Lilienthal/Borgfeld. Etwa 300 Personen nutzen das Carsharing-Angebot des Unternehmens Cambio in Lilienthal. Damit gelten die beiden Stationen mit insgesamt vier Benzinern als Erfolg. Als positiv bewertet Cambio die Entwicklung auch für den Bereich Borgfeld, Horn und Horn-Lehe, wo das Unternehmen derzeit rund 650 Kunden hat. Sowohl in Lilienthal als auch in Borgfeld würde Cambio gerne sein Angebot erweitern. Aber einfach ist es nicht.
Wie wird Carsharing in der Region angenommen?
"Sehr gut", sagt Lasse Schulz, Geschäftsführer von Cambio Bremen. Lilienthal gelte wie Achim und Verden als erfolgreiches Beispiel, dass Carsharing auch in kleineren Städten und Gemeinden funktionieren könne, wenn sich starke Partner vor Ort engagierten.
Wie hat sich Cambio in Lilienthal und Borgfeld entwickelt?
In Lilienthal hat sich die Zahl der Nutzer in den letzten fünf Jahren fast vervierfacht. Sind es jetzt rund 300 Kunden, waren es im letzten Jahr zum gleichen Zeitpunkt rund 200. "Eine schöne Entwicklung, dieser positive Trend setzt sich seit Jahren stetig fort", sagt Lasse Schulz. Im Bereich Horn, Horn-Lehe und Borgfeld hatte Cambio nach Unternehmensangaben vor fünf Jahren noch rund 300 Kunden, vor einem Jahr waren es fast doppelt so viele, also fast 600. Aktuell sind es über 650.
Wie sehen die Buchungszahlen aus?
Über Buchungszahlen für einzelne Stationen spricht Cambio nicht. "Was wir aber sagen können, ist, dass alle Fahrzeuge überdurchschnittlich oft unterwegs sind", so Schulz. Eine Faustregel bei dem Unternehmen besage, dass es etwa 50 Kunden pro Fahrzeug brauche, damit eine Station wirtschaftlich betrieben werden könne.
Wo genau unterhält Cambio Stationen in der Region?
Cambio betreibt in Lilienthal eine Stellfläche am Marktplatz an der Bahnhofstraße/Ecke Hauptstraße und bereits seit 2018 eine Station auf dem Grundstück der Lilienthaler Diakonie an der Moorhauser Landstraße. In der Bahnhofstraße stehen ein Ford Fiesta und ein Citröen Berlingo, an der Station an der Moorhauser Landstraße sind zwei Ford Fiesta im Einsatz. Die Station in Borgfeld an der Daniel-Jacobs-Allee 1 verfügt über drei Benziner - zwei Ford Fiesta und einen Citröen Berlingo. Es gibt an der Lilienthaler Heerstraße zudem noch drei weitere Stationen.
Welche Pläne hat Cambio für Lilienthal und Borgfeld?
Die Entwicklung sei insgesamt sehr positiv, freut sich Geschäftsführer Lasse Schulz. "Sollten wir geeignete Stellplätze in Lilienthal finden, die unser Stationsnetz sinnvoll erweitern, würden wir das Angebot sofort ausbauen", so Schulz. Auch in Borgfeld sei das Unternehmen auf der Suche nach weiteren Standorten. "Es ist allerdings eine Herausforderung, Stellplätze in geeigneter Lage zu finden, die auch tatsächlich verfügbar sind", so Schulz.

Lasse Schulz, Geschäftsführer von Cambio Bremen
Welche Kriterien muss ein Standort erfüllen?
Für den eher weniger städtischen Raum benötigt Cambio nach eigenen Angaben für den Start starke Ankernutzer - also Firmen oder die öffentliche Verwaltung – die laut Schulz eine verlässliche Grundauslastung der Carsharing-Fahrzeuge garantierten. Schulz: "Im besten Falle gibt es eine gute Nahverkehrsanbindung, ein gut ausgebautes Radwegenetz und die Möglichkeit der Nahversorgung." Gewerbe in der Nähe sei von Vorteil. Dies erhöhe in der Regel die Auslastung der Fahrzeuge während der Woche, in der die private Nutzung eher niedriger sei als am Wochenende.
Gibt es Überlegungen für Stationen in Worpswede oder Grasberg?
Nein. Cambio bekommt nach eigenen Angaben immer mal wieder Anfragen aus dem gesamten Bremer Umland. An Standorten wie Verden und Achim werden die Carsharing-Autos von öffentlichen Einrichtungen genutzt, sodass Cambio eine gewisse Grundauslastung hat. "Sollten sich perspektivisch ähnliche Rahmenbedingungen in Worpswede oder Grasberg ergeben, können wir uns natürlich auch dort ein Angebot vorstellen", betont Schulz. Das gleiche gelte für den gesamten Landkreis Osterholz.
Wie wirkte sich die Corona-Pandemie aus?
Mit Corona habe ein Trend zu regionalen Urlauben eingesetzt, sagt Cambio-Sprecher Tim Bischoff, die Kunden wollten offensichtlich statt mit dem Flugzeug mit dem Carsharing-Auto in den Urlaub fahren. Bei der gewerblichen Nutzung beobachtet das Unternehmen zwei gegenläufige Effekte: Mit Beginn der Pandemie arbeiteten die Menschen im Homeoffice, viele der gewerblichen Cambio-Kunden hatten deshalb einen deutlich geringeren Fahrbedarf. Auf der anderen Seite stellte das Unternehmen einen enormen Zulauf von Unternehmen fest, die auf der Suche nach Alternativen zu Dienstwagen und Poolfahrzeugen sind.
Wer nutzt überhaupt das Cambio-Angebot?
Der Anteil gewerblicher Nutzung liegt zwischen 30 und 50 Prozent der Fahrten. In Bremen sind es laut Firmenangaben Mitarbeitende von über 500 Unternehmen, sozialen Trägern, Vereinen und Behörden. Zudem gibt es nach Angaben von Cambio-Sprecher Bischoff eine hohe Anzahl von sehr kleinen Unternehmen und Selbstständigen, die Cambio im Bereich Geschäftskunden verortet.
Wie alt sind Cambio-Kunden?
Die meisten Cambio-Kunden sind zwischen 30 und 59 Jahre alt. "Wir verzeichnen aber auch einen großen Zulauf an jungen Menschen. In immer größeren Kreisen sind Autos keine Statussymbole, sondern Symbole für Verschwendung und Egoismus", sagt Schulz.