Hambergen. Am Ende war alles Blau-Weiß. Dort, wo sonst der FC Hambergen seine Spiele austrägt, feierten die "Moorteufel" überschwänglich ihren Titel – und Marcus Schlösser wusste: "Das ist heute mein Hochzeitstag mit diesem Verein." Der Co-Trainer des SV Bornreihe II, der den im Urlaub weilenden Chefcoach Enrico Berneking an der Seitenlinie vertreten hatte, bejubelte mit seinem Team einen 3:2 (0:0)-Sieg nach Elfmeterschießen im Finale um den Osterholzer Fußball-Kreispokal über den VSK Osterholz-Scharmbeck II – und kündigte bereits kurz nach der Siegerehrung eine lange Nacht an.
Jenes reichlich aufregende Elfmeterschießen, das am Ende über Sieg und Niederlage entscheiden musste, entschädigte die rund 300 Zuschauer für eine Partie, die wahrlich kein spielerischer Leckerbissen gewesen war. Viele Fehlpässe, viele lange Bälle, dafür intensive Zweikämpfe und in Folge dessen wenig spielerische Linie – die Akteure auf dem Feld hatten spürbar mit der Nervosität zu kämpfen.
So blieben Torchancen in der ersten Hälfte weitestgehend Mangelware, oder entstanden auf Bornreiher Seite vornehmlich nach den stark getretenen Standards von Felix Ahrens, die aber weder Torben Poppe noch Niklas Flathmann verwerten konnten. Der VSK hatte durch Hussain Taha und Murat Cengiz zwei Halbchancen, viel mehr passierte nicht. Wobei: Einen frühen Treffer, beziehungsweise Aufreger hatte es noch gegeben.
Glückliche Entscheidung pro VSK II
In der zehnten Minute hatte Poppe auf den klar im Abseits stehenden Phillip Behrens gepasst, doch VSK-Innenverteidiger Marlon Raschen grätschte noch in den Ball – und erst durch dessen Berührung landete das Leder bei Behrens, der anschließend versenkte. Doch der Linienrichter hatte sofort die Fahne oben, Schiedsrichter Marcus Mettelmann pfiff ebenso schnell ab. Ohne Frage eine glückliche Entscheidung pro VSK II. Die Kreisstädter waren über die gesamten 90 Minuten das spielerisch etwas bessere Team, vermochten aus dieser Tatsache aber keinerlei Vorteil ziehen.
In Hälfte zwei wurde die Partie immer hitziger, beide Teams holten sich einige Gelbe Karten ab. Hussain Taha scheiterte mit einem 18-Meter-Schuss an Felix Behrens, kurz danach wurde ein Treffer von Taha wegen Abseitsstellung zurückgenommen (61.). Auf der anderen Seite verfehlte Phillip Behrens aus 20 Metern nur knapp (68.), der eingewechselte Marvin Witte scheiterte freistehend an Nikolai Süß (73.). Die dickste Chance vereitelte dann erneut der VSK-Torwart, als er in der 89. Minute einen Abschluss aus Nahdistanz von Torben Poppe gerade noch zur Ecke lenkte. Nach vierminütger Nachspielzeit ging es somit ins Elfmeterschießen – und dort wurde es nochmal kurios.
Aufreizend, lässiger Lupfer
Bonce Ciftci setzte gleich den ersten Schuss an den Außenpfosten, Süß hielt den Versuch von Tjark Wischhusen. Danach trafen Tino Lüdtke und Felix Ahrens, ehe Murat Cengiz seinen Meister in Felix Behrens fand. Als Torben Poppe traf und Phillippe Westphal ebenfalls an Behrens scheiterte, schien der Weg frei für Bornreihe II. Doch ausgerechnet der Bruder von Bornreihes Torwart, Phillip Behrens, lupfte das Leder – aufreizend lässig – hoch in die Mitte. Nikolai Süß konnte den Ball im Stehen auffangen. Danach verwandelte Hussain Taha sicher und somit brachte doch erst der letzte Schuss die Entscheidung.
Routinier Christian Roschen behielt aber die Nerven und schob ein – der Rest war eine große blau-weiße Jubelmasse, die sich zu aller erst Richtung Bornreiher Schlussmann bewegte und Felix Behrens entsprechend abfeierte. "Elfmeterschießen ist immer ein Stück weit Lotterie. Uns hat im Spiel leider die letzte Durchschlagskraft nach vorne gefehlt. Natürlich schmerzt das jetzt, aber wir haben dennoch eine unglaubliche gute Saison gespielt", urteilte VSK-Coach Martin Raschen nach der Partie.