"Der Duft der großen, weiten Welt zieht wieder einmal durch Wüsting", stellte Hudes Bürgermeister Holger Lebedinzew am Freitagvormittag zufrieden fest. Wie jedes Jahr seiner zur Neige gehenden Amtszeit – mit Ausnahme von 2020 – war er auf den Hof Urban gekommen, um mit einer Rede die Landtage Nord zu eröffnen. Es ist die mittlerweile 17. Auflage des Branchentreffs der Agrarwirtschaft, der zugleich auch auf Verbraucher ausgerichtet ist und in vorpandemischen Zeiten jährlich bis zu 70.000 Besucher anzog.
Dass der Huder Bürgermeister 2021 noch einmal Begrüßungsworte auf der Wüstinger Landwirtschaftsmesse sagen würde, damit hatte er dem eigenen Bekunden nach nicht gerechnet. Coronabedingt war er wie im Vorjahr von einer Absage ausgegangen. Doch Lebedinzew irrte. Dies sei der "Beharrlichkeit, man könnte fast sagen Sturheit im besten Sinne" von Helmut Urban, dem Kopf hinter den Landtagen Nord, zu verdanken, wie der Bürgermeister anmerkte. Gemeinsam mit seinem Team habe er ein Hygienekonzept entwickelt, das "nicht von Pappe" ist, aber die Durchführung der Messe erst möglich gemacht hat, wie Lebedinzew feststellte. Ein Beispiel: Weil das Festzelt nicht ins Hygienekonzept gepasst hätte, wird es nun durch eine Gourmetmeile ersetzt.
Wie viel Arbeit hinter der Ausrichtung einer Messe dieser Größenordnung tatsächlich steckt, ließ Helmut Urban in seiner Begrüßung eher zwischen den Zeilen durchblicken. "Wir haben es uns verdient, dieses Jahr unsere Landtage Nord zu machen", erklärte er und bedankte sich bei seinem Team, das den Aufbau "unter schweren Auflagen durchgezogen" hat. Es sei ein Auf und Ab gewesen. "Nichtsdestotrotz haben wir alles auf den Weg gebracht", sagte Urban. 60 bis 70 Helfer seien vor und während der Messetage im Einsatz.
Friedrich Merz als Ehrengast
Von dem, was Helmut Urban und sein Team trotz Corona auf die Beine stellt haben, zeigte sich auch der diesjährige, prominente Ehrengast der Landtage Nord beeindruckt. Für die Eröffnung der Messe, die traditionell beim Bauernfrühstück mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft erfolgt, konnte der CDU-Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz gewonnen werden. In seiner Rede ging es zwar nicht primär um die Landwirtschaft, sondern um weltpolitische Themen, wie die derzeitige Lage in Afghanistan, und die Zukunft Deutschlands. Dennoch gelang ihm immer wieder ein Brückenschlag zu den Landtagen Nord.
So stellte Friedrich Merz unter anderem fest: "Wir leben in einem fantastischen Land. Trotz aller Probleme können wir stolz und dankbar sein, hier zu leben." Damit dies so bleibe, müsse jedoch einiges getan werden. Deutschland brauche eine gesunde mittelständische Wirtschaft. Hierfür müsse die Politik die Voraussetzungen schaffen. Helmut Urban bezeichnete der CDU-Mann "durch und durch als Unternehmer", von deren Schlag es seiner Ansicht nach in Deutschland zu wenige gibt: "Doch das sind diejenigen, die dafür sorgen, dass es uns gut geht. Wir brauchen Leute, die ständig etwas unternehmen und nicht ständig unterlassen." Wenn die Energiewende in Deutschland gelingen soll, dann muss laut Merz nicht immer nur darüber gesprochen werden, was nicht geht. "Wir müssen nicht über das Aus-, sondern das Einsteigen reden. Wir müssen einsteigen in neue Technologien", erklärte der Politiker. Für ihn ist die Landwirtschaft hier ein Vorreiter: "Auf der Messe sieht man, wie modern die Landwirtschaft ist." Dahin müsse die gesamte Volkswirtschaft kommen, forderte Merz.
Suche nach den dicksten Kartoffeln
Während in der Ausstellerhalle noch geredet wurde, pulsierte auf dem Messegelände bereits das landwirtschaftliche Leben. So fand im Tierschauring 1 ein Fohlenchampionat statt und eine Gruppe von Kindern suchte auf dem Kartoffelfeld nach den dicksten Kartoffeln. Denn wie in den Vorjahren auch haben die Treckerfreunde Wöschenland wieder einen Kartoffelsuchwettbewerb für Kinder organisiert, der an allen vier Messetagen zweimal täglich – 11 und 15 Uhr – stattfindet. Das Feld ist in diesem Jahr in der Nähe der Biogasanlage zu finden. Dort stehen auch zahlreiche historische Trecker und Ackermaschinen, die die Treckerfreunde ebenfalls mit auf die Landtage Nord gebracht haben. Der Älteste ist ein Lanz Bulldog aus dem Jahr 1936.
Auf den Landtagen Nord gibt es aber nicht nur historische Landmaschinen zu bewundern, sondern auch jede Menge neue Technik. Über 600 Aussteller stehen auf dem 13 Hektar großen Gelände bereit und informieren an allen vier Messetagen über das breite Spektrum der Landwirtschaft. Auch die Tiere kommen nicht zu kurz: Vom Rind über das Schaf bis hin zum Pferd und Esel sind reichlich Tierrassen auf dem Messegelände vertreten. Außerdem gibt es wie jedes Jahr einen eigenen Bereich für Kinder mit Hüpfburg, Sandkiste, Spielplatz und Streichelzoo sowie Bungeetrampolin.