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Aufholen nach Corona Licht am Horizont für Bredbeck

Die Bildungsstätte Bredbeck will mithilfe des Aufholprogramms die Krise der Corona-Zeit beenden. Bundes- und Landesmittel fließen in "Lernräume" und spezielle Seminare für Schulklassen. Die Nachfrage ist groß.
24.09.2021, 18:00 Uhr
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Licht am Horizont für Bredbeck
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. "Aufholen nach Corona" – das Hilfsprogramm des Bundes ist auch die Devise für die Bildungsstätte Bredbeck. Für zwei Projekte konnte die kreiseigene Heimvolkshochschule Zusagen aus dem Fördertopf des Familienministeriums akquirieren. Nicht zuletzt dank dieser Zuschüsse von rund 150.000 Euro befindet sich die Einrichtung nun wieder im Aufwind. Die pandemiebedingte Schließung der ersten fünf Monate hat zwar ein tiefes Loch in die Kasse gerissen, doch im vierten Quartal steigt die Auslastung auf bis zu 90 Prozent des Vorkrisenniveaus. "Ohne die neuen Projekte hätten wir nach wie vor ein Problem", sagte Schulleiterin Kirsten Dallmann, als sie am Mittwoch den Werksausschuss des Kreistags über die Einzelheiten informierte.

Zunächst habe es so ausgesehen, als würde Bredbeck das laufende Jahr noch schlechter abschließen als im pessimistischen Plan-Szenario erwartet; dort war ein Jahresdefizit von 200.000 Euro einkalkuliert worden, und schon Ende Juni lagen die Erlöse um 239.000 Euro unter dem Planwert. Dabei wurden frei werdende Stellen nicht oder verzögert wieder besetzt; und erst im Oktober wird die Kurzarbeit vollständig enden. Nun aber wird das erwartete Minus wohl nicht einmal halb so hoch ausfallen. "Wenn es ganz gut läuft, schaffen wir vielleicht sogar eine schwarze Null", sagte Dallmann. Die Abgeordneten wirkten sichtlich erleichtert und sparten nicht mit Lob für die Mitarbeiter der Bildungsstätte.

Schulklassen angemeldet

Den Beschäftigten wird nun allerdings ein Kraftakt abverlangt. Mit zehn dreitägigen Schülerseminaren, die kurzfristig fürs vierte Quartal eingeplant wurden, verlagert sich auch der Arbeitsschwerpunkt: weg von den Eigenseminaren hin zu besagten Projektangeboten. Die neue Reihe heißt "Buntfische" und richtet sich an Schulklassen der Jahrgangsstufen zwei bis zehn. Das Angebot trifft einen Nerv, der Nachholbedarf bei Klassenfahrten ist immens. "Es gibt eine Warteliste, die wir wahrscheinlich 2022 bedienen können", so die Bredbeck-Chefin.

Dass der Bund das Aufholprogramm erst kurz vor den Sommerferien gestartet und vorerst bis Jahresende befristet hat, habe das Team gehörig ins Schwitzen gebracht. Immerhin sei der bürokratische Abrechnungsaufwand bemerkenswert niedrig gehalten. Inhaltlich wurden nun drei verschiedene Themenschwerpunkte mit kreativen Umsetzungsmethoden (Film, Kunst, Theater, Musik, Planspiele) konzipiert: Standortbestimmung nach der Pandemie, Vielfalt im Klassenverbund sowie Demokratie und Partizipation. Für Dallmann steht fest: "Schon das Gruppenerlebnis ist ein Wert an sich." Auch eine gemeinsame Nachtwanderung oder ein Lagerfeuer sei eine Erfahrung, die Kindern und Jugendlichen lange gefehlt habe.

Lernräume in den Ferien

Elke Schnakenberg (SPD) unterstrich, die Bildungsstätte sei traditionell ein wichtiger Partner der Schulen im Kreisgebiet; das könne sie aus ihrer Erfahrung als Lehrerin bestätigen, so die Pensionärin. In den Schulferien wiederum bietet Bredbeck schon seit dem Vorjahr regelmäßig sogenannte "Lernräume" an. Das zweite Projekt aus dem Aufholprogramm, das durch Landesmittel aufgestockt werde, soll bis zum Herbst 2022 regelmäßig weiterlaufen. Die fünftägigen Angebote (ohne Übernachtung) richten sich an die Jahrgangsstufen eins bis zehn.

Allein die 21 Lernräume des Sommers 2021 haben rund 150 junge Teilnehmer erreicht. Das Angebot reicht von Bewegung über Kunst und Kreativität bis hin zu Film und Hörspiel; einige Kinder nutzten mehrere der kostenlosen Ferien-Workshops, die sich vor allem an benachteiligte Familien richten. Für diese erweise sich allerdings die abgeschiedene Lage der Bildungsstätte als Hürde, meinte Bernd Rugen (Linke) mit Blick auf den Ostkreis. Das Angebot, das auch in den kommenden Herbstferien wieder laufen soll, sei womöglich noch nicht bekannt genug und könnte nach den Worten von André Hilbers (Grüne) in den Gemeinden stärker beworben werden.

Gastgruppen zögern noch

"Bei den Gastgruppen kommt es immer noch zu vereinzelten Absagen", teilte Dallmann weiter mit. Den Partnern fehlten seit Pandemiebeginn offenbar die Planungssicherheit oder womöglich auch die finanziellen Mittel. Eine Querflötengruppe mit Mitgliedern im Seniorenalter, die seit 30 Jahren mehrmals jährlich in Bredbeck übt und übernachtet, habe das Haus seit Anfang 2020 nicht mehr besucht - trotz umfassender Hygienekonzepte, die in abgemilderter Form weiterhin Bestand haben.

Drei weitere Maßnahmen bringen der Einrichtung mittelfristig weitere 93.000 Euro Einnahmen. Dabei handelt es sich um das Projekt "Demokratie leben!", für das eine Stelle neu geschaffen wird, die "Nordlichter"-Kampagne des deutsch-polnischen Jugendwerks sowie eine Fachkräfteinitiative für internationale Jugendarbeit. "Wir können aufatmen: Die Akquise-Weltmeister aus Bredbeck haben wieder zugeschlagen", stellte der Ausschussvorsitzende Björn Herrmann (SPD) fest. Er sehe Licht am Horizont; die Projekte passten zum Profil des Hauses.

Lob gab es auch von Finanzdezernent Cord-Hinrich Kröger. Die Buchhaltung der Bildungsstätte habe in Rekordzeit das Berichtswesen umgestellt: "Das hat sehr viel Spaß gemacht." Die neuen betriebswirtschaftlichen Auswertungen, die vom stellvertretenden Hausleiter Jens Engel vorgelegt wurden, sollen mehr Transparenz und Kostenkontrolle bieten.

Zur Sache

Neubau statt Anbau geplant

Die Bildungsstätte Bredbeck hatte die lange geplante Modernisierung und Vergrößerung des Jugendgästehauses (Haus 3) pandemiebedingt zunächst nur auf Eis gelegt. Die Rücklagen wurden und werden in diesem Jahr zur Bewältigung der Corona-Krise benötigt. Jetzt aber zeichnet sich eine Kehrtwende ab, wonach in das Gebäude zunächst keine größeren Summen mehr investiert werden. Wie Bredbeck-Leiterin Kirsten Dallmann im Fachausschuss bekannt gab, ist ein separater Neubau auf dem Schulgelände geplant, der einer ganzen Schulklasse Platz bietet und damit größer sein soll als das heutige Haus 3.

"Das hätte den Vorteil, dass wir unsere Belegung auch während der Bauzeit nicht einschränken müssten", erklärte Dallmann auf Nachfrage unserer Zeitung. Der kreiseigene Betrieb habe bereits einen Zuschussantrag über 500.000 Euro gestellt; falls ihr Haus den Zuschlag erhalte, könnte das Projekt unter Zuhilfenahme eines wohl ebenfalls sechsstelligen Investitionskredits zu stemmen sein.

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