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Maßnahmen in den Gemeinden Wie die Kommunen in diesem Winter Energie sparen wollen

Für Kommunen, Firmen und Haushalte bleibt Energie teuer. Wir haben uns bei Gemeinden in der Region umgehört: Welche Energiesparmaßnahmen sind für den kommenden Winter geplant?
04.09.2023, 05:00 Uhr
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Wie die Kommunen in diesem Winter Energie sparen wollen
Von Petra Scheller

Lilienthal/Grasberg/Worpswede. Bequemer und günstiger ging es kaum: Jahre lang floss russisches Gas durch die Pipelines und versorgte zuverlässig Millionen Haushalte, Unternehmen und Kommunen mit wohliger Wärme. Eine konsequente Energiewende schien lange überflüssig. Bis vor einem Jahr, als Russland den Hahn zudrehte. Gas, Öl, Benzin, Diesel und Strom verteuerten sich drastisch. Energiesparen wurde per Dekret verordnet. Zurzeit hat sich die Lage beruhigt. Die Angst ist weg, die befürchteten Versorgungsengpässe sind ausgeblieben – die Gasspeicher sind zu 90 Prozent gefüllt. Für deutsche Kommunen, Firmen und Haushalte bleibt Energie jedoch teuer. Wir haben uns bei Gemeinden in der Region umgehört. Welche Energiesparmaßnahmen sind für den kommenden Winter geplant?

Werden Schulkinder bei 19 Grad in den Klassenräumen frieren?

"Voraussichtlich nicht", antwortet Worpswedes Bürgermeister Stefan Schwenke für seine Gemeinde. "19 Grad am Schreibtisch, das war schon ganz schön kalt", räumt der Gemeindechef ein. In Grundschulen und Kindergärten des Künstlerdorfes habe man im vergangenen Winter die Temperaturen gar nicht so weit abgesenkt, unterstreicht er.

Müssen Schwimmbäder schließen?

Eine Schließung des Worpsweder Hallenbades im kommenden Winter hält Schwenke für unwahrscheinlich – "das wäre für die Menschen, Vereine und Schulen im Ort nicht zumutbar." Eventuell sei eine Schließung zwischen Weihnachten und Neujahr angedacht. Auch in Lilienthal bleibt das Schwimmbad laut der Geschäftsführerin der Wirtschaftsbetriebe Lilienthal (WBL), Tanja Stellmacher, geöffnet. "Und es wird montags auch wieder einen Warmbadetag geben." Zurzeit laufe die energetische Sanierung des Bades. Davon erhofft sich die stellvertretende Bau- und Planungsleiterin Einsparungen im großen Stil.

Welche Maßnahmen sind für den Winter geplant?

Über generelle Energieeffizienzmaßnahmen werde in Lilienthal ab diesem Montag, 4. September, beraten, heißt es aus dem Rathaus. "Wir wollen einen Notfallmaßnahmenplan erstellen – mit den geringsten Eingriffen und dem größten Nutzen", berichtet Bürgermeister Kim Fürwentsches.  Grasberg will laut Finanz- und Liegenschaftsfachbereichsleiter Heiko Hartwig am 10. September über Energiesparmaßnahmen für die Wintermonate im Fachausschuss beraten. "Bis dahin wird auch eine Entscheidung auf Bundesebene erwartet", sagt er. Im Großen und Ganzen gehe man in Grasberg optimistischer in den Winter als im vergangenen Jahr. Aus den Gemeinden und dem Landkreis Osterholz ist zu hören, dass vielerorts inzwischen Heizungsanlagen optimiert und Bewegungsmelder in Gebäuden eingebaut worden seien, LED-Beleuchtung sei überwiegend Standard. Die Raumtemperatur solle nicht weiter abgesenkt, aber reguliert werden. Nach derzeitigem Stand soll diesen Winter warmes Wasser in den Sporthallen fließen. In Grasberg wird eine neue Regelungstechnik Heizung und Beleuchtung optimieren, und Wärmepumpen werden den Neubau der Grundschule versorgen. Dort sollen PV-Anlagen künftig den Eigenverbrauch abdecken. In Worpswede wurden für den kommenden Winter noch keine konkreten Sparmaßnahmen beschlossen, sagt Stefan Schwenke. "Gespräche laufen."

Welche Maßnahmen hatten den größten Nutzen?

In den Schulen im Landkreis Osterholz wurden laut Landkreissprecher Sven Sonström im Vergleich zum Vorjahr rund zehn Prozent an Heizenergie eingespart. Im Vergleich zu 2019, also vor Corona, waren es rund sieben Prozent. Der Stromverbrauch in den Schulen blieb trotz des vermehrten Einsatzes etwa von Smartboards in Bezug auf die Quadratmeterzahl insgesamt konstant, was auf das Nutzerverhalten und zum Teil auf die Umstellung auf LED-Beleuchtung zurückzuführen ist. In den Gebäuden der Kreisverwaltung wurden gegenüber dem Vorjahr rund 25 Prozent an Heizenergie eingespart. Gegenüber 2019 waren das rund 18 Prozent. Der Stromverbrauch sank wegen der reduzierten Öffnungszeiten um fünf Prozent.

Wie bewerten die Gemeinden ihre bisherigen Sparbemühungen?

Die Sparmaßnahmen im vergangenen Winter hätten viel gebracht, berichtet Guido Kahle, Abteilungsleiter für Hoch- und Tiefbau der Gemeinde Worpswede. "Insbesondere die Schließung des Worpsweder Hallenbades und die Absenkung der Temperaturen im Rathaus und den Gemeindebüros auf 19 Grad. Das war zwar wirklich kalt, aber mit einem dicken Pulli im Büro ging's", sagt der Bauingenieur. Zahlenmäßig  habe man Kosten und Nutzen der Maßnahmen noch nicht vollständig erfasst. Auch in Lilienthal sei man aktuell dabei, eine Evaluierung vorzunehmen, berichtet Bürgermeister Fürwentsches. In Grasberg gibt es konkrete Zahlen: Unter Berücksichtigung der aktuellen Tarife fallen für die Gasversorgung rund 130.000 Euro zum Oktober an, berichtet Heiko Hartwig. Für die Stromversorgung habe er rund 92.000 Euro veranschlagt, davon fließen 38.000 Euro allein in die Straßenbeleuchtung. Grasberg rechne allerdings mit Nachzahlungen. Gespart wurde laut Finanzfachbereichsleiter insbesondere durch die fast vollständige Umstellung auf LED und durch die energetischen Optimierungen in der Grundschule, der Sporthalle und im DRK-Kindergarten am Gefkensweg. "Das Alter einiger Heizungsanlagen hat jedoch keine weiteren Einspareffekte ermöglicht", räumt Hartwig ein.

Was wünschen sich die Kommunen?

Im Hinblick auf die stark begrenzten finanziellen Möglichkeiten erwartet man in Grasberg "verlängerte Übergangsfristen für Umrüstungen bei den Wärmeerzeugern sowie eine hohe Förderquote auch für Anlagen in öffentlichen Einrichtungen", stellt Heiko Hartwig klar. Das Ziel des Energieeffizienzgesetzes werde "selbstverständlich unterstützt", sagt er. So sehen es auch die kommunalen Vertreter aus Worpswede und Lilienthal. Bürgerinnen und Bürger hätten im vergangenen Jahr gezeigt, dass sie mitmachen, wenn es darauf ankäme, heißt es aus den Gemeinden. "Wir müssen was tun, wir leben alle auf einem Planeten. Wir wollen fossile Brennstoffe ersetzen – auch, wenn das nicht von heute auf morgen geht", bringt Guido Kahle aus Worpswede die einhellige Meinung der kommunalen Vertreter auf den Punkt. 

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Was hat es mit dem Gesetz auf sich?

Das Bundeskabinett hat den von Minister Robert Habeck (Grüne) vorgelegten Entwurf  des Energieeffizienzgesetzes beschlossen. Damit will die Bundesregierung  dem Energiesparen einen gesetzlichen Rahmen setzen. Mit dem Gesetz legt sie Ziele für die Senkung des Energieverbrauchs fest. Sie entsprechen den europäischen Vorgaben, die sich aus der Reform der EU-Energieeffizienzrichtlinie für das Jahr 2030 für Deutschland ergeben. Außerdem gibt es konkrete Einsparvorgaben für die öffentliche Hand und Effizienzstandards für Rechenzentren. Nun muss der Bundestag über den Entwurf abstimmen.

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