Tarmstedt. Lustig, laut und bunt – das war der diesjährige Tarmstedter Ernteumzug. Alle drei Jahre stellen die Mitglieder der Holschendorfer Crew mit der Organisation des Tarmstedter Erntezugs ihr Traditionsbewusstsein unter Beweis. Dass Tradition aber viele Facetten hat, das zeigten die mehr als 40 sehr unterschiedlich gestalteten Wagen. In einem jedoch waren sich alle Teilnehmer des Umzugs einig: Sie wollten an diesem Tag mit dem „Zug durch die Gemeinde“ viel Spaß haben.
Als Auftakt verteilten Maike Rosenbrock und Insa Behrens, Mitglieder der Holschendorfer Crew, Süßigkeit an die Kinder, noch bevor der Zug sich in Bewegung setzte. Das sei der „special service Tarmstedt“, sagte Insa Behrens. Schließlich finde der Ernteumzug ja auch nur alle drei Jahre statt.
Auf ein ganz normales Erntefest hatte die Tarmstedter Gruppe um Helge und Andrea Rieck und Rolf Trojahn keine Lust. Einer Bierlaune folgend bauten sie deshalb einen Erntewagen rund um Hanf – und dessen Wirkungen. Dafür legten sie sich nicht nur mit Kostümen, die sie bei Milda Schnackenberg in Tüschendorf ausgeliehen oder im Internet gekauft hatten, mächtig ins Zeug. Jeder der 14 Teilnehmer backte außerdem 40 Kekse mit Hanfsamen aus dem Biomarkt und nach einem Rezept aus dem Netz. „Unsere Botschaft“, so Andrea Rieck voller Spaß an der Sache, „ist Frieden. Uns reicht ein kleiner Keks zum Glücklichsein.“ Und die verteilten sie zusammen mit Infomaterial statt süßer Bonbons an die Tarmstedter, die den Umzug vom Straßenrand aus verfolgten. Flowerpower und Hippiezeit war auch das Thema der „Tarmstedter Pfingstcrew and friends“. Vor drei Jahren gestalten sie ihren Wagen noch unter dem Motto „Oktoberfest“, diesmal aber sollte es sehr viel bunter sein. Den Wunsch erfüllten sie sich mit neonfarbener Kleidung und auf Plateauschuhen.
Tarmstedt als Probe
Schon mehrmals hätten die Wilstedter Moorhexen am Tarmstedter Ernteumzug teilgenommen, erinnern sich Karl-Heinz Wobbe und Joachim Helmken. Entstanden aus einer Initiative anlässlich der 1150-Jahr-Feier in Wilstedt baute die Gruppe seit 2010 insgesamt fünf Wagen. In diesem Jahr entschieden sie sich für einen Wagen unter dem Motto Wildwest, mit dem sie auch den Freimarktumzug in Bremen besuchen werden. Tarmstedt war „Probe“, um zu sehen, wie der Wagen bei der Prämierung abschneidet. In Bremen belegte der Wilstedter Beitrag in früheren Jahren bereits einen zweiten und einen dritten Platz, in Tarmstedt errangen sie in den Vorjahren den dritten Platz. Zeven steht indes nicht auf dem Programm, denn der Wunsch der Zevener nach klassischen Erntewagen ist den Wilstedter Moorhexen ein wenig zu traditionell. Da dürfen sie weder Bonbons werfen, noch laute Musik machen. „Ein bisschen Spaß wollen wir aber auch haben“, so Karl-Heinz Wobbe lachend. Obwohl ihr Erntewagen klassisch geschmückt war, werden auch Johann Heitmann, Marianne Borchers, Helma Höhns und Gerda Bartels nicht am Zevener Ernteumzug teilnehmen. Denn auch sie haben Freude daran, hart gekochte Eier und Käsespieße zu verteilen. In Vorwerk waren sie bereits mit von der Partie, für Tarmstedt musste nur der Blumenschmuck wieder aufgefrischt werden. Dafür plünderten sie „Blaue Jungs in rot“ in Gerda Bartels Garten.
Halfen die Kinder in früheren Zeiten während der Herbstferien noch bei der Ernte, spielen sie heutzutage Pokemon go. Grund genug für die „Hepster Mädels“ Iris, Heike, Dörte und Heidi, Freizeitgestaltung gestern und heute aufzugreifen.
Mit gezücktem Stift, fertigem Fragenkatalog und offenen Augen gingen die Mitglieder der Erntejury an den Wagen vorbei. „Man muss so einiges berücksichtigen“, sagte Krimhild Seifert, die zum ersten Mal zur zwölfköpfigen Jury gehörte. Der erste Preis ging für zwei große Strohpferde an die Erntewagengemeinschaft Gartenstraße, der zweite Platz an die Dorfjugend Vierden. Den ersten Platz bei den Kindern belegten die Garden Kids.