Dass er einem Mann am vorvergangenen Donnerstag in Huntlosen durch sein schnelles Handeln vermutlich das Leben gerettet hat, will Matthias Hilgen gar nicht an die große Glocke hängen. „Ich sehe mich in erster Linie als Feuerwehrmann und nicht als Lebensretter“, sagt der 54-Jährige beim Gespräch mit unserer Redaktion. Es sei für ihn ganz normal und natürlich, jemandem in Not geholfen zu haben, und er wolle sich selbst als „Lebensretter“ nicht in den Vordergrund stellen. Auf Facebook, im Bekanntenkreis und bei der Arbeit sei der DHL-Paketbote in den vergangenen Tagen sehr häufig auf den Vorfall in einem Mehrfamilienhaus in Huntlosen angesprochen worden. Diese Aufmerksamkeit und der Rummel um seine Person werde ihm langsam zu viel, ist der Huntloser ganz ehrlich.
Er hörte Geräusche, die ihm komisch vorkamen
Hilgen möchte sein eigenes Handeln nicht in den Vordergrund stellen, aber durch seine Geschichte andere eventuell dafür sensibilisieren, wie sie selbst in einer ähnlichen Situation reagieren sollten. Der 54-Jährige fährt seine Tour als Paketbote durch Huntlosen bereits seit fünf bis sechs Jahren und kennt die Kunden, die er beliefert. Am vergangenen Donnerstag wollte er ein Paket an einen Mann in einem Mehrfamilienhaus zustellen, doch auf sein Klingeln habe niemand die Tür geöffnet. Stattdessen hörte er laute Geräusche, die ihm komisch vorkamen und ihn hellhörig werden ließen. Jemand habe offenbar auf sich aufmerksam machen wollen, weil er Hilfe brauchte. Als Hilgen dann im Hausflur stand, konnte er die Stimmen eindeutig einer Wohnung zuordnen, erinnert er sich.
Daraufhin habe der Huntloser, der seit 1988 Mitglied der örtlichen Feuerwehr ist, den Notruf gewählt und eine hilflose Person gemeldet. Zwar sei ihm ein solcher Notfall als Paketbote bisher noch nie passiert, durch seine Feuerwehrkenntnisse habe er aber gewusst, wie er sich zu verhalten habe und wie ein Notruf ablaufe. So habe der 54-Jährige auch ruhig bleiben können und sei nicht nervös geworden.
Wertvolle Zeit erspart
„Ich bin zum Balkon gegangen und habe gesehen, dass die Balkontür auf Kipp stand.“ Dann habe er noch so lange, bis die Feuerwehr eintraf, mit dem Mann gesprochen, um ihn zu beruhigen. Nachdem die Feuerwehrleute die Balkontür geöffnet hatten und dem Mann, der einen lebensbedrohlichen Notfall hatte, zu helfen, sei er noch ein wenig geblieben. „Dann musste ich aber weiter und meine Tour zu Ende fahren.“ Durch seine Vorarbeit, die Quelle der Hilferufe ausfindig zu machen und Zugangsmöglichkeiten in die Wohnung zu erkunden, habe Hilgen den Feuerwehrleuten wertvolle Zeit verschafft, betont Feuerwehr-Pressesprecher Matthias Witthöft. So hätten die Einsatzkräfte dem Patienten umgehend helfen können.
Ob es dem Mann jetzt wieder besser geht, weiß Hilgen leider nicht. Da er kein Angehöriger sei, könne er es unter Datenschutz-Gesichtspunkten natürlich verstehen, dass er nichts über den Gesundheitszustand des Mannes erfahren darf. Wenn sich dieser aber bei ihm melden wolle, wäre Hilgen jederzeit offen für ein Gespräch, denn es interessiere ihn natürlich, wie es dem Mann nun geht. Dass Rettern meist nicht mitgeteilt werde, wie es den Geretteten gehe, bedauert Witthöft. Schließlich hofften auch die Retter, dass es den Geretteten bald wieder gut geht.