Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kommt auch dieses Jahr nicht zur Ruhe. Wie Geschäftsführer Michael Venzke auf Nachfrage bestätigte, hat der Verein aktuell mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Betroffen sind hiervon konkret die Ortsvereine in Ganderkesee, Hude, Wardenburg und Wildeshausen. Offenbar konnten die Gehälter von rund 100 Mitarbeitern im vergangenen Monat erst verspätet gezahlt werden. Die Belegschaft des DRK Harpstedt sei dagegen aufgrund rechtlicher Eigenständigkeit nach Auskunft Venzkes nicht betroffen. Gleiches gelte für die Tochtergesellschaften, also das Seniorenzentrum in Harpstedt, das Zentrum für Integration und Bildung (ZIB) sowie die Betreuungsdienste Oldenburg-Land.
„Keine Insolvenzgefahr“
„Mittlerweile haben wir diesen Engpass aber aus eigenen Mitteln wieder behoben“, erklärte Venzke, der auch selbst von der verspäteten Gehaltszahlung betroffen war. Für den Monat Mai gehe er davon aus, dass die Gehälter wieder pünktlich gezahlt werden. „Wir haben weder einen Insolvenzantrag gestellt noch beabsichtigen wir, dies in naher Zukunft zu tun“, dementierte der Geschäftsführer etwaige Vermutungen. Denn würde das DRK als Verein Insolvenz anmelden, würde es sofort mit Antrag aus dem Vereinsregister gestrichen. „Das ist anders als bei einer GmbH, die dann ja immer noch eine gewisse Zeit hat, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen“, erläuterte Michael Venzke.
Weil das DRK keinen hauptamtlichen Vorstand hat, hat Venzke die Entscheidungsgremien des Vereins über die Situation informiert. „Wir arbeiten jetzt gemeinsam mit dem Landesverband an einer dauerhaften Lösung“, versicherte er. Gegenwärtig befinde sich das DRK in einer Phase der Restrukturierung. „Dass es in diesem Zusammenhang auch mal eng werden kann, war zwar nicht beabsichtigt, kann aber mal vorkommen“, erklärte er, ohne näher auf Details einzugehen. Anfang kommender Woche werde der DRK-Landesverband eine Erklärung zur aktuellen Situation im Kreisverband Oldenburg-Land veröffentlichen.
Erst im Oktober 2018 hatten die Kreisverwaltung und das DRK Oldenburg-Land ihre Auseinandersetzungen über fehlerhafte Abrechnungen im Rettungsdienst beigelegt und verabredet, besonnen und zuversichtlich in die Zukunft zu schauen und zu einer neuen Form der Zusammenarbeit zu gelangen, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Zuvor hatten sich beide Seiten abschließend darüber geeinigt, wie der durch die fehlerhaften Abrechnungen entstandene Schaden beim Landkreis Oldenburg ausgeglichen wird. Ursprünglich hatte das DRK Leistungen in einer Größenordnung zwischen 300 000 und 500 000 Euro nicht korrekt abgerechnet, wie die Beteiligten damals übereinstimmend mitgeteilt hatten. In der Zwischenzeit hat das DRK den größten Teil der Summe beglichen.
Vertragsauflösung 2016
Die Auseinandersetzung geht auf das Jahr 2015 zurück, als der Landkreis Oldenburg nach Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten in mehreren Abrechnungsjahren als Träger des Rettungsdienstes das langjährige Beauftragungsverhältnis mit dem DRK gekündigt hatte. Nach fast 50-jähriger Beteiligung am Rettungsdienst und Krankentransport musste das DRK die Standorte Ganderkesee, Bookholzberg und Hude zum Jahreswechsel 2017 an die Nachfolgeorganisationen – Johanniter Unfallhilfe und Malteser Hilfsdienst – abgeben.