Wenn Christin und Niklaas Badur von ihrem Traum erzählen, kann man bildlich vor sich sehen, wie die Räume an der Westerstraße 37 künftig mit Leben, Gemeinschaft und Herzlichkeit gefüllt sein sollen. Das Ehepaar möchte in der Wildeshauser Innenstadt ein gemeinnütziges Café eröffnen – und steht leidenschaftlich hinter seiner Vision.
Wie die Idee zu dem Café entstand
"Es gibt gesellschaftliche Tendenzen, bei denen wir uns schwertun, sie zu akzeptieren", sagt Niklaas Badur. "Jeder ist nur noch in seiner Blase unterwegs, es fehlt generationsübergreifender Kontakt. Es schmerzt uns, zu sehen, wie sich die Gesellschaft weiter segmentiert." Man sei extrem separiert nach Gruppen, ergänzt Christin Badur: "Es kommt so selten zu echten Begegnungen." Statt daran zu verzweifeln, hätten sie sich gefragt: "Was können wir tun – auch vor der Haustür?", sagt Niklaas.
Die beiden 36-Jährigen kommen aus Wildeshausen, sind in der Stadt im Landkreis Oldenburg aufgewachsen, leben aber seit knapp zehn Jahren in Hamburg. Jetzt wollen sie zurück in ihre Heimat, mit der sie sich immer noch stark verbunden fühlen, und diese aktiv mitgestalten. In Hamburg sind sie in der Kirchengemeinde aktiv, die beispielsweise viel für die Integration von Flüchtlingen mache. "Da haben wir gemerkt, da können kultur- und generationsübergreifend Dinge passieren", erläutert Niklaas Badur zum Hintergrund ihrer Idee.
Café als Ort der Begegnung
Das Café in Wildeshausen, das als "Daybar" auch alkoholische Getränke anbieten wird, soll ein Ort der Begegnung werden, an dem jeder willkommen ist. "Wir lieben es, zu Hause Gäste zu bewirten. Das wollen wir auch im Großen leben", sagt Christin. Die Räume an der Westerstraße empfindet das Ehepaar als optimal: Christins Uropa führte an dieser Stelle seit 1919 einen Friseursalon, den danach ihr Opa übernahm. "Ich erinnere mich noch bildlich", blickt Niklaas zurück, der seine Oma damals in den Salon begleitete. "Es war ein soziales Event." Neben einer neuen Frisur bekamen Kunden einen Kaffee und den aktuellsten Klatsch zu hören.
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Einen solchen Treffpunkt wollen die beiden nun ebenfalls erschaffen, in Anlehnung an die Geschichte wird dieser "Café Barbier" heißen. "Wir wollen ehren, was mein Opa hier aufgebaut hat", sagt Christin. In der Einrichtung oder Dekoration soll es auch die eine oder andere Erinnerung an den Friseursalon geben, der zuletzt verpachtet war.
Hamburger Café als Inspirationsquelle
Inspiration und Unterstützung bekommen Christin und Niklaas Badur vom "Why not?"-Café in Hamburg, das Integration fördern möchte. Neben dem reinen Café soll es in Wildeshausen Angebote geben wie internationale Kochabende, Nachbarschaftsabende, Lesungen, kleine Konzerte. Ein Fokus liegt auch auf Familien: Christin ist Grundschullehrerin und Sonderpädagogin und arbeitet gern mit Kindern. So wird es eine Spielecke samt Bereich für Familien geben, auch ein Kindercafé einmal pro Woche kann sie sich vorstellen.
Viel werde sich mit der Zeit entwickeln, blickt das Paar voraus. Es gehe auch darum, zu schauen, wo der Bedarf ist. Dafür hoffen die beiden darauf, dass sich viele mit ihren Ideen, Wünschen oder Angeboten einbringen. "So entsteht ein lebendiger, sich stetig wandelnder Ort – getragen von vielen Händen und Herzen", beschreiben die Badurs es in ihrem Konzept.
Freunde und Familie unterstützten das Projekt
Große Unterstützung erhalten sie von ihren Familien und Freunden. Diese helfen auch beim Umbau, der derzeit läuft und noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Eröffnung ist für das dritte Quartal 2026 geplant.
Es gebe schon viel positives Feedback, und auch den einen oder anderen Tipp: Freunde der Großeltern hätten bereits klargestellt, dass es Cognac geben müsse, erzählen die beiden lachend. Das Ehepaar macht sich keine Illusionen, dass es ein ambitioniertes Projekt ist. "Uns ist klar, Wildeshausen ist nicht Hamburg. Aber wir sehen hier viel Aufbruch", sind sie zuversichtlich, dass die Stadt bereit ist.