Mit einem solchen Interesse hätten sie nicht gerechnet: Vor ein paar Wochen hatten Sabrina Behrens und Gina-Kristin Frese erstmals Kinder und Jugendliche zu einer Jugendgruppe des Tierschutzvereins Lilienthal eingeladen – jetzt reichten abermals die bereitgestellten Stühle nicht.
Lilienthal. Tapsi und Cico flitzen über die Tischplatte. Sie schnüffeln an gekrümmten Zeigefingern und wuseln durch Zelte aus Papier. "Oh", wispern Kinderstimmen entzückt über die Wüstenrennmäuse. Sachte berührten Fingerspitzen ihr Fell. Die beiden Mäusemännchen sind eindeutig die Attraktion an diesem dritten Nachmittag der Jugendgruppe des Tierschutzvereins Lilienthal, Worpswede, Grasberg. "Die Helfenden Pfoten" haben sie sich getauft. Heute treffen sie sich im Alten Amtsgericht, um mehr über den Umgang mit Haustieren und über Tierschutz zu erfahren.
13 Stühle hatten Sabrina Behrens und Gina-Kristin Frese in dem kleinen Raum im Alten Amtsgericht um den Tisch gestellt. Sie leiten die neue Jugendgruppe. Als die Uhr kurz nach vier anzeigte, mussten Behrens und Frese noch drei Stühle holen. In Zeitung und Internet hatten der Tierschutzverein bei Kindern und Jugendlichen zwischen neun und 15 Jahre für die Gruppe geworben. Bis zu 16 Kinder waren zu den ersten beiden Treffen gekommen, erzählt Behrens. Dass das Interesse derart groß sei, habe selbst sie überrascht. Maximal 20 Kindern biete die Gruppe Platz. Mit ihren 20 und 25 Jahren sind Behrens und Frese nicht so viel älter als die meisten Mädchen am Tisch. Der Altersdurchschnitt der Gruppe liege zwischen zehn und zwölf Jahren, erzählt Sabrina Behrens. Die eigene Tierschützer-Laufbahn begann im September 2011. Behrens wollte in einem Tierheim helfen und das Lilienthaler Katzenhaus suchte Unterstützer. Dass sie dafür jedes Mal von Wilstedt nach Lilienthal fährt, "das ist es wert".
Jugendleiterschulung besucht
Im Katzenhaus traf sie auch die Vorsitzende des Tierschutzvereins Lilienthal, Worpswede, Grasberg, Kathrin Schulze. Deren Wunsch sei es gewesen, den Tierschutzgedanken mittels einer Jugendgruppe an Kinder und Jugendliche heranzutragen. Im vergangen Jahr besuchte Sabrina Behrens darum eine Jugendleiterschulung in München und lernte im Katzenhaus außerdem Gina-Kristin Frese kennen.
Die Mäusemännchen haben derweil viel zu entdecken. Ihnen bleibt kaum Zeit, um an der halben Minitomate, dem Salatblatt oder der Gurkenscheibe zu knabbern. Während sie weiter über den Tisch flitzen, erzählt die Mäusebesitzerin Gina-Kristin Frese den Kindern beispielsweise, dass diese Tiere viel Auslauf brauchen, überwiegend nachtaktiv sind und, dass sie maximal zwei Weintrauben pro Woche naschen dürfen. Wie rasant sich Wüstenrennmäuse vermehren, schildert sie ebenfalls. Als Mäuseneuling habe sie binnen kurzer Zeit 150 Jungtiere gehabt und die Zoohandlungen der Umgebung damit versorgt. Die jungen Tierschützer staunen. Ihre Stimmen werden lauter. Die Mäuse legen die Ohren an und Frese mahnt zu Ruhe. Auch das lernen die Jugendlichen hier: Wüstenrennmäuse brauchen eine ruhige Umgebung.
Dieser Nachmittag illustriert den Grundgedanken des Tierschutzvereins: "Tierschutz für Kinder greifbarer machen." Sabrina Behrens hofft, dass sie später als Erwachsene dem Tierschutz offener gegenüber stehen werden. Und wer als Kind lerne, was bei der Haltung von Haustieren zu beachten ist, werde im Erwachsenenalter nicht unwissentlich die eigenen Tiere quälen. Mit Themennachmittagen zu Haustieren und Tierschutzthemen sowie vielen praktischen Aktionen wollen Behrens und Frese diese Jugendgruppe mit Inhalten füllen. Beim zweiten Treffen besuchten sie das Katzenhaus in Lilienthal. Weitere Tierheime, Tierärzte oder eine Wildtierauffangstation sollen folgen. Daneben wollen sie mit den Jugendlichen praktischen Tierschutz betreiben indem sie etwa Nistkästen bauen oder ein Igel-Haus im Wald.
Nur ein Junge hat sich für die Gruppe angemeldet. Tierschutz rührt offenbar mehr an Mädchenherzen, wie an dem von Karla Schnakenberg. Die neunjährige Hundebesitzerin findet es schrecklich, wenn Tiere ausgesetzt werden. Sie hofft, durch die Gruppe viel mit Tieren in Kontakt zu kommen und Tierheime zu besuchen. Die zwölfjährige Vivienne Peters hilft seit vergangenem Herbst im Lilienthaler Katzenhaus. An diesem Nachmittag gibt sie ihren Anmeldebogen für die Jugendgruppe des Tierschutzvereins ab. Malin Gieße hatte mit ihren Freunden schon eine eigene Tierschutzbande gegründet. Da las die Mutter von dieser Gruppe und riet ihr, einmal hinzugehen. Die Zehnjährige sagt: "Ich denke, dass Tiere den Schutz der Menschen brauchen."
Nach 20 Minuten werden Tapsi und Chico müde. Sie werden wohl gut schlafen, sagt Gina-Kristin Frese schmunzelnd und lässt die beiden wieder in die Transportbox gleiten. Beim nächsten Treffen soll ein anderes Tier die Gruppe besuchen. Karla Schnakenberg kann sich vorstellen, ihren Hund auch einmal zu den Tierschutzfreunden mitzubringen.
Weitere Informationen zur Jugendgruppe des Tierschutzvereins Lilienthal, Worpswede, Grasberg bei Sabrina Behrens unter der Nummer 0152/05882602.