Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Viel Lärm, viel Alkohol Osterholzer Festkomitees legen Regeln für künftige Ernteumzüge fest

Die regionalen Erntefestkomitees des Landkreises Osterholz sprechen sich für Leitlinien bei den zukünftigen Erntefesten und Umzügen aus. Was soll sich nun für die Teilnehmer ändern?
03.02.2024, 15:18 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Osterholzer Festkomitees legen Regeln für künftige Ernteumzüge fest
Von Dennis Glock

Worpswede. Mit Blick auf den Kalender dauert es noch eine ganze Weile, bis die Erntefeste wieder starten und in der Region die bunt geschmückten Wagen durch die Orte ziehen. Bei den Osterholzer Erntefestkomitees ist die kommende Saison aber bereits in den Köpfen präsent. Auf einer vor Kurzem einberufenen Versammlung, bei der insgesamt 21 Komitees aus dem Landkreis Osterholz teilnahmen, haben sie beraten, wie es gelingen kann, die Feste und die Umzüge auch im Sinne außenstehender Besucherinnen und Besucher zu verändern. „Wir sind dann schnell zu dem Entschluss gekommen, einige Leitlinien einzuführen, wie sich die Personen auf den Wagen verhalten sollen und wie wir die Veranstaltungen für die Besucher und Teilnehmer wieder attraktiver machen können“, sagt Tim Röhrs vom Worpsweder Erntefestkomitee.

Der Abschluss der Ernte wird von jeher festlich begangen. Bereits im ersten Buch der Bibel ist das erste „Erntedankfest“ niedergeschrieben: Die Brüder Kain und Abel bringen Gott die Erzeugnisse ihrer jeweiligen Arbeit dar – Kain opfert Früchte, sein Bruder als Hirte ein Tier seiner Herde. Im Laufe der Jahre haben sich die Feierlichkeiten aber immens verändert. Wer in den vergangenen Jahren mal ein Erntefest besucht hat, der weiß, dass es auf den Festplätzen und vor allem bei den Umzügen laut zugeht. Wummernde Bässe, alkoholisierte Menschen auf den Wagen und Ansammlungen von Müll, die zurückgelassen werden. Insbesondere für die Zuschauer, die am Straßenrand stehen, sei das nur bedingt schön anzusehen, meint Röhrs. Deshalb habe er gemeinsam mit Holger Prigge vom Erntefestkomitee Bornreihe für ein Umdenken angeregt. „Wir haben in der Versammlung verschiedene Dinge angesprochen: was besser sein könnte und was wünschenswert wäre“, so Röhrs.

Boxen nach innen richten

Ein Thema, mit dem sich die Komitees immer wieder befassen müssen, ist die Lautstärke auf den Umzugswagen. „Dass die einen oder anderen mit der Lautstärke ihrer Musik übertreiben, wissen wir auch. Aber was sollen wir machen? Das mit Messungen zu kontrollieren, ist unmöglich“, sagt Holger Prigge. Um die Beschallung zukünftig für die Menschen am Straßenrand zu reduzieren, sollen die Verantwortlichen der Wagen die Boxen ab dieser Saison nach innen richten. „Das dürfte ein bisschen helfen“, so Röhrs. Weiterhin auf den Wagen untersagt bleibt das Abbrennen von Bengalos und das Grillen.  

Die Komitees sprachen sich außerdem einstimmig dafür aus, dass sich auf jedem Wagen eine Person befindet, die die Verantwortung für das Geschehen auf dem jeweiligen Gefährt übernimmt. Diese Person müsse mit Warnweste gekennzeichnet sein und ihre Kontaktdaten bei den Verantwortlichen der Erntefeste hinterlegen. „Im Fall der Fälle können wir schneller nachvollziehen, wer sich danebenbenommen hat, schneller Kontakt aufnehmen und handeln“, sagt Prigge. Falls doch mal etwas passieren sollte, werde der Name der verantwortlichen Personen sowie die zugehörige Wagengruppe in einer Liste registriert. „Wir können also direkt die anderen Erntefestkomitees informieren, dass sich bei uns beispielsweise Gruppe XY falsch benommen hat. Diese können dann selbst entschieden, ob sie die Gruppen von ihrer folgenden Veranstaltung ausschließen“, ergänzt Röhrs, der die neu geschaffenen Vernetzung der Komitees lobt. Die Polizei, so Prigge und Röhrs, sei bei dem Treffen der Komitees ebenfalls anwesend gewesen und habe sich positiv gegenüber den Planungen gezeigt.

Auf Anwohner achten

In der Vergangenheit haben sich vor allem Anwohner über das Benehmen der Partywütigen beschwert, kritisierten etwa die laute Musik und das übermäßige Trinken von Alkohol. Was Letzteres betrifft, seien den Veranstaltern der Erntefeste die Hände gebunden. „Wir sehen auch, dass das zunimmt, aber was und wie viel auf welchem Wagen getrunken wird, können wir nicht kontrollieren. Da müssen wir an den Menschenverstand appellieren“, sagt Tim Röhrs.

Lesen Sie auch

Ab diesem Jahr sei den Veranstaltern wichtig, dass sich die Party nach dem Umzug von den Wagen relativ zeitnah auf den Festplatz verlagere. „Diese stundenlange Feierei auf den Wagen, obwohl der Umzug schon lange vorbei ist, wird jetzt unterbunden. Die Musik muss zu einer bestimmten Uhrzeit aus sein“, sagt Prigge. Ein entsprechendes Schreiben sollen alle Wagen vor Abfahrt erhalten. Für die Erntewagenabschlussparty (EWAP) gelten all diese Regeln ebenfalls. Mit Blick auf die Vorkommnisse der jüngsten Auflage sollen die erstellten Leitlinien speziell für die Veranstaltung aber noch etwas verschärft werden.

Mehr Kreativität gefordert

Holger Prigge und Tim Röhrs erinnern sich gerne an „legendäre“ Erntefeste und Umzüge der letzten Jahrzehnte zurück. Aufgefallen sei ihnen, dass einige Gruppen mehr Kreativität zeigen könnten, was die Gestaltung ihrer Wagen betreffe. „Ab und zu fahren richtige Bretterbuden mit, da haben sich die Verantwortlichen nicht wirklich ins Zeug gelegt. Das ist für die Zuschauer nicht gerade schön anzusehen, was schade ist. Und genau für diese Zuschauer veranstalten wir die Feste doch“, sagt Röhrs.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)