Ingo Appelt gibt klare Antworten auf die größten Fragen und Ungereimtheiten des Alltags – und fasst hemmungslos genau die Themen an, die andere beschämt vermeiden. Am Freitag, 4. März, bringt der Comedy-Rüpel sein neues Programm „Besser… ist besser!“ auf die Bühne des Hamme-Forums. Karin Köster sprach mit Appelt über seinen Sinneswandel vom Macho zum Frauenversteher und über sein neues „Männer-Verbesserungs-Programm“.
Warum sind Sie zum „Frauenversteher“ geworden?
Weil Frauen meine Hauptzielgruppe sind und meine Freundin sich bei mir über mich beschwert hat. Sie meinte, so geht das nicht, du musst dir mal ein anderes Image zulegen. Ich hab ja den Ruf, ein Schweinepriester zu sein. Nun, ich bin ja keine 18 mehr, sondern 48, und mit der Zeit lernt man dazu.
Sie haben sich selbst zum „Konkursverwalter der Männlichkeit“ ernannt. Was gibt es denn da zu verwalten?
Sehen Sie, das typisch Männliche wird doch heutzutage gar nicht mehr so wirklich gebraucht. Frauen gehen arbeiten, verdienen ihr eigenes Geld und einen Beschützer brauchen sie auch nicht mehr. Jedenfalls nicht vor wilden Tieren oder so. Die größte Gefahr für Frauen sind doch die Männer. Männer machen die meisten Schwierigkeiten, das ist wirklich erschreckend, da brauchen wir doch nur in die Neo-Nazi-Szene zu schauen. Da, wo Männer nicht auf ihre Frauen hören, herrscht Chaos. Ich bin sozusagen der Martin Rütter der Männlichkeit. Viele Männer sind genauso schlecht erzogen wie Hunde. Männer sind keine ganz normalen Menschen, man muss sie genauso konsequent erziehen wie einen Hund und ihnen Grenzen setzen.
Seit Ihrem letzten Programm „Göttinnen“ haben Sie neue Erkenntnisse gewonnen, die Sie nun dem Publikum mitteilen wollen. Was sind das für Erkenntnisse?
Mir ist das Aufwerten der Frauen wichtig, ich möchte eine weibliche Weltreligion etablieren. Aber da machen mir die Katholiken und die anderen Religionen wohl einen Strich durch die Rechnung. In meiner vorherigen Show „Göttinnen“ ging’s mehr um die Analyse und die Aufbereitung. Meine neue Show liefert nun ganz Praktisches für den Hausgebrauch. Was muss der Mann tun, um der Frau zu gefallen? Wie kann er ein guter Dienstleister werden? „Besser ist… Besser“ ist ein Erziehungsprogramm.
Wären Sie gern eine Frau?
Puh, ich glaub, das wär mir zu anstrengend. Frauen müssen die Kinder kriegen und immer geil aussehen und ganz alt werden. Und wenn sie ganz alt sind, sollen sie immer noch gut aussehen. Es ist unfassbar, was für ein gesellschaftlicher Druck auf den Frauen lastet.
Was zeichnet den perfekten Mann aus?
Den gibt es nicht, schon allein der Anspruch ist idiotisch. Nee, Perfektionismus nervt mich. Ideal ist, wenn er gut kochen kann und sie immer Hunger hat. Ein Mann sollte versuchen, die Frau als Vorbild zu nehmen. Am besten sollte der Mann ein bisschen wie der schwule beste Freund sein, man muss das ja nicht in letzter Konsequenz ausleben. Aber mit der Frau reden, ihr zuhören, Verständnis haben, mit ihr „Shopping Queen“ gucken, solche Sachen eben, da stehen Frauen drauf. Überhaupt sollte der Mann seine eigene Weiblichkeit nicht verachten. Männer wollen immer cool sein, deswegen haben sie ja auch keine Depression, sondern Burn-Out. Das klingt männlicher.
Wie kann eine Ehe oder Partnerschaft zwischen zwei so unterschiedlichen Wesen funktionieren?
Nun, so unterschiedlich sind sie gar nicht. Man sollte den anderen so sein lassen, wie er ist, und sich nicht gegenseitig als Konkurrenten sehen. Und: Man sollte formulieren, was man will. Entweder, der andere macht das dann, oder man sucht sich einen anderen (lacht). Alle elf Minuten verliebt sich ein Single bei Parship. Vermutlich ist das immer dieselbe arme Sau (lacht).
Sex ist das Dauerthema in Ihren Shows. Warum?
Weil es das ist, was Männer und Frauen verbindet. Ins Kino gehen, einkaufen und alles andere kann ich mit meiner Oma machen oder mit meiner Tante. Mit dem Sex haben viele Paare große Probleme. Die meisten Männer sind chronisch untervögelt. Heute entscheiden die Frauen, ob und wie Sex stattfindet. Früher hat der Mann sie an den Haaren in die Höhle gezogen, und los ging’s. Es ist erschreckend, wie wenig Sex stattfindet, weil der Weg dahin so steinig ist. Es sind Probleme da und meist wird nicht darüber gesprochen. Ich bring die Sachen auf den Tisch und mach klare Ansagen.
Wie stehen Sie privat zu Partnerschaft und Ehe?
Früher bedeutete eine Ehe die Abhängigkeit der Frau, das war eine Unterdrückungsinstitution. In Österreich gibt‘s tatsächlich noch den „Hausvorstand“! Ich hab meiner Freundin Sonja beim „Deutschen Comedypreis“ im Oktober einen Heiratsantrag gemacht. Wir sind seit zehn Jahren zusammen, ich hab einige gescheiterte Beziehungen hinter mir und für mich reicht’s jetzt auch, ich bin ja in einem gewissen Alter (lacht). Wir heiraten im Sommer.
Sie wollen heiraten, obwohl Sie wissen, dass dann „nichts mehr läuft“?
Das behaupte ich ja nur, es stimmt aber nicht. Es läuft nichts mehr, wenn man aufhört zu kommunizieren, wenn man den anderen als selbstverständlich betrachtet und nachlässig wird. Wichtig ist Gleichberechtigung, Emanzipation und die Ehe als positiv anzusehen. Wenn’s in der Ehe eng wird und die Freiheit sich in Luft auflöst, dann läuft nichts mehr. Und es ist natürlich so, dass Kinder echt anstrengend sind, das wird oft unterschätzt. Dann hängt die Frau nicht mehr nackt im Kronleuchter, sondern erschöpfte Eltern krabbeln auf allen Vieren herum und sehnen sich nicht nach Sex sondern nach Schlaf.
Warum sollten die Menschen Ihre neue Show besuchen?
Weil’s viel lustiger ist, als sich mit den Männern zu Hause zu langweilen (lacht). Gutes Entertainment kann man nun mal nicht runterladen, das gibt’s nur live. Es ist auch immer witzig, was im Miteinander im Publikum passiert. Das ist eher ein Erleben als ein Konsumieren. Und wenn die Leute glücklich aus der Show gehen und erschöpft sind vom vielen Lachen, dann bin ich auch glücklich.