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CO2-Einsparungen Aso kann Müllauto mit Brennstoffzelle kaufen

585.000 Euro bewilligt der Bund der Abfall Service Osterholz (Aso) für den Kauf eines Abfallsammelfahrzeugs mit Wasserstoff-Antrieb. Staatssekretär Ferlemann übergab jetzt in Pennigbüttel der Förderbescheid.
21.06.2021, 19:30 Uhr
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Aso kann Müllauto mit Brennstoffzelle kaufen
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Enak Ferlemann, Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministerium, hatte allerhand Geld im Gepäck, als er jetzt die Abfall-Service Osterholz (GmbH) besuchte: Der mehrheitlich im Kreis-Besitz befindliche Entsorgungsbetrieb erhielt vom Christdemokraten aus Cuxhaven einen Förderbescheid über 585.000 Euro. Das Geld ist bestimmt für den Kauf eines Müllfahrzeugs mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb. Ferlemann lobte, es handele sich um "echte Innovation in der Praxis". Bevor er nach Berne weiterreiste, um die Ortsumgehung (B212) freizugeben, läutete er damit in Pennigbüttel ein neues Zeitalter ein.

Aso und Landkreis wollen nach eigenen Angaben die Entwicklung von Wasserstoff als wertvollem Energieträger "mit vorantreiben und damit einen signifikanten Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten". Nach den Worten des Aso-Geschäftsführers Christof von Schroetter gehöre es zur Firmenphilosophie, regionale Natur zu schützen und saubere und lebenswerte Umwelt zu bewahren. Mit dem neuen Sammelfahrzeug, das im zweiten Quartal 2022 geliefert werden soll, gehe man nun "einen ersten Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität". Landrat Bernd Lütjen sprach von einem Leuchtturmprojekt für den Klimaschutz.

Interessierte Projektpartner

Die Bundesmittel stammen aus dem „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie". Entsprechend groß ist das Interesse auch bei den Projektpartnern des Landkreises, die sich 2018 im Wasserstoffnetzwerk-Nordniedersachsen H2.N.O.N zusammengetan haben. Netzwerk-Manager Jan-Eicke Meyer war zur Übergabe des Berliner Geld-Briefs ebenso eingeladen worden wie der Stader IHK-Präsident Matthias Kohlmann (zugleich Hauptgeschäftsführer der Faun-Gruppe) und IHK-Geschäftsführer Holger Bartsch.

Bei Faun wird das sogenannte Drehtrommelfahrzeug vom Typ "Rotopress Bluepower" nun auch gekauft. Das wasserstoffbetriebene Fahrzeug spart gegenüber einem Dieselantrieb pro Jahr rund 40 Tonnen CO2 ein, wenn beide jährlich 25.000 Kilometer zurücklegen. Nach Aso-Angaben beträgt die Laufleistung 25.000 bis 35.000 Kilometer pro Jahr, sodass sich die Entlastung fürs Klima eher noch vergrößert, zumal manches Auto auch eher sieben als die zu Grunde gelegten sechs Liter Diesel für 100 Kilometer benötigt. Nach ersten – hoffentlich positiven - Erfahrungen solle die bisher konventionell motorisierte Flotte mit emissionsfreien Fahrzeugen weiter ausgebaut werden, kündigte der Aso-Geschäftsführer an.

Biovergärungsanlage geplant

Parallel wird bereits an einem weiteren Beitrag zur Klimawende getüftelt: Die Landkreise Osterholz, Cuxhaven und Verden wollen gemeinsam mit der Stadt Cuxhaven eine Bioabfallvergärungsanlage errichten lassen. Dazu wurde im Vorjahr die Kenn gegründet, die Kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen. Baubeginn soll im Frühjahr 2022 sein. Die Vergärungsanlage wird aller Voraussicht nach Bio-Erdgas in einer Menge erzeugen, die dem Jahresbedarf von rund 350 Einfamilienhäusern entspricht. Umgerechnet auf fossiles Erdgas bedeutet das eine jährliche CO2-Ersparnis von 2000 bis 3000 Tonnen.

Als Vorsitzender der Entsorgungsanstalt hat Aso-Geschäftsführer von Schroetter dabei einen zweiten Hut auf. Die Kenn wiederum gehört obendrein auch zum H2.N.O.N-Netzwerk, denn sie lässt zurzeit prüfen, ob sich grüner Wasserstoff zu vertretbarem Aufwand aus dem anfallenden Bio-Erdgas und/oder aus dem anfallenden Abwasser gewinnen lässt. Auch die Errichtung einer H2-Tankstelle am Standort in Heilshorn gilt dabei als eine Option.

Zur Sache

Müllabfuhr mit schwarzen Zahlen

Steigende Leerungszahlen und höhere Entsorgungskosten haben im Vorjahr die Bilanz der Kreisabfallwirtschaft (KAW) geprägt. Da die Einnahmen noch stärker stiegen als die Aufwendungen, kam am Ende ein Plus von fast 481.000 Euro vor Steuern heraus. Damit wachsen die betriebliche Rücklage (150.000 Euro) sowie die Rückstellungen für Deponie-Nachsorge und Gebührenstabilisierung (271.000 Euro) weiter an.

Die neuen Gebühren ab 2022 werden zurzeit kalkuliert und Anfang November beschlossen, so KAW-Leiter Werner Schauer. Er warnte davor, sich vom 2020er Ergebnis blenden zu lassen, denn neben der überraschend hohen Gewinnausschüttung der Aso GmbH gebe es einen Einmaleffekt aus nicht benötigten Mitteln bei der Einrichtung der Wertstoffhöfe. Auch die pandemiebedingt verstärkte Nutzung der Leistungen des Entsorgungszentrums werde sich so nicht fortsetzen, sagte Schauer im Betriebsausschuss des Kreistags.

Mit einem fast 80-prozentigen Preisanstieg schlage von nun auch die Entsorgung der eingesammelten Bioabfälle zu Buche, die nach der Neuausschreibung inzwischen in Bremen kompostiert werden. "Das zeigt, dass wir mit der Vergärungsanlage der Kenn richtig liegen", erklärte Schauer und verwies darauf, man zahle nun schon fast so viel wie bei einer Entsorgung in eigener Hand veranschlagt. Mit der Anlage in Heilshorn werde man in zwei Jahren unabhängig vom Markt sein und "eine sichere und ökologisch hochwertige Lösung" haben.

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