Vater, Sohn und Heiliger Geist bilden im Christentum die Dreifaltigkeit. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts schuf der russische Maler Andrei Rubljow mit der „Dreifaltigkeitsikone“ ein Heiligenbild, das heute als Meisterwerk der Ikonenmalerei gilt. Die gut 1,40 Meter große „Dreifaltigkeitsikone“, russisch „Troiza“, ist heute in der Tretjakow-Galerie in Moskau ausgestellt. Die Künstler Martin Paulus und Willi Weiner haben sich in einem gemeinsamen Projekt mit Rubljows Gemälde auseinandergesetzt. Ihre Werke werden ab Sonntag, 11. August, unter dem Titel „Troiza“ in den Räumen der Huder Galerie am Stall (Ebenesch 4 in Kirchkimmen) ausgestellt.
„Mit dieser besonderen Ausstellung beendet die Galerie am Stall ihre Sommerpause“, sagt Galerist Frank Giesen. Für ihn sei das Projekt eine Art „Wundertüte“ gewesen: „Ich war sehr gespannt auf die Ergebnisse“, gibt er zu. Um die Qualität der Arbeiten habe er sich jedoch zu keinem Zeitpunkt Sorgen gemacht.
Für Weiner und Paulus ist es nicht die erste Kooperation. Bereits 2010 gab es eine gemeinsame Ausstellung über Frans Hals, einen der bedeutendsten niederländischen Porträtmaler aus dem Barock. Für „Troiza“ steuerte Weiner Skulpturen und Zeichnungen bei, Paulus war für die Malereien zuständig.
„Die Planung hat ein bis zwei Jahre gedauert“, erzählt Weiner. Der Stuttgarter Zeichner und Bildhauer räumt ein, dass es für ihn schwierig gewesen sei, in das Thema reinzufinden. „Wir hatten das Gemälde als Druck vorliegen“, berichtet er. Er habe einige Zeit benötigt, die dargebotenen Bildelemente anzugehen und künstlerisch neu zu verarbeiten. So finden sich die Stäbe, die die Figuren in den Händen halten, in einer filigranen Bleistiftzeichnung wieder, aus dem religiös-mythischen Symbol des Lebensbaums wurde eine stilisierte rostbraune Cortenstahl-Plastik.
Spiritualität der Ikone
„Es ist faszinierend zu sehen, welche Bildmotive die Künstler für ihre Werke gewählt haben und wie sie sich der Spiritualität der Ikone genähert haben“, sagt Giesen. So habe sich Paulus für den Kelch auf dem Altar als Motiv für mehrere seiner Malereien entschieden. Diesmal habe Paulus für seine Verhältnisse recht kleine Formate gewählt, was die künstlerische Wirkung aber keineswegs mindere, findet Giesen.
Zu Weihnachten 2018 habe es einen Austausch der beiden Künstler gegeben, ansonsten habe jeder für sich gearbeitet, so Weiner. „Meine Hauptarbeit an diesem Projekt hat dann in diesem Jahr stattgefunden“, sagt der 65-Jährige. 43 Werke haben die beiden insgesamt erschaffen, die nun in der Galerie am Stall erstmals zusammengekommen sind.
Der Galerist Giesen ist sehr angetan von den Resultaten. „Skulpturen und Bilder ergänzen sich ganz ausgezeichnet, es gibt sehr starke Verbindungen zueinander und zur Ikone“, lobt er. Er hat auch ein Buch zur Ausstellung in Auftrag gegeben, das vergangene Woche gedruckt wurde. „Es enthält bis auf die Zeichnungen alle Arbeiten“, sagt Giesen. Das Buch ist in der Galerie zum Preis von 20 Euro erhältlich. Ein Violoncello-Ensemble wird auf Wunsch von Paulus die Ausstellungseröffnung mit einem kurzen Stück umrahmen.
Die Vernissage beginnt am Sonntag um 15 Uhr in der Huder Galerie am Stall. Zur Entstehungsgeschichte der Exponate führen Künstler und Galerist ein Gespräch. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 8. September während der Öffnungszeiten mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr.