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Deutsche Glasfaser Lilienthal: 300 Anschlüsse sind fertig, aber tot – das steckt dahinter

Die Deutsche Glasfaser hat auch in Lilienthal jede Menge Kabel verlegt. Doch nun hapert es an der Aktivierung der Anschlüsse. In der Straße Ahnwers Wiese kommt noch ein spezielles Problem dazu.
15.09.2025, 05:30 Uhr
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Lilienthal: 300 Anschlüsse sind fertig, aber tot – das steckt dahinter
Von Lutz Rode

Auf das Unternehmen Deutsche Glasfaser ist Dieter Kujawa nicht gut zu sprechen. Der Lilienthaler wohnt in der Straße Ahnwers Wiese, die von der Falkenberger Landstraße abzweigt und deren Reihenhäuser direkt an der Wörpe liegen. Einen Hausanschluss hat Kujawa im Frühjahr wie bestellt bekommen, nur aktiviert worden ist die schnelle Datenleitung bislang nicht. Warum es auf dem kleinen weißen Kasten an der Kellerwand seit März nur Rot blinkt, hat das Unternehmen seinem Kunden nicht gesagt. Auf Nachfrage unserer Redaktion kommt heraus: In Ahnwers Wiese steht die Datenautobahn still, weil die Verbindung zum nächsten größeren Verteilerpunkt fehlt. Dafür müsste die Falkenberger Landstraße durchquert werden.

Kujawa findet es ärgerlich, dass das Unternehmen ihm gegenüber keinen Klartext gesprochen hat. Auf Anfragen habe sich die Firma nur vage und unverbindlich geäußert. "Wie der Stand beim Glasfaserausbau ist, habe ich durch die Zeitung erfahren. Man kommt sich schon veräppelt vor, weil auch die dort genannten Termine zur Fertigstellung nicht eingehalten worden sind", sagt der 74-Jährige. In einem früheren Bericht hatte ein Sprecher von Deutsche Glasfaser angekündigt, dass die Ausbauaktivitäten so gut wie abgeschlossen seien und bis September alles fertig sein solle. Vereinzelt müssten die Anschlüsse in den Häusern noch aktiviert werden, um die Daten fließen zu lassen und die schnellen Leitungen für Kunden nutzbar zu machen.

Verbindung zum Verteilerpunkt fehlt

Zwei Monate nach dieser Auskunft gibt die Deutsche Glasfaser bekannt: Von den 1500 Anschlüssen, die das Unternehmen in die Häuser seiner Lilienthaler Kunden verlegt hat, sind rund 300 noch nicht aktiviert worden, was einem Anteil von 20 Prozent entspricht. Das Unternehmen will die Liste sukzessive abarbeiten. "Wir wollen im dritten Quartal damit fertig sein", sagt Sprecher Dennis Slobodian.

Bei Dieter Kujawa und seinen Nachbarn, die auch einen Glasfaseranschluss bestellt haben, wird es noch länger dauern. Von einer "besonderen Herausforderung" spricht die Deutsche Glasfaser bei der Versorgung von Ahnwers Wiese: Um die Verbindung zum Verteiler herzustellen, müsse eine Glasfaserleitung quer unter dem Schienenstrang der Straßenbahnlinie 4 verlegt werden. Nach Angaben des Unternehmens gab es Komplikationen bei der Genehmigung der anstehenden Tiefbauarbeiten. Inzwischen liege die Erlaubnis aber vor. Ziel sei es, noch im vierten Quartal mit den Arbeiten zu beginnen. Wann genau, könne man noch nicht sagen. "Wir reden hier von vereinzelten Haushalten, die betroffen sind. Bei der riesigen Infrastruktur, die wir erstellen, können Probleme dieser Art immer mal wieder vorkommen. Aber wir sind dran", sagt der Sprecher.

Dieter Kujawa hat Zweifel, ob es so kommt, wie vom Unternehmen angekündigt. Misstrauisch geworden ist er auch, nachdem er im Internet auf Gerüchte gestoßen ist, dass die Deutsche Glasfaser in akuten Geldproblemen stecken soll. Sprecher Dennis Slobodian dementiert. Er könne in diesem Punkt Entwarnung geben: Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser zähle zu den finanzstärksten Anbietern im deutschen Markt und verfüge mit den Glasfaserinvestoren EQT und Omers über ein privatwirtschaftliches Investitionsvolumen von über zehn Milliarden Euro.

Umgang mit Beschwerden

Was die Kommunikation mit den Kunden angeht, verweist die Deutsche Glasfaser darauf, dass es im Unternehmen sehr wohl ein Beschwerdemanagement gebe. "Es gibt bei uns einen geregelten Prozess. Die Tickets mit den Beschwerden zum Ausbau landen bei unseren Baupartnern vor Ort, die dann direkt eine Rückmeldung geben sollen", sagt Firmensprecher Slobodian. Auch wenn sich Wartezeiten ergeben, sei es so geregelt, dass die jeweiligen Baupartner die Kunden darüber informieren. Allerdings räumt er ein: "Ich will nicht ausschließen, dass Details auch mal auf der Strecke bleiben oder auch ein Beschwerde-Ticket bei uns liegen bleibt", sagt er.

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Der Glasfaser-Ausbau in Lilienthal ist für das Unternehmen erst abgeschlossen, wenn alle Anschlüsse aktiviert worden sind. Zu den Abschlussarbeiten gehört auch, dass die Oberflächen der Wege und Straßen, unter denen die Leitungen verlegt wurden, wieder hergestellt werden müssen und dies von der Gemeinde abschließend abgenommen werden müsse. Zugleich sei im Hintergrund noch einiges zu erledigen, bis ein Projekt abgeschlossen werden könne. Und dann könnte noch ein weiteres Kapitel folgen: Wer sich nachträglich entschieden hat, sich doch einen Glasfaseranschluss ins Haus zu holen, wird bedient, aber eben erst nach Projektabschluss. Erst einmal seien die Haushalte dran, die sich in der ersten Phase für einen Anschluss entschieden hätten.

Dieter Kujawa legt inzwischen einen gewissen Galgenhumor an den Tag: Er sei jetzt 74 und sage seiner Frau immer, dass er es noch gern erleben würde, dass er den neuen Anschluss nutzen könne. Grundsätzlich sei er froh gewesen, als die Deutsche Glasfaser ankündigte, in seiner Straße den Ausbau voranzutreiben. Die Deutsche Telekom, so sagt er, hätte dies in all den Jahren zuvor stets abgelehnt.

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