Aus fünf wird eins: Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden der Region Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude schließen sich zum 1. Januar 2025 zusammen. Pastorin Birgit Spörl führte dafür Gründe an, die in der Regionalgesetzgebung der Landeskirche liegen, machte aber auch auf die Herausforderungen aufmerksam, die sich stellen, wenn beispielsweise Mitgliederzahlen sinken und Finanzmittel knapper werden. "Wir brauchen neue Strukturen, um auch in der Zukunft gut aufgestellt zu sein." Die neue Gesamtkirchengemeinde (GKG) An der Hamme ist eine Körperschaft, die vor allem für die Verwaltung- und Leitungsebene gegründet worden ist. Die Ortskirchen selbst behalten ihre Namen, die Büros und – so das Versprechen der Kirchenleute – auch die Angebotsqualität. "Wir arbeiten aber noch enger zusammen", so Pastor Henning Mahnken.
Wie Birgit Spörl betonte, könne die GKG An der Hamme auf bewährten Strukturen aufsetzen, die sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert haben. Die Kirchengemeinden in Pennigbüttel (Emmaus), Osterholz-Scharmbeck (St. Marien und St. Willehadi), Scharmbeckstotel (Friedenskirche) sowie Ritterhude (St. Johannes) gestalten unter anderem ihre Stellenplanung ohnehin gemeinsam. Auch bei Angeboten für Kinder und Jugendliche, bei der Konfirmandenarbeit und der personellen Besetzung der Gottesdienste greift inhaltlich und organisatorisch schon ein Ortskirchen-Rad ins andere.
Kein Stellenabbau
Um zu beschreiben, was die Gründung der Kirche An der Hamme für ihre dann 14.000 Mitglieder starke Großkirchengemeinde eigentlich bedeutet, zählten Mahnken, Spörl und Kollegin Christa Siemers-Tietjen auf, welche Folgen sie eben nicht haben wird. So sollen im kommenden Jahr keine Stellen abgebaut, und die Kirchen sollen wie bisher bespielt werden, versicherte Siemers-Tietjen, Pastorin für Pennigbüttel und Osterholz. Und Mahnken (St. Willehadi) konnte mit einem Lächeln ausschließen, "dass wir Chöre dichtmachen".
Die gemeinsamen Aktivitäten wurden bislang als "Arbeitsgemeinschaft" unternommen, was die reformierte Regionalgesetzgebung der Landeskirche allerdings für die Zukunft ausschließt. In erster Linie ist es aber der gesellschaftliche Wandel, der nicht nur die Landeskirche Hannover oder den Sprengel Stade mit seinen 182 Gemeinden und noch knapp einer halben Million Mitglieder betrifft und nun zu Veränderungen zwingt. Wie etwa ist mit Gebäuden zu verfahren, die nicht mehr in bisherigem Umfang genutzt werden, deren energetische Sanierung aber einen hohen finanziellen Aufwand verlangen würde?
Man müsse "über den Kirchturm hinausdenken", sagte Spörl. Christen und Christinnen in Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude würden zu einer Minderheit, was zu weiteren Kürzungen führen würde, von den Gemeinden in der bisherigen Aufstellung nicht mehr zu bewältigen sei. St. Willehadi ist mit 6900 Mitgliedern die an Kopfzahl stärkste in der neuen Gesamtkirchengemeinde, die Friedenskirchengemeinde Scharmbeckstotel mit 900 die kleinste Gemeinde. Vor zehn Jahren hatte die Scharmbecker Kirche noch 9000 Mitglieder, die in Scharmbeckstotel noch 1200.
Sich an den knapperen Ressourcen zu orientieren, ist Aufgabe des Gesamtkirchenvorstands, der über den Einsatz aller finanziellen, baulichen und personellen Mittel entscheidet. Letzteren sind übrigens nicht nur aus Kostengründen, sondern auch wegen des Fachkräftemangels Grenzen gesetzt. Die noch selbstständigen fünf Gemeinden verfügen laut Plan über 4,75 Pfarr- und zwei Diakonissenstellen. Wie Christa Siemers-Tietjen berichtete, waren es im Jahr 2000 noch vier Pfarrstellen allein für St. Willehadi.
Der neue Gesamtkirchenvorstand setzt sich aus gewählten Mitgliedern der einzelnen Kirchengemeinden zusammen. Die Strukturen in der Zuständigkeit für die großen Verwaltungsangelegenheiten sollen zur Entlastung der Ortskirchenvorstände beitragen, die so mehr Freiraum für die Gestaltung des Gemeindelebens bekommen, Gemeindefeste organisieren oder neue Gottesdienstformate erarbeiten können.