Lilienthal. Die Sportlerinnen und Sportler in den Lilienthaler Vereinen können sich darauf einstellen, dass die Duschen in den Sporthallen im bevorstehenden Winter kalt bleiben. Das haben Lilienthals Kommunalpolitiker am Dienstagabend beschlossen. Die Maßnahme gehört zu dem sieben Punkte umfassenden Paket, das verabschiedet wurde, um die Energieverbräuche der Gemeinde spürbar zu senken und damit dem drohenden Lieferstopp von russischem Gas etwas entgegen zu setzen. Alles passiert mit Blick auf den Appell der Bundesregierung an Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen, 15 Prozent Energie einzusparen, um über den nächsten Winter zu kommen.
Was aus ihrer Sicht maximal machbar wäre, hatte die Lilienthaler Verwaltung in einer Art Maßnahmenkatalog zusammen gefasst, über den am Dienstagabend die Ratsleute im Haushaltsausschuss gemeinsam mit den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses debattierten. Man sei sich im Klaren darüber, dass die Vorschläge keine große Freude auslösen, hatte Verwaltungschef Jürgen Weinert zur Einstimmung gesagt. Doch man müsse es hinbekommen, die Energieverbräuche der Gemeinde zu senken.
Dorfgemeinschaftshäuser bleiben offen
Zu den Ideen gehörte auch, die Dorfgemeinschaftshäuser komplett zu schließen. Doch dazu kommt es nun nicht. Die Politik setzt auf die Eigenverantwortung in den Dorfgemeinschaften, die selber Lösungen erarbeiten sollen, wie sie möglichst viel Energie einsparen könnten. Ratsherr Nikolas Laack (CDU) hatte es so zusammengefasst: Für Einsparungen von vielleicht 2000 Kilowatt Strom sei nicht zu rechtfertigen, die Vereinsarbeit platt zu machen. Ähnlich sahen das auch die anderen Ratsleute.
Auch bei der Straßenbeleuchtung ist ein Kompromiss herausgekommen: Sie soll laut Beschluss im gesamten Gemeindegebiet zwischen 1 Uhr und 4 Uhr in der Nacht abgeschaltet werden, nicht jedoch komplett, wie es ebenfalls zur Diskussion stand. Betroffen ist vor allem der Ortskern, denn dort ist die Straßenbeleuchtung bisher die ganze Nacht hindurch eingeschaltet, während in Seebergen, Kleinmoor, Worphausen, Frankenburg und Lüninghausen schon jetzt die Lichter von eins bis 5 Uhr morgens ausgehen. Polizei und Seniorenbeirat hatten zu verstehen gebeben, dass sie eine Komplett-Abschaltung ablehnen, weil dies zulasten des Sicherheitsgefühls gehe.
Weitreichender als angedacht soll es bei den Ampeln im Gemeindegebiet laufen: Sämtliche 33 Ampeln sollen zwischen 22 Uhr und 4 Uhr morgens ausgeschaltet werden und damit auch jene, die entlang der Straßenbahnlinie 4 aufgestellt sind. Das widerspricht den Anforderungen der Bremer Straßenbahn und des Landkreises Osterholz, die darauf pochen, dass die Ampeln während des laufenden Straßenbahnbetriebs stets angeschaltet sein müssen. Aus Sicht von Ratsleuten wie John Hansen (FDP) oder Kim Fürwentsches (Bündnis90/Die Grünen) ist eine Umstellung sinnvoll – denn nur weil einmal stündlich nachts eine Straßenbahn durch Lilienthal fahre, müssten die Ampeln nicht dauerhaft in Betrieb bleiben. Besser sei es, die Ampeln nur bei Bedarf bei der Durchfahrt der Straßenbahn anzuschalten. Sie denken dabei an eine dauerhafte Lösung, die auch die Kosten der Umstellung rechtfertigen würde.
Heizung runter ab 20 Uhr
Zu einer Ferienschließung der Sporthallen, wie es ebenfalls angedacht worden wer, wird es im bevorstehenden Winter nicht kommen, dafür aber soll die Heizung in dieser Zeit auf zehn Grad heruntergefahren werden. Ansonsten müssen außerhalb der Ferien 15 bis 17 Grad Raumtemperatur reichen.
Warm anziehen müssen sich auch die Besucher von Murkens Hof, des Rathauses oder der Alten Schule Falkenberg: Die Räume sollen in der bevorstehenden kalten Jahreszeit nur bis 20 Uhr beheizt werden, auch wenn sie länger geöffnet sind. Die Politik hält es für zumutbar, wenn in den späteren Abendstunden die Restwärme genutzt wird. Alternativ war überlegt worden, Murkens Hof um 20 Uhr zu schließen, was vor allem für die Volkshochschule problematisch gewesen wäre: Gerade erst hat sie ihr Programm für das neue Semester vorgestellt und darin enthalten sind auch Kurse, die bis 22.30 Uhr laufen. Den Ausfall der Veranstaltungen, so hatte Leiterin Martina Michelsen gegenüber der Verwaltung erklärt, sei für die VHS nicht verkraftbar.
Auch die Ratsleute selbst stellen sich darauf ein, im Winter mit dickem Pulli zu ihren Sitzungen im Rathaus zu erscheinen. Die Idee, in der kalten Jahreszeit früher zu tagen, so wie es bei den Gremien des Landkreises auch passiert, wurde schnell verworfen. Mehrere Ratsleute gehören auch dem Kreistag an, sodass es zu Terminüberschneidungen kommen könnte. Zum anderen ist ein früherer Beginn um 14.30 Uhr für viele der ehrenamtlichen Politiker aus beruflichen Gründen nicht darstellbar, so der Tenor am Dienstag.