Lilienthal. Der Ausbau des Glasfasernetzes im Lilienthaler Zentrum ist ins Stocken geraten. Anfang des Jahres zeigte sich die Firma Glasfaser Nordwest noch zuversichtlich, dass die Probleme mit den fehlenden Leerrohren entlang der Straßenbahnlinie 4 bis zum Frühjahr gelöst sein könnten. Jetzt stellt sich heraus, dass die Lilienthaler noch länger aufs schnelle Datennetz warten müssen. Auf beiden Seiten der Hauptstraße zwischen Zinckestraße und Moorhauser Landstraße sollen Tiefbauarbeiten erfolgen, die ursprünglich gar nicht geplant waren. Bis voraussichtlich zum Herbst werden sie sich nach Einschätzung des Unternehmens hinziehen. Erst danach soll es mit dem Bau der Hausanschlüsse weitergehen.
Vielleicht werden demnächst in Lilienthal schon erste Wetten abgeschlossen, wer denn zuerst mit Glasfaser bedacht wird. Sind es die Menschen aus Trupermoor, Moorende, Butendiek, Frankenburg und anderen Ortsteilen außerhalb des Ortskerns oder kriegt Glasfaser Nordwest in ihrem Ausbaugebiet trotz aller Schwierigkeiten noch vorher die Kurve? Wie berichtet, konzentriert sich Mitbewerber Deutsche Glasfaser auf die Randgebiete der Gemeinde und hat nach eigenen Angaben mit einem Drittel der Haushalte jetzt die Mindestquote an Glasfaser-Kunden erreicht, sodass sich die Investition rechnet. Nun soll konkret weiter geplant werden. Frühestens Ende 2024, so schätzt das Unternehmen, könnten die ersten Daten in der Peripherie durch das neu zu schaffende Glasfasernetz geschickt werden.
Glasfaser Nordwest wäre mit dem Ausbau in zentraler Ortslage am liebsten schon viel weiter, doch "große Erfolgsmeldungen", so sagt Sprecherin Tomke Hollander, könne sie aktuell nicht verkünden. Das Unternehmen hatte darauf gesetzt, für die Verlegung der Glasfaserkabel insgesamt fünf Kilometer lange Leerrohre nutzen zu können, die entlang der Hauptstraße und Falkenberger Landstraße laut Plänen in der Erde liegen sollen. Wie sich herausstellte, sind sie beim Bau der Straßenbahnlinie 4 aber nur teilweise verbuddelt worden, was auch mit den Wirren zu tun haben könnte, die mit der Insolvenz der Firma Walthelm verbunden waren.
Tiefbau ist genehmigt
Für die Verantwortlichen von Glasfaser Nordwest ist die Ursachenforschung müßig, sie müssen nun zusehen, wie sie die Glasfaserkabel trotzdem in die Erde bekommen. Nicht weiter geführt hat der Versuch, andere Leerrohre anzumieten, die für den Betrieb der Straßenbahn genutzt werden. Eine Rückmeldung auf die entsprechende Anfrage stehe immer noch aus, sagt Unternehmenssprecherin Hollander. Mittlerweile sind auch Vorkehrungen getroffen, dass tatsächlich in Eigenregie gegraben werden kann. Die entsprechende Genehmigung für einen offenen Tiefbau liege inzwischen vor, sodass das Partnerunternehmen von Glasfaser Nordwest in wenigen Wochen mit den Tiefbauarbeiten auf öffentlichem Grund loslegen könne. "Anwohnerinnen und Anwohner müssen sich in dieser Zeit auf kurzfristige Einschränkungen im Geh- und Radwegbereich einstellen", sagt Hollander. Im Zuge der Arbeiten soll vor Ort auch geprüft werden, ob nicht doch ein Leerrohr vorhanden ist, das die Glasfaserkabel aufnehmen kann.
Sobald die Arbeiten an der rund 400 Meter langen Strecke erledigt sind und das Nadelöhr beseitigt ist, kann der Bau des Verteilnetzes weitergehen. Aktuell gehe man davon aus, dass der Tiefbau im Herbst 2023 beendet sein werde. Sobald die Infrastruktur stehe, so teilt Glasfaser Nordwest mit, werde man mit Hochdruck am Bau der Hausanschlüsse arbeiten. Für die langen Wartezeiten bei jenen, die bereits einen Glasfaseranschluss bei der Telekom, EWE oder den Osterholzer Stadtwerken gebucht haben, könne man sich nur entschuldigen.
Im Februar 2022 ist der Ausbau des Glasfasernetzes im Lilienthaler Zentrum gestartet. Insgesamt sollen im Ortskern auf einer Länge von etwa 45 Kilometern die neuen Leitungen für das schnelle Internet verlegt werden. Gut 150 Straßen sind davon betroffen. Nach Angaben von Glasfaser Nordwest sollen 4400 Haushalte die Möglichkeit erhalten, sich über die Telekom, EWE oder auch die Osterholzer Stadtwerke ans neue Verteilnetz für schnelle Internetverbindungen mit bis zu 1000 Megabit pro Sekunde anzudocken. Die Firma Glasfaser Nordwest GmbH & Co. KG gibt es seit Anfang 2021. Bei dem Unternehmen handelt es sich um ein sogenanntes Joint Venture aus EWE und Telekom.