund 100 Meldungen gegeben. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres waren es nur 58. "Und in Hude hat sich die Zahl der Sichtungen sogar verdoppelt", berichtet der KSNW-Chef. "Am Ende des Tages ist der Eichenprozessionsspinner wohl stärker als unsere Möglichkeiten", sagt Nordhausen.

Auf einer interaktiven Karte des Landkreises Oldenburg lässt sich sehr schön nachvollziehen, wie sich der Eichenprozessionsspinner in den vergangenen Jahren im Ortskern ausgebreitet hat. Gab es 2022 nur vereinzelte, 2023 dann gehäufte Sichtungen an der Westtangente, war im vergangenen Jahr erstmals auch der Bereich des Stadions befallen. In diesem Jahr nun haben die giftigen Raupen auch die Birkenallee für sich entdeckt.

Um die Nester zu entfernen, sind die Kommunen zunächst gehalten, die Dienste einer Spezialfirma in Anspruch zu nehmen, die im Auftrag des Landkreises unterwegs ist. "Wir merken aber, dass auch der Dienstleister nicht überall zur gleichen Zeit sein kann", sagt Nordhausen. Deshalb halte der KSNW für Notfälle und besonders kritische Stellen auch noch einen eigenen Trupp vor.

Weil der Kontakt mit den Raupen gesundheitliche Risiken birgt und neben Juckreiz auch Atembeschwerden und Augenreizungen hervorrufen kann, rät die Gemeindeverwaltung dringend dazu, sich von den Raupen und deren Nestern fernzuhalten. Auch warnen die Experten im Rathaus davor, im heimischen Garten Gegenmaßnahmen auf eigene Faust in Angriff zu nehmen.

Befall sollte gemeldet werden

Die Gemeindeverwaltung bittet die Bürgerinnen und Bürger überdies, dem Kommunalservice sämtliche EPS-Aufkommen zu melden – und zwar unabhängig davon, ob es sich um private oder gemeindeeigene Bäume handelt. Der KSNW dokumentiert die befallenen Standorte und leitet die Daten an den Landkreis Oldenburg weiter, der diese kreisweit sammelt und auswertet. Informationen über EPS-Vorkommen im öffentlichen Bereich sollten Bürgerinnen und Bürger ebenfalls dem KSNW melden, der dann eine professionelle Bekämpfung veranlasst. Zu erreichen ist der Kommunalservice unter Telefon 0 42 22 / 9 46 50 oder per E-Mail an info@kommunalservice-nw.de.

Am Dienstagnachmittag habe der Wagen der Spezialfirma das Schulgelände verlassen, auch das Stadion gelte seitdem als gereinigt, berichtet Insa Nessen. Einen für diesen Mittwoch geplanten Sportabzeichentag habe man im Vorfeld vorsorglich abgesagt, aber sie hoffe, dass die Kinder wenigstens den Schulhof wieder nutzen könnten. Und ob die Bundesjugendspiele des Gymnasiums wie geplant in der kommenden Woche nachgeholt werden können, werden die kommenden Tage zeigen müssen.

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