Lilienthal. In Lilienthal zeichnet sich allmählich ab, welche finanziellen Ausmaße die Schäden annehmen, die der Gemeinde durch das Hochwasser rund um den Jahreswechsel entstanden sind. Bürgermeister Kim Fürwentsches hat jetzt erstmals öffentlich Zahlen genannt. Demnach sind der Gemeinde für die Bewältigung der Flut bisher Kosten von 810.000 Euro entstanden, noch sei aber nicht alles erfasst. Hinzu kommen Schäden an der Infrastruktur, die sich nach einem ersten Überschlag auf etwa vier Millionen Euro belaufen. "Das wird noch mehr", kündigte der Rathauschef am Dienstagabend im Ratsausschuss für Haushalt, Soziales, Ordnung, Feuerwehr und Senioren an.
Die Gemeinde befürchtet, dass sie auf einem Teil der Rechnungen sitzen bleiben könnte. Vom Niedersächsischen Landtag sind im Nachtragshaushalt insgesamt 110 Millionen Euro an Hochwasserhilfen bereitgestellt worden, auf den Bereich der kommunalen Infrastruktur entfällt laut Bürgermeister landesweit ein Betrag von 25,7 Millionen Euro. Der Topf dürfte kaum ausreichen, um sämtliche Schäden, die den Kommunen durch das Hochwasser entstanden sind, in voller Höhe zu übernehmen. Die Verwaltungsspitze will nun schauen, ob sich in diesem Jahr geplante Investitionen aufschieben lassen. Sollte dies nicht reichen, müsste die Gemeinde einen Nachtragshaushalt beschließen. Laut Kämmerer Hartmut Schlobohm sollte dies, falls nötig, noch vor der Sommerpause geschehen.
Was ist mit dem Bund?
Dass über das Land hinaus auch der Bund Hochwasserhilfen bereitstellt, darauf gibt es bisher zumindest öffentlich keine Hinweise. Die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang hatte bei ihrem Besuch im Lilienthaler Überschwemmungsgebiet finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt und versichert, dass niemand auf den Kosten sitzen bleiben dürfe. "Es ist gut, dass Niedersachsen jetzt vorangeht und finanzielle Hilfe bereitstellt. Auch mit dem Bund finden Gespräche statt. Selbstverständlich wird sich Frau Lang auch weiterhin dafür einsetzen, dass der Bund unterstützt, falls dies notwendig ist", heißt es auf Nachfrage aus der Bundesgeschäftsstelle der Grünen in Berlin.
Zu den Schäden, die die Gemeinde bisher erfasst hat, gehört die Unterspülung des Zollpfads. Im Stadskanaal ist der Gehweg teilweise zerdrückt worden, beim Spieker sind die Verkehrsberuhigungen beschädigt worden, während am Mühlendeich das Straßenpflaster kaputt gegangen ist und auch Versackungen im Gehweg aufgetreten sind. Auf der Schadensliste steht auch die Straße Am Holze, der völlig zerfahrene Schützenplatz, ein unterspülter Wirtschaftsweg am Friedhof Klosterweide, teilweise unterspült wurden auch die Hexenberger Straße und der Truperdeich. In der Gaußstraße wiederum ist der Gehweg teilweise versackt. Auch drei Regenrückhaltebecken sind mit Schmutzwassser durch das Einleiten aus der Kanalisation kontaminiert worden. Unklar ist noch, in welchem Umfang das passiert ist und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Eindringendes Grundwasser hat zudem die Sporthalle am Konventshof und die Kita am Mühlenberg in Seebergen beschädigt.
Applaus für das Krisenmanagement
Bürgermeister Fürwentsches hatte dem Ausschuss und mehr als einem Dutzend Zuhörern im Ausschuss einen detaillierten Bericht zum Hochwasser vorgestellt. Die Ratspolitikerinnen und Politiker finden, dass die Gemeinde einen hervorragenden Job gemacht hat. Es gab Standing-Ovations. "Vielen Dank für das hochprofessionelle Krisenmanagement", sagte Ausschuss-Vorsitzende Evelin Wöstenkühler im Namen aller Ratsleute.