Die evangelischen Kirchengemeinden Worpswede, Hüttenbusch und Grasberg sind seit dem 1. Januar unter dem Dach der Gesamtkirchengemeinde Worpswede-Hüttennbusch-Grasberg vereint. Das Besondere: Die drei Ortskirchen bleiben eigenständig. Deswegen ist es den Akteuren auch wichtig, von einem Zusammenschluss zu sprechen, und nicht von einer Fusion.
Welche Aufgaben hat die Gesamtkirchengemeinde?
Erste Aufgabe ist es, übergeordnete Entscheidungen zu treffen, erklärt der Worpsweder Pastor Jörn Contag. So seien jetzt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Kirchenmusik über die Verwaltung bis hin zum Friedhofsgärtner zu gleichbleibenden Bedingungen bei der neuen Körperschaft angestellt, lediglich die Diakone und Pastoren haben die Landeskirche als Arbeitgeberin. Die Gesamtkirche solle die Voraussetzungen für die Angebote der Ortskirchen schaffen, erklärt Claus Peter Oehlmann. Ein gemeinsames Logo mit den stilisierten Kirchtürmen der drei Gemeinden gibt es bereits. Ursprünglich sollte der Zusammenschluss den Namen "Gesamtkirchengemeinde an Hamme und Wörpe" tragen, aber das musste Oehlmann zufolge auf den letzten Metern geändert werden, weil die Kirchengemeinden Ritterhude und Osterholz-Scharmbeck sich für ihren Zusammenschluss den Namen "Gesamtkirchengemeinde An der Hamme" gewählt hatten. Was bleibt ist jedoch der Slogan "Drei sind eine".
Wer koordiniert die Aufgaben?
Dafür ist der Gesamtkirchenvorstand zuständig. Er hat sich Anfang Januar gebildet und besteht aus den Pastoren Jörn Contag, der zuständig ist für Worpswede und Hüttenbusch, sowie Lena Klemme vom Pfarramt Grasberg. Bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand Mitte März ist auch der Grasberger Pastor Thomas Riesebeck Mitglied. Außerdem gehören je zwei Kirchenvorstandsmitglieder der Ortskirchen zum Vorstand: Manuela Hasenzahl-Ehlers und Elke Schwenke für Worpswede, Lea Goes und Anke Kämna für Hüttenbusch sowie Mareike Pape und Claus Peter Oehlmann für Grasberg. Mit Lena Goes und Mareike Pape seine zwei Vertreterinnen im Vorstand, die jünger als 25 Jahre sind. "Das ist super, denn die Jugendarbeit ist ein wichtiger Aspekt", so Contag.
Was plant der Vorstand?
Ein gemeinsames Leitbild solle auf einer Klausurtagung im Oktober entwickelt werden, sagt Claus Peter Oehlmann. Aber schon jetzt will der Vorstand die Öffentlichkeitsarbeit vorantreiben, erklärt Pastor Contag. "Wir müssen auch über Instagram nachdenken", sagt er. So sollen auch die drei Internetauftritte zu einem zusammengefasst werden. Es sei wichtig zu zeigen, dass es in den drei Kirchengemeinden unterschiedliche Angebote gebe, die sich jedoch an alle Gemeindeglieder richten. "Wir würden uns sehr über eine Vermischung freuen." Aber zuerst gelte es zu schauen, wie die drei Gemeinden zusammengebracht werden können und wo welches Angebot sinnvoll sei. Geplant ist außerdem, die beiden vakanten Diakonenstellen in Grasberg und Worpswede im März gemeinsam auszuschreiben. Zurzeit ist der Lilienthaler Diakon Hendrik Bahrenburg mit einer Viertel-Stelle in Worpswede angestellt, in Grasberg ist Bettina Brauer mit wenigen Stunden vorübergehend tätig.
Und was sagen die Gemeindeglieder?
Alle hätten den Zusammenschluss positiv gefunden, sagt der Vorstand. Bei der Vorstellung des Projekts in Worpswede, Grasberg und Hüttenbusch habe es viele interessierte Nachfragen zur Umsetzung gegeben. Vor allem die Hüttenbuscher seien froh gewesen, denn die Kirchengemeinde sei mit ihren 881 Gemeindegliedern nicht mehr lebensfähig gewesen, berichtet Oehlmann. Die größten Bedenken hätten anfangs bei den Mitarbeitern der Kirchengemeinden bestanden.
Was ist der Vorteil der Gesamtkirchengemeinde?
Die Kompetenzen und Finanzen zu bündeln. Denn statt der früher fünf sind künftig mit Lena Klemme und Jörn Contag nur noch zwei Pastoren für drei Kirchengemeinden zuständig. "Das Jahr hat aber weiterhin 52 Sonntage, an denen Gottesdienste gefeiert werden", sagt Contag. Das müsse aufgefangen werden. Größter Vorteil sei jedoch, dass die Gesamtkirchengemeinde mit ihren insgesamt knapp 8500 Gemeindegliedern ein viel stärkeres Gewicht habe als kleine Einzelgemeinden. "Wir haben dann eine deutlich bessere Position, auch wenn es um neue Stellenverteilungen geht", sagt Oehlmann.
Was wünscht sich der Gesamtkirchenvorstand?
In erster Linie, dass die Gemeinden durch den vollzogenen Zusammenschluss "besser zusammenwachsen", wie der Worpsweder Pastor sagt. Außerdem gehe es darum, mehr Menschen anzusprechen, die sich der Kirche wieder zuwenden. Pastor Contag träumt außerdem von einer Kirchenband für Gottesdienste "anderer Art", wie er sagt. Ein Probenraum sei in der Scheune, dem Jugendtreff neben dem Gemeindehaus, vorhanden. Es fehlten nur noch die Musiker. "Es gibt den Posaunenchor und die Orgel, das ist aber nicht genug für eine breite Gottesdienststruktur. Wir könnten mehr Fröhlichkeit vertragen", sagt Contag und erinnert an ein Konzert vor einem guten Jahr mit Manuela Hasenzahl-Ehlers an der Klarinette und einer Pianistin, wo das Publikum in der Kirche Wiener Walzer getanzt habe.