Lilienthal. „Ding!“ Der helle Klang schallt mehrmals durch den Raum, bis er die fröhlichen Kinderstimmen und das Bausteingerumpel übertönt. Erzieherin Jasmin Scheer schlägt ein paar mal auf das kleine Glockenspiel in ihrer Hand, und während sie von einem Gruppenraum in den nächsten läuft, ruft sie noch schnell: „Aufräumen!“ Es ist Zeit für den gemeinsamen Morgenkreis am Montag in der Kita Frankenburg. An jedem Montag treffen sich dazu die beiden Kindergartengruppen. Hinter zwei anderen Türen verläuft das Leben nicht so quirlig und in einem langsameren Takt. Zwei Krippengruppen gehören ebenfalls zu der Einrichtung, die bis zum Sommer 2016 eine Grundschule war. Inzwischen strömen jeden Morgen um die 50 Knirpse mit ihren Eltern hierher. Rund 110 000 Euro hat sich die Gemeinde Lilienthal den Umbau in eine Kindertagesstätte kosten lassen.
Auf 400 Quadratmetern sind vier Gruppenräume entstanden, dazu eine Küche, das „kleine Restaurant“ mit zwei Tischen für Frühstück und Mittagessen sowie die durch Faltwände abtrennbare Turnhalle. „Das ist wirklich gut“, sagt die Leiterin Susanne Böhncke. Büros und ein Mitarbeiterraum im Obergeschoss komplettieren das Haus, in dem acht Erzieherinnen bis zu 60 Kinder betreuen können: in zwei Kindergartengruppen zu je 20 Kindern und zwei Krippengruppen mit je zehn Kindern. Inklusive Früh- und Spätdienst von 7.30 bis 15.30 Uhr.
„Wir haben seit Januar 50 Kinder eingewöhnt“, sagt Böhncke. Ein leiser Hauch von der aufgebrachten Kraft schwingt darin. Erst der Umbau. Zwei Gruppen waren anfangs in Frankenburg geplant, eine für Kindergartenkinder und eine Krippengruppe. Weil die Krippen- und Kindergartenlage in Lilienthal jedoch nach wie vor angespannt ist, stand im Sommer die nächste Umbauphase an (wir berichteten). Weitere 20 Kindergartenplätze und zehn Krippenplätze entstanden zum neuen Kindergartenjahr.
Nun sind alle vier ehemaligen Klassenräume belegt. „Die letzten Möbel haben wir erst letzte Woche aufgebaut“, sagt Böhncke. Der Außenbereich der Krippe sei noch nicht ganz fertig. „Das ist für alle ein Kraftakt gewesen“, sagt sie und lächelt ihn weg. Wer die Kita betritt, spürt nichts davon, dass sie erst seit wenigen Monaten besteht. Regenbogenfarbige Girlanden hängen in Bögen von der Flurdecke. Im Kreativraum tanzen Drachen aus Transparentpapier auf den Fensterscheiben. Das junge Team um Böhncke hat die Einrichtung zusammen mit den Kindern liebevoll gestaltet. Manchmal haben sie die Einrichtung auch später noch an den Bedarf angepasst. Etwa als sie merkten, dass es im Bau- und Kreativraum mehr Teppichfläche brauchte, damit die Bauwerke der Kindergartenkinder nicht sofort wieder weggeräumt werden mussten. „Wertschätzung“ nennt Susanne Böhncke das.
„Es ist einfach schön geworden“
Seit vier Jahren leitet sie den Kindergarten Wiesenbuttjer in Wührden. Als sie dafür nach Lilienthal wechselte, ahnte sie nicht, dass sie einmal für zwei Häuser, 90 Kinder in sechs Gruppen, die Verantwortung tragen sollte. Ihr Arbeitsplatz ist an zwei Tagen der Woche in Wührden, an dreien in Frankenburg. Drei Autominuten ohne Ampel liegen dazwischen. Wenn besondere Ereignisse es verlangten, sei sie da, wo es wichtig sei. Etwa jüngst in Frankenburg, als sie das Eröffnungsfest vorbereitet und gefeiert haben. Oder wenn sie in der neuen Krippengruppe bei der Eingewöhnung mitarbeitet. Ihre Gedanken wandern vom Schreibtisch in den Gruppenraum. Lächelnd sagt sie: „Es ist einfach schön geworden.“ Trotzdem ist die Arbeit noch nicht getan. Gerade müsse eine Stelle neu besetzt werden. Personal ist Mangelware, das weiß Böhncke. Trotzdem bleibt sie optimistisch. Bewerbungen seien eingegangen. Sie sagt: „Ich hoffe, dass wir schnell eine neue Kollegin für uns gewinnen können.“
Derzeit seien noch neun Kindergartenplätze frei, erklärt Böhncke. Sie weiß um die Vorbehalte mancher Eltern gegenüber dem Standort Frankenburg. Zu weit draußen. Aber ein Weg von bis zu fünf Kilometern sei nach Auffassung der Verwaltung in Ordnung. Zwei oder drei Minuten Fahrzeit seien das von Trupermoor. Und: „Viele Eltern kommen auf dem Weg zur Arbeit hier vorbei.“ Außerdem gibt sie vor dem Hintergrund der im vergangenden Frühjahr fehlenden Betreuungsplätze zu bedenken: „Woanders hätte man nicht so schnell 30 Kita-Plätze aus dem Boden stampfen können.“ Wobei das Haus alles andere als hingestampft wirkt. Die Räume strahlen eine freundliche Ruhe aus. Die Knirpse toben fröhlich oder lauschen auf der Couch Nina Meinerts Vorlesegeschichten.
Die Kita arbeite nach dem „halboffenen Konzept“, erklärt Böhncke. Bauen oder kreativ sein? Das können die Kindergartenkinder selber entscheiden. Ebenso, wann sie sich mit ihrem Frühstück an einen der Tische setzen und gemeinsam mit einer Erzieherin frühstücken wollen. Haferflocken auf den blauen Tischplatten kunden davon, dass montags Müslitag ist.